Schüler und Lehrer gehen in Darmstadt auf die Straße beim ersten "Fridays for Future"-Protest. Die Veranstalter sprechen von rund 4000 Teilnehmern.
DARMSTADT. "Wir streiken, bis ihr handelt!" Unter diesem Motto fanden sich am Freitagvormittag Schüler und Studenten aus Darmstadt und Umgebung zusammen, um sich für den Klimaschutz stark zu machen. Im Rahmen der aktuellen Bewegung "Fridays for Future" wollten sie ein Zeichen setzen. Um 10 Uhr versammelten sich die Streikenden und zogen mit selbstgemachten Schildern, Ratschen und Pfeifen durch die Innenstadt, wo sie sich schließlich am Luisenplatz wieder trennten.
Rodan Zeybek hatte die ganze Veranstaltung initiiert. Weshalb es in Darmstadt mit seiner grünen Regierung nicht schon früher eine solche Initiative gab, kann er sich nicht erklären. "Vielleicht werden die Probleme jetzt immer präsenter. Die Leute sehen, dass nicht genug in der Politik umgesetzt wird." Gerade weil die Grünen generell stärker würden, seien die Menschen für solche Themen sensibilisierter geworden. Zeybek hatte Kontakt zu anderen Interessierten gesucht und schnell Mitstreiter gefunden. Mittlerweile gebe es mehrere Gruppen über WhatsApp oder Facebook, die über 1000 Mitglieder zählten. So konnte man den Streik dann auf die Beine stellen.
Mit etwa 1500 Teilnehmern rechnete die Polizei, laut Angaben des Veranstalters wurde diese Zahl weit übertroffen: Bis zu 4000 Leute seien zu Beginn gezählt worden. Einige der Teilnehmer fehlten in der Schule unentschuldigt, andere wurden von den Schulen unterstützt. "Was bringt es, jetzt in die Schule zu gehen, wenn wir später eine schlechte Zukunft haben?", fragt die Neuntklässlerin Alicia Collier. Sie kam von der Bernhard-Adelung-Schule, die ganz bewusst mit Schülern und auch Lehrern am "Fridays for Future" teilnahm.
Marienhöhe-Schüler Zeybek sieht das auch so. In drei Wochen stehe die erste Abiturprüfung an. Natürlich sei es wichtig zu lernen, doch auch die Klimapolitik sei wichtig für die Zukunft der jungen Menschen. "Letztlich ist das alles eine Frage, wie man sich selbst organisiert", findet er. Dass streiken und demonstrieren alleine nicht ausreicht, weiß Zeybek. Man müsse auch auf sich selbst schauen und in kleinen Schritten vorangehen, beispielsweise indem man die öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt nutze. Andere Schulen spenden etwa ihre Reste an die Tafeln. "Wir wollen weg von der Wegwerfgesellschaft", sagt er optimistisch.
Während des Streiks gab es mehrere Kundgebungen des Veranstalters. Zeybek betonte, dass es an der Zeit sei, sich zu entscheiden: "Will ich nur zusehen, oder will ich etwas dagegen tun?" Dem Klimawandel sei es egal, ob das Abitur anstehe. Man müsse die Politik aufrütteln und für den Klimaschutz kämpfen. Einige der Teilnehmer sehen in der Veranstaltung auch eine Möglichkeit, kurz vor der Europawahl nochmals auf die Themen hinzuweisen, die der jungen Generation am Herzen liegen und ihre Zukunft gefährden könnten.
Das Ganze soll nicht bei einem einmaligen Streik bleiben, weitere sind geplant. Am 15. März ist ein bundesweiter Streik angesetzt, an dem die Darmstädter sich beteiligen wollen.