Exotische Kräuter, Wurzelgemüse, Getreide und alte Obstsorten, all dies findet sich unter dem Stichwort „Urban Gardening“ in Darmstadt immer häufiger zwischen...
DARMSTADT. Exotische Kräuter, Wurzelgemüse, Getreide und alte Obstsorten, all dies findet sich unter dem Stichwort „Urban Gardening“ in Darmstadt immer häufiger zwischen Betonbauten und Verkehr. Entdecken lassen sich die Beete, Saison- und Nachbarschaftsgärten am Samstag auf einer Fahrradtour, die der ADFC Darmstadt-Dieburg in Kooperation mit dem Verein Urban Garden zum zweiten Mal veranstaltet.
Rund 20 Teilnehmer warten um Punkt 10 Uhr am Treffpunkt „Hauptbahnhof“ auf den Beginn der Entdeckungsreise. Gerade in den vergangenen drei Jahren haben sich hier, laut Anna Arnold und Jessica Grove-Smith aus dem Urban-Garden-Vorstand, viele Initiativen und Vereine gegründet, die das urbane Gärtnern zelebrieren. Aber auch Bürger haben die Bewirtschaftung der städtischen Flächen für sich entdeckt, bauen in Gemeinschaftsgärten und Hochbeeten gemeinsam mit den Nachbarn Gemüse an. Entsprechend viel Andrang herrscht auf der Fahrradtour durch Darmstadts Gärten. „Vom verborgener Schrebergarten bis hin zum öffentlichen Gemüsebeet“, soll die Route laut Ankündigung verlaufen.
Zimtbasilikum und Lakritz-Tagetes
Erstes Ziel ist die Klause am Hauptbahnhof, die seit Anfang des Jahres, nach zahlreichen Vorbesitzern, nun bis 2019 von der Initiative „Essbares Darmstadt“ gepachtet und in einen „Garten der Vielfalt“ verwandelt wurde. Hier wachsen wilde Rosen und Thymian und nahezu alle Kräuter- und Gemüsesorten, die man sich vorstellen kann. Auch Unvorstellbares, weil den meisten eher unbekannt, gibt es. Beispielsweise in Form seltener Gewürze, wie dem Zimtbasilikum mit namensgebendem Duft, der dillartigen Lakritz-Tagetes, die nach eingehenden Tests der Teilnehmer „genau wie Lakritze“ schmeckt und der grünen Schokominze, deren Aroma jedoch eher nicht an Zartbitter erinnere, wie eine junge Frau schnell feststellt. Beeindruckt ist die Gruppe nicht nur von der Fülle an Pflanzen, sondern auch vom „Herzstück“ der Klause: dem deckenhohen Saatgutschrank im Tempelgebäude, der hunderte Samen, Zwiebeln und Saatmischungen beherbergt. „Hier kann man sich entweder etwas mitnehmen oder etwas abgeben“, erklärt Jessica Grove-Smith das Prinzip. Das finden die Teilnehmer der Radtour „eine tolle Sache“, gerade weil es im Klausen-Garten so viel Neues gebe, wie etwa die blau-schwarzen Tomaten. „Die habe ich noch nie gesehen“, staunt ein Mann.
Nachbarn bestellen gemeinsam eine Parzelle
Allmählich wird es Zeit aufzubrechen, das zweite Etappenziel ruft: das Parcusbeet von Urban Garden im Johannesviertel, das mehrere Anwohner gemeinsam bewirtschaften. „Weiter werden wir den Herrengarten ansteuern, die Schulstraße mit einem Projekt, bei dem die dortigen Geschäftsbetreiber zusammen gärtnern und den Schrebergarten ,Auf der Kraftsruhe‘“, informiert Ute Keil, Initiatorin der Radtour. Auf dem Oberfeld besichtigen die Radler gegen Mittag die Saisongärten und tanken Kraft im Hofcafé. Ausklang ist im Prinz-Emil-Garten. Dort hat der Verein „Nachbarschaftsheim“ auf der ehemaligen Minigolfanlage einen Garten angelegt, in dem Anwohner mitgärtnern, anbauen und pflanzen können.
„In der Stadt entwickelt sich was“, freut sich Ute Keil. Auch Anna Arnold findet: „Es gibt tolle Projekte, mit denen wir uns austauschen und vernetzen können“.
Für eine bessere Übersicht planen die Macher der Klause am Hauptbahnhof eine interaktive Karte, die eine Übersicht aller Initiativen und Vereine, die in Darmstadt urban gärtnern, bieten soll.
Von Miriam Gartlgruber