Sprach-Kitas: Stadt Darmstadt wartet noch ab

Gummistiefel – gar kein so einfaches Wort. 24 spezielle Fachkräfte für Sprachförderung gibt es in Darmstadts Sprach-Kitas. Doch wie es für sie und die Kinder nach dem Auslaufen des Bundesprogramms weitergeht, ist noch unklar. Foto: Guido Schiek / VRM Bild

Das Bundesprogramm Sprach-Kitas steht vor dem Aus. In Darmstadt sind 24 spezielle Fachkräfte davon betroffen. Wie es für Erzieherinnen und Kinder weitergeht, ist noch nicht klar.

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DARMSTADT. Die Zukunft der Sprach-Kitas ist ungewiss. Ein Förderprogramm des Bundes soll zum Jahresende auslaufen. Davon finanziert wurden unter anderem zusätzliche Fachkräfte in den Kindertagesstätten, die sich um Sprachförderung gekümmert haben. In Darmstadt sind insgesamt 24 zusätzliche Fachkräfte, 18 aus städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen und sechs bei freien Trägern, vom Auslaufen des Bundesprogramms betroffen. Sie arbeiten in 18 Sprach-Kitas. Das teilt Bürgermeisterin Barbara Akdeniz (Grüne) auf Anfrage mit.

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Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ stärkt das Bundesfamilienministerium seit 2016 die alltagsintegrierte sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik, die Zusammenarbeit mit Familien in den Kitas sowie die Digitalisierung der Kitas. So steht es auf der Internetseite der Sprach-Kitas. Unterstützt werden Kinder, egal welche Muttersprache sie haben. Bei den städtischen Sprach-Kitas haben 1700 Kinder davon profitiert.

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Nun aber läuft das Programm aus. Aber was geschieht mit den spezialisierten Fachkräften? Die Stadt warte derzeit noch ab, wie sich die Bundesregierung und das Land Hessen zur Verstetigung des Bundesprogramms positionieren. Parallel dazu würden Gespräche geführt, inwiefern und in welcher Form das Programm kommunal weitergeführt werden könnte. Damit seien allerdings erhebliche finanzielle Mehrbelastungen zu verzeichnen, erläutert Akdeniz. Doch Christian Brückner, Vorsitzender des Kita-Hauptelternbeirates der Stadt, kann sich nicht vorstellen, dass Kommunen hier einspringen. „Das machen nur Städte, die reich sind.“

Sprachförderung ins neue Kita-Qualitätsgesetz?

Seit mehreren Monaten betonen Fachleute, Träger und Politiker auf allen möglichen Ebenen die Bedeutung des Programms. Auch die Stadt hat sich im August positioniert und fordert seine Fortführung.

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Eine Idee ist, die Sprachförderung als Thema im neuen Kita-Qualitätsgesetz aufzunehmen, erläutert Christian Brückner. Er ist jedoch gegen diesen Plan. Denn wie die Sprachförderung würde auch das Gute-Kita-Gesetz auslaufen und dessen Ideen und das Geld dafür komplett gestrichen. Es würden sich insgesamt Nachteile ergeben.

Städtetag ist auch dagegen

Auch der Deutsche Städtetag ist dagegen. Er lehnt eine Verknüpfung der Sprachförderung und ihrer Finanzierung mit dem Kita-Qualitätsgesetz entschieden ab. Zum einen sieht das Kita-Qualitätsgesetz gegenüber dem bisherigen Fördervolumen des Gute-Kita-Gesetzes keine Erhöhung der Fördersumme vor, mit der diese Weiterfinanzierung sichergestellt werden könnte. Die Sprachförderung könnte daher nur durch Abstriche finanziert werden.

Zum anderen würden die bis zum Jahresende befristeten Arbeitsverträge mit den Sprachförderfachkräften nicht verlängert werden können. „Wir gehen davon aus, dass tausende Sprachförderfachkräfte sich bereits jetzt beruflich umorientieren“, schreibt der Städtetag. Er fordert eine Zusage der Bundesregierung, dass das Programm Sprach-Kitas zusätzlich zum Kita-Qualitätsgesetz vollständig und unbefristet weitergeführt wird.

Die Sprach-Kitas haben das durchgerechnet. Bei derzeit zirka 7000 Sprachkita-Förderungen zu jeweils rund 25.000 Euro jährlich würden etwa 175 Millionen Euro Kosten pro Jahr entstehen.