Rheinstraße bleibt gefährlich

Der Umbau für die Rheinstraße ist geplant. Die Aktivisten vom "Radentscheid Darmstadt" drängen auf andere Alternativen.

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DARMSTADT. Radeln auf der Rheinstraße bleibt riskant - auch nach dem Umbau der Straße, den der Magistrat jetzt plant. Kraftfahrer, die beim Rechtsabbiegen die Radfahrer gefährden, Radler, die deshalb auf den Gehweg ausweichen und so den Fußgängern in die Quere kommen: An dieser Misere wird sich im stark befahrenen Abschnitt Richtung City zwischen Hindenburg- und Neckarstraße nichts ändern, sagen die Aktivisten von "Radentscheid". Sie drängen darauf, dass die Politiker im Stadtparlament auch Alternativen in den Blick nehmen, wenn sie am Dienstag über die Pläne des Magistrats abstimmen sollen.

Halb sechs an der Rheinstraße, kurz vor der Kreuzung Neckarstraße: Der Darmstädter Feierabendverkehr brummt auf Hochtouren. Autos, Laster, Radler und die ersten Mopedfahrer des Frühlings wuseln sich durch das kleine Labyrinth der gelben Markierungen. Die hat die Stadt letztes Frühjahr aufgebracht, für ihren "Verkehrsversuch mittlere Rheinstraße". Ergebnis: Die Straße wird nun anders aufgeteilt, der Kraftverkehr wird neu gelenkt, Radler und Fußgänger sind im letzten Abschnitt an der Grafenstraße durch Poller geschützt - doch der Weg dahin ist weiter mit Gefahren gespickt, sagt David Grünewald vom Verein "Radentscheid", "und das gilt für alle Verkehrsteilnehmer, auch die Autofahrer fühlen sich dabei nicht wohl." Dabei gäbe es Alternativen.

Vor Ort zeigt Grünewald auf einem Plan, wie die aussehen könnten. Nach dem Entwurf des Magistrats, der bereits ab April umgesetzt werden soll, gibt es auf dem Abschnitt bis zur Neckarstraße demnächst eine markierte Spur fürs Geradeausfahren und eine "Fahrradweiche" - schlicht eine Spur für die Rechtsabbieger auf zwei Rädern. Da sehen die Aktivisten zwei Probleme. Erstens mündet der markierte Rad-Abbieger rasch in die Autospur der Rechtsabbieger - die Radler stehen dann eingezwängt zwischen den Karossen. Zweitens: Die neuen Radspuren sind nicht durch bauliche Elemente abgetrennt vom übrigen Verkehr, echte "Schutzstreifen" sehen anders aus, sagen die Kritiker. Fazit: "Es gibt für alle keine Verbesserung" - als Ergebnis einer absehbar aufwendigen und kostspieligen Baumaßnahme schon ein wenig mager, findet Grünewald. "Das ist kein Gewinn."

350 000 Euro wird der Umbau kosten, so die Vorlage. Allein das Abfräsen der bisherigen Beläge an dieser Stelle wird mit 23 000 Euro veranschlagt, das Herstellen der neuen Deckschicht 34 500 Euro. Alles finanziert aus dem neuen "Vier mal vier"-Programm der Stadt. Damit sollen in vier Jahren je vier Millionen Euro für den Ausbau des Radverkehrs ausgegeben werden.

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Der Verein schlägt vor, das Geld in mehr Sicherheit zu investieren. Eine "geschützte Kreuzung" könnte das leisten, glauben die Aktivisten. Tim Kress hat das in einer Visualisierung dargestellt. Dabei würden die Radler auf einem baulich abgesetzten breiten Streifen Richtung City fahren. An der Kreuzung mit der Neckarstraße würden sie deutlich vor den wartenden Kraftwagen anhalten und wären über die Kreuzung weg, "bevor die Rechtsabbieger überhaupt in ihre Nähe kommen", sagt Grünewald. Wie man sowas baut, das könne man mal wieder von den Holländern lernen.

Die Aktivisten hoffen, dass die Politiker nochmal nachdenken, bevor sie der Vorlage ihren Segen geben. Wie es geschmeidig laufen könnte, das zeigen die Pläne für den folgenden Straßenabschnitt Richtung Luisenplatz bis zur Grafenstraße. Dort sind die - künftig breiteren - Wege der Fußgänger und Radler klar abgesetzt und gut geschützt - und die Verkehrsaktivisten voll des Lobes. "Das sollen die so machen, wunderbar", sagt Grünewald.

Der ADFC-Sprecher Thomas Grän sieht das genauso. "Unter Druck der Initiativen ist es gelungen, die Planungen erheblich zu verbessern", hatte er erklärt. Die künftige Verkehrsführung sei "ein großer Schritt nach vorne". Ähnlich positiv äußerte sich Tim Kress von der Initiative "Darmstadt fährt Rad". Die Pläne könnten die Qualität für alle steigern - auch für die Geschäftsleute auf diesem Abschnitt: "Die Rheinstraße ist dann als Flaniermeile im urbanen Gefüge nutzbar."