Manche Gefahrensituation in der Darmstädter Innenstadt könnten rasch durch Umbau entschärft werden. Exklusive Aufstellflächen für Radler vor der Ampel wären schon mal eine...
DARMSTADT. Tonnenweise Schwerlastverkehr; teils schmale Fahrspuren, auf denen sich Radler, Auto- und Straßenbahnfahrer ins Gehege kommen; brenzlige Situationen im Fünf-Minuten-Takt: Das ist die Bilanz einer subjektiven Testfahrt entlang der Bismarckstraße.
Die zweitwichtigste Ost-West-Verbindung der Stadt steht nach wie vor in der Diskussion. Wenige Tage nach den beiden tödlichen Unfällen, bei denen zwei Fahrradfahrer nach dem Zusammenstoß mit Lastwagen ums Leben kamen, sind die Umstände immer noch ungeklärt. Dass in jedem Fall die Verkehrsführung zu wünschen übrig lässt, hatten unter anderem der ADFC und der Verein "Wegerecht" moniert. In der Unfall-Statistik ragt die Straße bisher allerdings nicht heraus.
Heikle Abschnitte finden sich in der Tat einige. Und ebenso viele Radler, Fußgänger und Kraftfahrer, die sich nicht an die Regeln halten und damit sich und andere gefährden. Das betrifft sowohl den neu geordneten westlichen Abschnitt bis zur Dolivostraße als auch den anschließenden Teil bis zum Willy-Brandt-Platz. Hier wollen Heag-Mobilo und Stadt Darmstadt ab 2019 unter anderem neue Gleise bauen und die Verkehrsführung teils verändern.
Bis dahin müssen die Radler, Fußgänger und Kraftfahrer also noch mit einigen ungelösten Problemstellen leben. Das beginnt gleich auf den ersten Metern. Aus dem Herrngarten, wo sich auf gut asphaltierten Wegen schön Tempo aufnehmen lässt, schnellen Radler in den östlichen Anfang der Bismarckstraße hinein - entgegen der Einbahnstraße. Sie zwängen sich zwischen Autofahrern hindurch, die ihnen auf Parkplatzsuche entgegenkommen, und jenen, die bereits eine Straßenseite komplett zuparken. Im Halteverbot gegenüber macht auch noch ein Gerüstbauer die Räume eng. Fußgänger weichen auf die Fahrbahn aus, wo Radler und Autos schon Slalom fahren.
Dann folgt schon der kritischste Knotenpunkt im gesamten Straßenverlauf: der Willy-Brandt-Platz. Zwischen vier rot abmarkierten Verkehrsinseln fahren Busse und Straßenbahnen im Minuten-Takt. Die Fahrgäste bewegen sich dazwischen hin und her, auf der Suche nach dem richtigen Anschluss. Drumherum schlängelt sich der motorisierte Verkehr. Für die Radler aus dem Herrngarten gibt es keine legale Möglichkeit, über diese Kreuzung zu kommen. Manche steigen ab, schieben quer über die Inseln. Andere zuckeln zaghaft über die Fußgänger-Ampel am Landgericht, radeln dann gegen den Strom auf dem Gehweg weiter, vorbei an Gericht und Polizei.
Kurz vorm Klinikum erinnern eine Namenstafel und viele Blumen an den dort gestorbenen Hanno Hener. Auf der südlichen Straßenseite führt ein halb gepflasterter, halb von eisigen Pfützen durchtränkter Streifen die Fußgänger und Radler am Autoverkehr vorbei, geschützt durch eine Baumreihe. Der Verein "Wegerecht" hatte in diesem Jahr erreicht, dass die Benutzungspflicht für Radler hier aufgehoben wurde. Radler könne nun auch auf die Fahrbahn ausweichen. Doch das tun längst nicht alle. Viele nehmen weiter die Holperstrecke, statt zwischen Autos und Straßenbahn-Schienen zu balancieren. Fußgänger, Klinikbesucher, Mütter mit Kinderwagen kommen ihnen entgegen - und Radfahrer, die die falsche Straßenseite benutzen. Ohne Licht, ohne Helm.
Gegenüber, auf der nördlichen Seite, rollt es sich mit dem Fahrrad gut - nur dass die Radler mal auf markierter Spur fahren, mal plötzlich wieder den Gehweg mitbenutzen sollen. Ein Auf und Ab, das nicht jeder mitmacht. Im Zweifelsfall kurven die Radler um die Fußgänger herum. An den Einmündungen von Wilhelm-Leuschner- und Kasinostraße sind sie für die abbiegenden Kraftfahrer deshalb teils spät zu erkennen. Viele schwere Laster kreuzen hier, Schulbusse, Müll-und Abschleppwagen, Auto-Transporter mit Anhänger. Radler, die hier Richtung City abbiegen, sprinten vor ihnen weg, wechseln schnell auf die Gehwege.
Am westlichen Ende ist alles erneuert - aber auch da gibt es Engpässe. Zwischen Goebelstraße und Feuerwehr verengt sich der neue Radweg plötzlich und führt unerwartet auf die Fahrbahn, die hier leicht verschwenkt ist. Das Einfädeln gelingt allen an diesem Vormittag. Als Muster für die weitere Sanierung dürfte das eher nicht taugen.