Wie Solidarität gelebt werden kann, zeigt die Darmstädter Postsiedlung seit Jahren schon ganz praktisch - umso mehr in der Pandemie.
DARMSTADT. Vor fünf Jahren hat sich der Nachbarschaftsverein „Zusammen in der Postsiedlung“ in Darmstadt gegründet und mit seiner Arbeit im Quartier schon hessenweit mediales Aufsehen erregt. Ein ehemaliger Laden als Treffpunkt, Frühstück und wöchentlicher Mittagstisch für alle – gesponsert für Hilfeempfänger –, die Einrichtung eines Biotops, der Spieleschrank, der öffentliche Zeitungskiosk, wo Anwohner ihre ausgelesenen Exemplare für ihre Nachbarn hinterlassen: Es ist eine Vielzahl von Aktivitäten, die gerade auch den Alten und Einsamen das Bleiben in der gewohnten Umgebung erleichtert.
Ausgerechnet im Corona-Jahr ist ein paar hundert Meter vom Quartierszentrum weg der Umsonstladen dazugekommen. Er musste während der Lockdowns wieder schließen – aktuell hat er seit Mitte Dezember zu. Als „Ort der Begegnung“ fällt er seither weg. Aber, sagt der Vereinsvorsitzende Bastian Ripper, „wir bieten den Umsonstladen to go an“. Was immer es dort gibt, wird auf Bestellung ausgeliefert. „Die Leute fragen gezielt nach Spielen“, weiß er, übrigens auch nach Daddelkram für Playstation & Co. Im Januar wurden von einer Schaustellerfamilie tausend Plüsch-Einhörner gespendet und nahezu stadtweit verteilt.
Den Mittagstisch gibt es derzeit nur zum Mitnehmen, dazu auch eine Bio-Kochbox, die drei Hauptmahlzeiten mit Rezepten enthält. „Natürlich wird da auch mal ein Schwätzchen gehalten“, sagt Bastian Ripper. Coronakonform, versteht sich.
Jüngstes Projekt ist ein denkmalgeschützter Kiosk aus den 1950er Jahren am Rand des Quartiers, der auch zur Begegnungsstätte werden soll, sobald die Pandemie dies zulässt. „Die Postsiedlung ist ein ganz normales Quartier“, stellt Ripper fest. „Der Unterschied ist ein Stamm an Leuten, die Lust haben, konkret etwas anzupacken.“