Gesundheits-Tipp: Der Minicomputer am Handgelenk zeichnet Daten auf, die über die Herzgesundheit Aufschluss geben. Der Darmstädter Arzt Dr. Tobias Leitsch erklärt die...
DARMSTADT. Viele Menschen nutzen sogenannte Wearables, um sportlich fit zu bleiben. Das sind kleine Computer, die sich am Körper tragen lassen und die permanent bestimmte Daten aufzeichnen und verarbeiten. Dazu zählen zum Beispiel Fitness-Tracker und Smartwatches. Wie eine Armbanduhr am Handgelenk getragen, können sie etwa die Pulsfrequenz, die Zahl der Schritte, die Sauerstoffsättigung oder den Schlafrhythmus ihres Trägers aufzeichnen, analysieren und damit weitere Werte berechnen.
Aber auch in der Kardiologie können solche Wearables wertvolle Hinweise liefern. Beispielsweise leiden manche Menschen unter Herzrasen, das in Anfällen auftritt und sich mit einem Langzeit-EKG aber nicht fassen lässt. Hier könnten die Pulsaufzeichnung der kleinen Geräte Aufschluss darüber geben, wann und vor allem wie schnell der Puls ansteigt. Ändert sich die Frequenz ohne äußeren Grund sprunghaft, spräche das für ein Vorhofflimmern, eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen, die unbehandelt das Risiko für Schlaganfälle deutlich erhöht. Eine weitere wichtige Information ist, wie sich der Puls während des Schlafs verhält. Üblicherweise ist er hier deutlich langsamer als im wachen Zustand. Bleibt er zu schnell, kann das ein Hinweis auf Ernst zu nehmende Erkrankungen wie etwa eine Schilddrüsenüberfunktion, sein.
Seit einiger Zeit gibt es außerdem Smartwatches, die über eine EKG-Funktion verfügen. Sie zeichnen nicht nur permanent die Pulsfrequenz, sondern auch die elektrische Erregung des Herzens immer dann auf, wenn der Träger einen Sensor an der Uhr berührt. Dieser Sensor fungiert dabei als eine Elektrode. Eine zweite befindet sich an der Armseite der Uhr. So kann die Smartwatch die elektrischen Ströme aufzeichnen, die bei einer Erregung des Herzens über die Haut weitergeleitet werden. Anhand dieser Aufzeichnungen können Kardiologen dann zusammen mit anderen Befunden nicht nur Vorhofflimmern, sondern auch andere Herzrhythmusstörungen diagnostizieren.
Allerdings lassen diese kleinen EKG der Smartwatches keine Rückschlüsse auf die Herzdurchblutung zu. Um zum Beispiel einen Herzinfarkt zu diagnostizieren, braucht es ein EKG mit mehreren Kanälen, also eine Aufzeichnung über weitere Elektroden an der Brustwand und den Extremitäten. Wichtig ist außerdem zu wissen, dass Smartwatches – selbst mit EKG-Funktion – keine Kassenleistung darstellen.
Von Dr. Tobias Leitsch