Schüler drehen Film für Schau im Landesmuseum

Generalprobe mit (v.li.) Elias Grünewald (10 J.) als Charles Willson Peale, Finia Kraft (10 J.) als Charles le Moyne de Longueuil und Linus Hoof (9 J.) als Rembrandt Peale. Foto: Dirk Zengel

In der Ausstellung "American Heiner" erzählen Kinder die sensationelle Geschichte des Darmstädter Mammuts. Dafür schlüpfen sie in die Rollen der damaligen Entdecker.

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DARMSTADT. Man merkt sofort, dass Finja, Elias und Linus Bühnenerfahrung haben. In ihren historischen Kostümen bewegen sich die drei Nachwuchsschauspieler sehr souverän, nur der Panzer, den Finja alias Charles le Moyne de Longueuil trägt, ist ein bisschen hinderlich beim Rennen. „Der Panzer köpft mich“, seufzt sie, als er ein Stück Richtung Kinn rutscht. Und der Zylinder, den Elias alias Charles Wilson Peale auf dem Kopf hat, ist auch eine Herausforderung. Er muss zunächst ein bisschen ausgestopft werden, damit er sitzt und nicht wackelt.

Ansonsten aber sind Finja, Elias, Linus, Isabelle und Yaron bereit für den großen Filmdreh, der sie bei der Ausstellung „American Heiner – Ein Mammut macht Geschichte“ , die am 25. März im Hessischen Landesmuseum eröffnet wird, zu jungen Stars machen wird. Denn die Geschichte dieses weltbekannten fossilen Elefantenskelettes, das nach seinem Entdecker auch „Peale’s Mastodon“ genannt wird, soll bei der Ausstellung im Landesmuseum von den Kindern erzählt werden.

Kinder sind gut für den Dreh vorbereitet

Und so schlüpfen die Darmstädter Schülerinnen und Schüler in die Haut von Alexander von Humboldt (Yaron), Thomas Jefferson (Isabelle), Charles Wilson Peale (Elias) Rembrandt Peale (Linus) und Baron de Longueuil (Finja) und spielen in etwa zweiminütigen Szenen die Rolle der jeweiligen Personen im Zusammenhang mit dem Mastodon nach. Peale ist erfolgreicher Künstler und Mitbegründer des naturhistorischen Museums von Philadelphia, Baron de Longueuil der wagemutige Entdecker, Thomas Jefferson der Staatsmann. Kinder die Rolle von herausragenden Persönlichkeiten spielen zu lassen, sei ein Konzept, das in amerikanischen Museen durchaus erfolgreich umgesetzt werde, sagt der Leiter der Abteilung Bildung und Vermittlung des Landesmuseums, Dr. Lutz Fichtner. „Ganz nach dem Brecht‘schen Prinzip“, sagt Fichtner. Natürlich könne Finja nicht der Baron sein; „doch das ist ja gerade der Bruch, der das Konzept so charmant macht.“

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Bei der Generalprobe am Freitag zeigt sich, dass die jungen Darsteller bestens für den richtigen „Dreh“ am Samstag vorbereitet sind. Ihre Texte haben sie auswendig gelernt, und da sie als Einzelpersonen agieren, können sie sich ganz auf ihre Rolle konzentrieren. Dass sie keine Anfänger sind, merkt der Besucher der Generalprobe sofort; selbstbewusst sind ihre Stimmen, die Haltung ist es ebenso. Während Finja es spannend findet, die Rolle des kessen Barons zu spielen, genießt Elias, ein reicher Museumsbesitzer zu sein; und Linus findet sich mit der Nickelbrille auf der Nase einfach klasse.

„Sie sind toll, haben eine schnelle Auffassungsgabe“, lobt Regisseur Dominic Friedel. Der freiberuflich tätige junge Mann kennt die fünf schon von einem früheren Bühneneinsatz bei dem Stück „Michael Kohlhaas“, das 2019 im Staatstheater aufgeführt wurde. „Wir kommunizieren auf Augenhöhe“, sagt Friedel, der mit ebenso großem Elan bei der Sache ist wie die Akteure selbst.

Regisseur ist begeistert

Es sei „beglückend“, die Kinder in Aktion zu sehen. „Sie müssen sich nicht verbiegen, sondern können ihre erwachsenen Rollen als Kinder spielen. Das macht es so spannend“, sagt Friedel. Und natürlich solle die filmische Umsetzung auch Spaß machen. „Das ist ja kein Drill-Camp“, so der Regisseur. Dennoch haben die Schillerschülerin Finja (10), Schulkamerad Linus (9) und Lio-Schüler Elias (10) ganz schön an ihren Monologen arbeiten müssen, damit sie bei den Dreharbeiten sitzen; denn vor laufenden Kameras und großen Mikrofonen ist das doch noch einmal eine andere Sache als zu Hause.

Wenn die Filmszenen im Kasten sind, dann können sich die Nachwuchsschauspieler auf den Besuch der Ausstellung freuen. Dort werden neben ihren Filmszenen auch großformatige Wandzeichnungen und Comic-Strips des Berliner Illustrators Niels Schröder die facettenreiche Geschichte des Darmstädter Mastodons und die historischen Hintergründe erläutern.

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Das Darmstädter Mammut ist das erste museal montierte Skelett eines fossilen Elefanten in Nordamerika. Alexander von Humboldt bewunderte das Skelett, als er am Ende seiner amerikanischen Reise im Frühsommer 1804 Station in Philadelphia machte. 1854 kam es über Umwege nach Darmstadt und ist damit seit über 150 Jahren ein Darmstädter oder eben ein echter „Heiner“, dessen sensationelle Geschichte nun von Heinermädchen und Heinerbuben erzählt wird.