Radschnellweg: ADFC und "Radentscheid" bemängeln Missachtung von Standards und Verlauf in Darmstadt
Kritik an der Planung des Radschnellwegs von Darmstadt nach Frankfurt üben der Radfahrerverein ADFC und die Darmstädter Initiative "Radentscheid". Bemängelt werden insbesondere die vorgesehene Streckenführung in Darmstadt und die Missachtung von Radschnellweg-Standards auf der Gesamtstrecke.
Von Daniel Baczyk
Redaktion Südhessen
Die Pläne für den Radschnellweg von Darmstadt nach Frankfurt stößt nicht überall auf Gegenliebe. Foto: m.mphoto/Stock.Adobe
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DARMSTADT - Kritik an der Planung des Radschnellwegs von Darmstadt nach Frankfurt üben der Radfahrerverein ADFC und die Darmstädter Initiative "Radentscheid". Bemängelt werden insbesondere die vorgesehene Streckenführung in Darmstadt und die Missachtung von Radschnellweg-Standards auf der Gesamtstrecke.
Das südliche Ende der Radroute soll laut städtischer Planung am Europaplatz westlich des Hauptbahnhofs liegen. Der Streckenverlauf folgt von dort nordwärts dem Zweifalltorweg, wird dann zwischen Starkenburg-Kaserne und Gleisvorfeld geführt, überquert die Kläranlage auf einer Brücke und verläuft ab Gräfenhäuser Straße entlang der Langener Straße (Bundesstraße 3, Umgehung Arheilgen). Nördlich von Arheilgen wird die Bündelung mit der B3 aufgegeben, der Radschnellweg folgt dann der Bahntrasse durch Wixhausen und weiter nordwärts Richtung Erzhausen.
"Eine Streckenführung, die im weiten Bogen an der Innenstadt vorbei zum Hauptbahnhof führt, nützt dem Radverkehr wenig", erklärt dazu der Vorsitzende des Darmstädter ADFC, Thomas Grän. "Es geht darum, dass man die Menschen mitnimmt, die da fahren sollen. Mir ist nicht bekannt, dass die Stadt eine Analyse gemacht hat, ob überhaupt ein Bedarf besteht für die Anbindung des Hauptbahnhofs." Der ADFC-Vorstand sei "irritiert", darüber, dass die Planung des Radschnellwegs "ohne jede Diskussion mit Bürgern und Fachverbänden erfolgte".
DIREKTVERBINDUNG
Wegen der Unterschreitung von Empfehlungsgrößen wird die neue Route offiziell nicht mehr als Radschnellweg, sondern als Raddirektverbindung bezeichnet.
Verantwortlich für die Planung ist der Regionalverband Frankfurt-Rhein-Main. Mit der Realisierung ist die gemeinnützige Regionalpark Südwest GmbH beauftragt.
Die Hochschule Darmstadt begleitet das Projekt wissenschaftlich.
Die Kosten werden mit 8,5 Millionen Euro beziffert.
"Rausgeschmissenes Geld"
Als Vorbild für einen Radschnellweg nennt "Radentscheid"-Mitinitiator David Grünewald den im Bau befindlichen, rund 100 Kilometer langen RS 1 durch das Ruhrgebiet. Dieser verlaufe auf einer alten Bahntrasse völlig eigenständig, werde auf Brücken über Straßen und Geländeeinschnitte geführt. Die Gesamtkosten wurden mit knapp 184 Millionen Euro veranschlagt.
Zwar würden voraussichtlich wenige Pendler die ganze Strecke von Darmstadt bis Frankfurt fahren, sagt Grünewald; dennoch könne die Route für große Entlastung sorgen, zumal sich entlang der Strecke "viele Orte wie an der Perlenschnur aufreihen". Dafür müsse der Schnellweg aber entsprechend den planerischen Empfehlungen gebaut werden, also vier Meter breit und komplett von allen anderen Verkehrsarten abgetrennt. Tatsächlich aber werde er nur drei Meter breit geplant, zudem sollten auch Fußgänger sowie landwirtschaftlicher Verkehr darauf zulässig sein.
Gerade mit dem ersten Radschnellweg in Hessen werde so ein falscher Standard gesetzt, kritisiert Grünewald. Nachfolge-Routen zwischen kleineren Städten würden dann vermutlich noch schmaler ausfallen. "Dann sagen die Radfahrer: Ich lasse mich doch nicht veräppeln von einer Infrastruktur, die überhaupt nicht für mich gebaut ist. Und die restliche Bevölkerung sagt, hier wurde viel Geld ausgegeben, und jetzt nutzt keiner den Radschnellweg. Wenn falsch geplant wird, ist das rausgeschmissenes Geld."