Richtfest für Gebäude mit 77 Wohnungen in der Lincoln-Siedlung
Von Marc Wickel
Richtfest wird beim zweiten Projekt des Bauvereins in der Lincoln-Siedlung gefeiert. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm )
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DARMSTADT - Noch ein Richtfest in der Lincoln-Siedlung konnte die Bauverein AG am Mittwoch feiern. Vor zwei Wochen ging es um 146 geförderte Wohnungen an der Ecke Einstein- und Franklinstraße. Nun war ein Kranz für 77 frei finanzierte, barrierefreie Mietwohnungen in der Franklinstraße aufgezogen. Die Wohnungen werden im Mai 2019 bezugsfertig sein, kündigte Bauvereinsvorstand Armin Niedenthal an. Auf die Wohnungen in dem viergeschossigen Bau werde man sich voraussichtlich ab Herbst bewerben können.
„Eine Zahl ist interessant“, sagte Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) beim Richtfest. Für die 77 Wohnungen gebe es nur zwölf Stellplätze. Daran werde man sie orientieren müssen, sagte er, da nur mit weniger privaten Autos die Verkehrs- und Abgasprobleme sozialverträglich gelöst werden könnten.
Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft, hält auch aus Kostengründen neue Mobilitätskonzepte für notwendig. Weniger Autos bedeute auch weniger Stellplätze, was auch die Kosten beim Wohnungsbau senke. „Tiefgaragen sind verdammt teuer“, nannte er ein Beispiel, „die treiben die Baukosten und die Mieten nach oben.“ Ein Tiefgaragenplatz erhöhe die Baukosten um 20 000 bis 30 000 Euro. Mit Carsharing, Lastenfahrrädern oder Call-a-Bike-Diensten sollte es möglich werden auf private Pkw zu verzichten, ohne dass es auf Kosten der Mobilität gehe, sagte Tausendpfund.
Das Besondere an den 77 Wohnungen ist, dass die Bauverein AG an der Stelle eigentlich den Bestand entkernen und aufstocken wollte. Dann aber habe es Probleme mit der Bausubstanz gegeben, sagte Torsten Handke, Projektleiter der Konversionsprojekte in der Lincolnsiedlung. Unter anderem hätten die Wohnungen keine richtige Wärmedämmung und keinen Trittschallschutz gehabt, nannte er zwei Beispiele. Aber wenn man Trittschallschutz nachrüste, würden die Wohnungsdecken niedriger. „Faktoren, die wesentlich waren, haben nicht funktioniert“, erklärte er, warum man mit dem Architekturbüro „werk.um architekten“ auf Abriss und Neubau umgeschwenkt war. Womit auch barrierefreie Wohnungen möglich werden.
Geplant sind laut Torsten Handke acht Ein-Zimmer-Wohnungen, 15 Zwei-Zimmer-Wohnungen, 29 Drei-Zimmer-Wohnungen, 21 Vier-Zimmer-Wohnungen und fünf Fünf-Zimmer-Wohnungen.
Es wird also zur Zeit recht viel gebaut. „Darmstadt ist attraktiv, hat Arbeitsplätze und die Menschen möchten stadtnah wohnen“, erklärt Bauvereinsvorstadt Niedenthal, dass wegen Nachfrage gebaut werde.
Axel Tausendpfund nannte im Gespräch mit dem ECHO als generelle Gründe für den aktuellen Wohnungsbau mehr Geburten und Zuzüge aus dem europäischen Ausland. „Wir haben auch eine Binnenwanderung in die Schwarmstädte“, wies er hin.
Aber der Wohnungsbau habe dennoch nur leicht zugelegt, gab Tausendpfund zu bedenken. „Der Boom ist vorbei, bevor er angefangen hat.“ Es gebe jetzt schon wieder bundesweit einen Rückgang bei den Baugenehmigungen, obwohl Bedarf vorhergesagt sei.
Bedarf in Hessen noch lange nicht gedeckt
Deutschland benötige pro Jahr 400 000 Wohnungen, nannte Tausendpfund Zahlen, fertiggestellt würden jedoch nur rund 300 000. „In Hessen brauchen wir bis zum Jahr 2020 jedes Jahr rund 37 000 Wohnungen, fertiggestellt werden aber nur um die 20 000.“ Bis 2040 brauche Hessen insgesamt 500 000 zusätzliche Wohnungen. „Davon müssten alleine 85 Prozent im Rhein-Main-Gebiet entstehen“, verwies er auf Zahlen der Landesregierung.