Nach dem letzten Heimspiel am 8. Dezember in der Hinrunde könnten die Bagger am "Bölle" rollen.
Darmstadt. Der SV Darmstadt 98 hat einen Generalunternehmer für den Abriss und den Neubau der Gegengerade des Merck-Stadions am Böllenfalltor gefunden. Wie am Donnerstag zu erfahren war, sind sich die Lilien mit der Firma Hellmich aus Dinslaken am Niederrhein handelseinig geworden. Nach dem letzten Heimspiel der Hinrunde gegen Ingolstadt am 8. Dezember könnten demnach theoretisch die Bagger rollen. Ob sich aber tatsächlich noch vor Weihnachten am „Bölle“ etwas tut oder ob die alte Gegengerade erst ab dem neuen Jahr Stück für Stück verschwindet, bleibt nach Angaben aus Vereinskreisen der Planung des Generalunternehmers überlassen.
Fest steht nur, bis wann er fertig sein muss: Bis zum Sommer 2019 soll der Stehbereich im unteren Rang der neuen Gegengerade fertiggestellt sein. Das Familienunternehmen Hellmich hat in der Fußball-Szene einen guten Ruf. Unter anderem hat die Firma bereits Projekte beim FC Schalke 04 und beim FC St. Pauli sowie in Duisburg, Ingolstadt und Warschau umgesetzt. Die komplette neue Gegengerade soll bis Ende 2019 stehen. Als Kosten werden aktuell 18,5 Millionen Euro veranschlagt. Dies sind rund vier Millionen Euro mehr als ursprünglich in Rede standen. Darüber hatte der Verein bereits informiert und dies mit der aktuellen Hochkonjunkturphase in der Bauwirtschaft begründet, die die 98er kostentechnisch regelrecht „überrollt“ habe.
2000 bis 2500 freie Plätze sollen verteilt werden
In den Betrag ist die Entsorgung des Abraums, auf dem die bisherige Gegengerade steht, eingerechnet. Lilien-Geschäftsführer Michael Weilguny betonte gegenüber dem ECHO, man habe den zum Teil aus Weltkriegsschutt bestehenden Untergrund gutachterlich gründlich untersucht.
Insgesamt soll der Stadionumbau maximal 40,5 Millionen Euro kosten. Die ursprüngliche Kalkulation hatte bei 28,5 Millionen Euro gelegen, der Anteil der öffentlichen Hand ist bei 18,5 Millionen Euro gedeckelt: 15 Millionen entfallen auf die Stadt Darmstadt, 3,5 Millionen auf das Land Hessen. Die GmbH, die die Lilien als hundertprozentige Tochter für die Abwicklung des Stadionumbaus gegründet haben, hat zusätzlich zu den vom Verein ursprünglich zu stemmenden zehn Millionen Euro ein Nachfinanzierungsvolumen von maximal zwölf Millionen Euro vereinbart.
Die Dauerkartenbesitzer sollen so bald wie möglich darüber informiert werden, wie sie Karten für die Heimspiele der Rückrunde im Vorverkauf erwerben können. „Die Beratungen dazu dauern aber noch zehn bis 14 Tage“, so Weilguny. Die 4000 Dauerkarten für die Gegengerade waren nur noch für die Hinrunde verkauft worden. Dem stehen im freien Verkauf auf den übrigen Tribünen 2000 bis 2500 Karten gegenüber.
Gästeblock soll so lange wie möglich stehen bleiben
Keine Sorgen machen müssen sich offenbar die Gäste: Der Abriss der Gegengerade soll an deren südlichem Ende – am Anschluss zur Jonathan-Heimes-Tribüne – beginnen. Dann will man sich Zug um Zug in Richtung Gästeblock vorarbeiten, der so lange wie möglich erhalten bleiben soll und dann für die verbleibende Dauer der Rückrunde möglicherweise durch eine mobile Tribüne ersetzt wird. Falls dies nicht möglich sein wird, könnte man, so Weilguny, die Gäste möglicherweise auf dann wieder bereits fertiggestellte Abschnitte der neuen Gegengerade umquartieren. Die Lilien sind verpflichtet, während des Umbaus etwa 1100 Plätze für Gästefans vorzuhalten.
Ob die Firma Hellmich auch den Umbau der Haupttribüne übernehmen wird, steht noch nicht fest. Da der Stadionumbau öffentlich gefördert wird, muss die Haupttribüne gesondert europaweit ausgeschrieben werden. Die Ausschreibung solle, so Weilguny, 2019 erfolgen. Mit dem endgültigen Abschluss des Umbaus rechnet er „Mitte bis Ende 2021“. Dann soll das Fassungsvermögen von derzeit 17.400 auf 18.600 Plätze gestiegen sein. Etwa 5000 davon sind weiterhin Stehplätze im unteren Rang der Gegengerade.
Von Lars Hennemann