Der Darmstädter Heimatverein war einer der Anreger, die ein Mundart-Projekt für Schüler ins Rollen brachten. Die 24 Schüler des 8a der Bernhard-Adelung-Gesamtschule stammen aus 19 Ländern. Ihr Song geht so gut ins Ohr, dass er jetzt auch auf Video gebannt werden soll,
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Und Action: Regisseur Axel Röthemeyer (rechts) nimmt auf, was sich Neuntklässler der Bernhard-Adelung-Schule als Choreografie für ihr Hip-Hop-Video ausgedacht haben.
(Foto: Guido Schiek)
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DARMSTADT - Ein cooler Hip-Hop-Groove bollert im Herzen des Martinsviertels. Dazu hopsen junge Mädchen und Jungen im Takt, schlenkern die Arme und singen mit: „Schwarz, gelb, weiß is doch egal/morje finnes eh all normal!“ Neuntklässler der Bernhard-Adelung-Schule haben den Mundart-Rap gedichtet, jetzt basteln sie in einem Kellerstudio nahe dem Friedrich-Ebert-Platz am Video. Denn das Ding muss in die Welt hinaus, finden die Initiatoren des Projekts.
Martinsviertler Köroglu coacht die Talente
Felix Hotz vom Darmstädter Heimatverein ist einer der Initiatoren, die das Projekt vor genau einem Jahr ins Rollen brachten. Die Mundart zu nutzen, um dadurch etwas Verbindendes zu stiften: Das sei die Idee gewesen. Die 24 Schüler der 8a der Gesamtschule stammen aus 19 Ländern, der Zusammenhalt, sagten die Lehrer damals, war nicht der beste. Das sollte sich ändern.
Die Mundart-Fachfrau Marga Hargefeld von der Hessischen Spielgemeinschaft machte die Schüler mit ortstypischen Begriffen wie „geriwwelt“ vertraut. Der „Besidos“-Musiker und Martinsviertler Hüseyin Köroglu kam ins Klassenzimmer, drückte den Jugendlichen ein Aufnahmemikro in die Hand und ließ sie rappen – im südhessischen Idiom, das kaum einer kannte und das fast alle erstmal lernen mussten. Das Ergebnis: der Heimat-Multi-Kulti-Song „Bei uns in der Stadt wird Gude gesagt“.
ZUM VIERTEN MAL
Zum vierten Mal wird in diesem Jahr der „Spirwes“ vergeben – der Preis für „Maulkunst und Lebensart“, den der Heimatverein „Darmstädter Heiner“ in Zusammenarbeit mit der Hessischen Spielgemeinschaft 1925 und dem Darmstädter Kikeriki-Theater verleiht. Der „Spirwes“ gilt in Ernst Elias Niebergalls Darmstädter Lokalposse „Datterich“ als die wohl darmstädterischste Figur: passiv beobachtend und bissig kommentierend.
Unterstützt wird der Preis zur Stärkung der Mundart vom Darmstädter Technologie- und Wissenschaftsunternehmen Merck, der Volksbank Darmstadt Südhessen, dem Staatstheater Darmstadt und dem ECHO. Der Preis wird jährlich durch den Präsidenten des Heimatvereins „Darmstädter Heiner“ im Rahmen des Heinerfestes verliehen. Die Preisvergabe ist für den 29. Juni im Staatstheater Darmstadt vorgesehen.
Der Preis ist dotiert mit einem Preisgeld in Höhe von 3500 Euro. Bewerbungen sind in digitaler Form einzureichen. Bewerbungsschluss ist der 31. März. (red)
Bei der Verleihung des Mundart-Preises „Spirwes“ im vergangenen Sommer führten die jungen Heimatdichter ihr Werk live auf großer Bühne auf. Dem Mundart-Aktivisten Felix Hotz war sofort klar: „Das muss weitergehen.“ Was auch die Schulleitung fand, und die Schüler sowieso, die inzwischen brennen, auf südhessisch zu rappen. „Die bekommen über den Dialekt auch die Chance, sich mit unserer Stadt zu identifizieren“, hofft Hotz. „Ein Leuchtturmprojekt“, findet er. Er hofft, dass es auch auf andere Schulen abstrahlt.
Damit sich das gerappte „Gude“ verbreitet, wird in den nächsten Monaten das passende Video produziert. Köroglu coacht die Talente in kleinen Gruppen, der Filmemacher Axel Röthemeyer führt Regie und hält die Kamera drauf. Die Choreo besorgen die Mädchen und Jungen selbst. Nicht alles lässt sich umsetzen: Köroglu erzählt, beim ersten Brainstorming kam die Vorstellung, „dicke Autos und Mädels“ ins Bild zu rücken, Hip-Hop-Style eben. Inzwischen seien die Ideen etwas auf Stadtteilformat heruntergekocht. Aber nicht weniger lebendig.
Am 29. Juni muss alles ausgetanzt und aufgenommen sein – dann wird der nächste „Spirwes“ verliehen, und das Video feiert Weltpremiere.