Stadt gibt 17,5 Millionen Euro für Förderschul-Sanierung
20 neue Klassenräume will die Stadt in einem Erweiterungsbau der Christoph-Graupner-Schule ab 2020 einrichten, danach wird der betagte Altbau im Bürgerpark Nord erneuert. Schulpolitiker geben jetzt grünes Licht dafür.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
In den Klassenräumen wie in den Fluren verstellen immer mehr Rollstühle, Gehhilfen und andere Gerätschaften der Graupner-Schüler den Weg.
(Archivfoto: Guido Schiek)
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DARMSTADT - Behinderte Mädchen und Jungen bekommen mehr Platz zum Lernen: 20 neue Klassenräume will die Stadt in einem neuen Erweiterungsbau der Christoph-Graupner-Schule für sie einrichten, danach wird ihr betagtes Schulgebäude am Rand des Bürgerparks Nord erneuert. 2020 sollen Bauarbeiter mit dem millionenschweren Vorhaben anfangen.
Die Politiker des städtischen Schulausschusses gaben jetzt grünes Licht dafür: Sie stimmten auf ihrer Sitzung am Mittwochabend einer entsprechenden Vorlage des Magistrats zu. 17,5 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Eine politisch unstrittige Sache – denn trotz Inklusion entscheiden sich immer mehr Familien dafür, ihre Kinder in die Förderschule zu geben. Was diese in arge Platznot bringt.
Hinzu kommt: Die Zahl der schwerstbehinderten Schüler steigt seit Jahren stetig an, sagt Schulleiterin Stefanie Wenzel. Sie brauchen eine besondere Betreuung und spezielle Rollstühle, Gehhilfen und andere Gerätschaften. Die stapeln sich in den Klassenzimmern und Gängen. Nach Ostern werden 134 Kinder in dem maroden Bau aus den späten Siebzigern beim Lesen, Schreiben, Rechnen und Verstehen gefördert, ausgelegt war die Schule für 75.
In den Klassenräumen wie in den Fluren verstellen immer mehr Rollstühle, Gehhilfen und andere Gerätschaften der Graupner-Schüler den Weg. Archivfoto: Guido Schiek
Nicht nur die Fassade der Christoph-Graupner-Schule braucht eine Erneuerung. Sanierung und Ausbau des Siebziger-Jahre-Baus könnten 2020 beginnen. Foto: Guido Schiek
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Die Zahl der Schüler, die in Hygieneräumen gewickelt werden müssen, hat sich in den letzten acht Jahren fast verdoppelt auf 61. Gefüttert werden müssen 39 (vormals 21), 36 bewegen sich mit Rollstühlen durch die Schule (statt 17). Tendenz: steigend, sagt die Schulleiterin.
Im laufenden Schuljahr meldeten Familien aus Stadt und Kreis 15 Schüler neu an, eine Graupner-Klasse besteht aus höchstens acht Schülern. Dazu kamen vier Kinder, die aus der Inklusion an einer Grundschule ausgestiegen sind. Dass die Idee der Inklusion nicht für alle funktioniert, sehen auch die Politiker inzwischen ein. Thomas Tramer von den Grünen erklärte im Schulausschuss: „Auch in Zeiten der Inklusion nimmt der Bedarf für diese Schulform zu.“ Der Beschluss zu Neubau und Sanierung „würdigt auch die besondere Aufgabe dieser einzigartigen Schule in Darmstadt“. Mit dieser Einsicht hat sich die Politik freilich einige Jahre Zeit gelassen – in der die Schule aus allen Nähten geplatzt ist.
FÖRDERSCHULEN
Drei große staatliche Förderschulen arbeiten in Darmstadt mit Schülern, die unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen. Die Ernst-Elias-Niebergall-Schule versteht sich als „Schule für den Förderschwerpunkt Lernen“ und fungiert hierbei als „regionales Beratungs- und Förderzentrum“. Außerdem gibt es hier „schulische Erziehungshilfe“ für verhaltensauffällige Kinder.
Die Herderschule hat ihren Schwerpunkt in der Sprachheilförderung. Die Christoph-Graupner-Schule hat den „Förderschwerpunkt geistige Entwicklung mit einer Abteilung körperliche und motorische Entwicklung“. Sie dient als „Beratungs- und Förderzentrum“ vor allem für körperbehinderte Kinder an Regelschulen. (two)
Schulleiterin Wenzel erklärte nach der Zustimmung der Schulpolitiker, sie sei „positiv überrascht, dass es mit der Entscheidung jetzt so schnell ging“. Den Bedarf hatte die Schule beim Magistrat schon vor mehr als zehn Jahren angemeldet. „Wir sind räumlich am Anschlag“, hatte Wenzels Vorgängerin dann im Jahr 2014 vor dem Fachausschuss gedrängt. Schuldezernent Rafael Reißer (CDU) hatte ihr damals einen raschen Beginn der Planung in Aussicht gestellt – damals hatte die Stadt die Sanierungskosten auf 5,3 Millionen Euro geschätzt. Dann zog er andere Bauprojekte vor. Die Vorplanung wurde auf Eis gelegt. Inzwischen ist sie Makulatur. Wann die Kinder und Jugendlichen tatsächlich in ihre neuen Räume ziehen könne, ist ungewiss. Die Planer beginne ihr Werk ja erst. Die Zwischenzeit in dem alten, engen Bau zu bestehen, wird für Schüler und Lehrer heikel – „wir sind in Gesprächen mit dem Schulamt“, sagt Wenzel.
Die 17,5 Millionen Euro muss die Stadt nicht allein bezahlen. Der Kreis werde beteiligt, sagte Schuldezernent Reißer, anteilig der Zahl der Graupner-Schüler aus dem Landkreis.