Regionale Sieger des Europäischen Schulwettbewerbs geehrt
Von Sebastian Philipp
„In Vielfalt geeint – Europa zwischen Tradition und Moderne“ hieß das Thema, mit dem sich die Schüler im 64. Europäischen Wettbewerb auseinandergesetzt hatten. Foto: Karl-Heinz Bärtl
( Foto: Karl-Heinz Bärtl)
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DARMSTADT - Ist Europa wichtiger geworden? Jetzt, wo wir Europäer uns nicht mehr so sicher auf ehemals freundschaftlich verbundene Partner wie die USA verlassen können? In einer Zeit, die Phänomene wie den Brexit hervorgebracht hat?
Deutlich wurde am Dienstagvormittag im Regierungspräsidium Darmstadt (RP) jedenfalls eines: Viele junge Menschen schätzen die Idee eines geeinten Europas. Sie malen sogar Bilder zum Thema, formen Collagen, drehen Videos oder machen Musik. Dafür wurden nun die regionalen Landessieger des 64. Europäischen Wettbewerbs geehrt, der in diesem Jahr das Thema „In Vielfalt geeint – Europa zwischen Tradition und Moderne“ trägt. 55 Schüler wurden mit Urkunden und Sachpreisen ausgezeichnet.
„Ich denke, Europa würde gerne eine Einheit sein, aber da muss noch viel passieren“, sagt Yasmin Winter. Die 15-Jährige, die in Groß-Umstadt auf das Max-Planck-Gymnasium geht, hat für Barcelona eine fiktive Bewerbung als Kulturhauptstadt verfasst. „Da konnte ich eigene Erfahrungen mit einbringen“ – schließlich hat sie dort schon einmal Urlaub gemacht. „Für mich ist es ganz selbstverständlich, dass ich in Europa überall hinfliegen kann.“ Es ist das Europa der jungen Menschen, von dem Yasmin Winter spricht. Erfahrungen geschlossener Grenzen sind ihr fremd.
SIEGER
Ausgezeichnet wurden Schülerinnen und Schüler der Edith-Stein-Schule (Darmstadt), Georg-Büchner-Schule (Darmstadt), Gerhart-Hauptmann-Schule (Griesheim), Justin-Wagner-Schule (Roßdorf), Justus-Liebig-Schule (Darmstadt), Max-Planck-Gymnasium (Groß-Umstadt) sowie des Schuldorfs Bergstraße (Seeheim-Jugenheim). (phil)
Teilnehmer greifen auch kritische Punkte auf
Erich Efremov, Achtklässler an der Justus-Liebig-Schule in Darmstadt, hat sich in einer Fotomontage der Vision eines Europas gewidmet, wie es in zehn Jahren aussehen könnte. Aus unterschiedlichen Gebäuden hat Erich ein großes neues Haus gebaut, das Europa symbolisiert. „Ja, eigentlich fühle ich mich schon als Europäer“, überlegt er.
Doch es gibt auch kritische Themen, die die Schüler aufgegriffen haben. Hannah Buick (16) etwa bedauert, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen an vielen Orten in Europa noch nicht weit genug vorangeschritten ist. „Ich fand das wichtig, weil es ein Thema ist, was uns täglich beschäftigt“, sagt die Schülerin der Justus-Liebig-Schule.
Für Antje Naumann-Huber, Lehrerin von Erich und Hannah, gehört der Europäische Wettbewerb seit 2000 fest zum Programm. „Es ist schön, fächerübergreifend zu arbeiten“, sagt die Kunstlehrerin, die es sehr schätzt, dass ihre Schüler sich frei dem Thema des Wettbewerbs widmen können und selbst entscheiden, in welcher Technik sie arbeiten.
An der großen Bedeutung Europas ließen vor der eigentlichen Ehrung der Schüler weder die Wettbewerbsbeauftragte Kerstin Wesp noch Nicole Ohly-Müller für das Europäische Informationszentrum des RP, Santi Umberti von der Europa-Union und Stadträtin Iris Bachmann (Bündnis 90/Die Grünen) Zweifel. Dass in diesem Jahr deutschlandweit etwa 80 000 junge Menschen mit dem Wettbewerb erreicht wurden und damit zehn Prozent mehr als im Vorjahr, freute Ohly-Müller besonders. „Es wäre schön, wenn dieser Zuwachs auch ein Ergebnis der Notwendigkeit wäre“, betonte sie, dass in Bewegungen wie „Pulse of Europe“ ein starkes, emotionales „Ja zu Europa“ Woche für Woche auf die Straßen getragen werde. Umberti wies darauf hin, dass 70 Prozent der Bundes- und Landesgesetzgebung von EU-Recht geprägt sei. An die Schüler im Raum richtete er einen Appell: „Macht bitte weiter. Europa ist sehr, sehr wichtig, insbesondere für die junge Generation.“