Protest gegen Darmstädter Hindenburgstraße: Drei Senioren überkleben Straßenschild
Aus der Hindeburgstraße wird kurzzeitig die "Halit-Yozgat-Straße": Drei Senioren haben in der Nacht zum Dienstag die Hindenburgstraße umbenannt.
Von Frank Horneff
Lokalredakteur Darmstadt
Die Hindenburgstraße wurde vorübergehend umbenannt. Foto: Schiek
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DARMSTADT - Drei Senioren haben in der Nacht zum Dienstag die Hindenburgstraße zum 85. Jahrestag der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg in "Halit-Yozgat-Straße" umbenannt.
Halit Yozgat gilt als letztes Opfer der Mordserie des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU). Yozgat starb als neuntes NSU-Opfer am 6. April 2006 im Alter von 21 Jahren durch Kopfschüsse in seinem Internet-Café in Kassel.
"Wir haben Montagnacht gegen 23.30 Uhr zwei ältere Damen und einen älteren Herrn zwischen 64 und 69 Jahren angetroffen, die mit Klebefolien unterwegs waren, um die Straßenschilder abzukleben", bestätigte Polizeisprecherin Kathi Rosenberger am Dienstag. "Das wird jetzt eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Amtsanmaßung geben", kündigte die Polizeisprecherin an. Der Vorfall sei der Stadtverwaltung gemeldet, die sich jetzt um die Wiederherstellung der Schilder kümmere.
In den vergangenen Jahren hatte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit Kundgebungen und Aktionen für eine Umbenennung der Straße geworben. In diesem Jahr gab es keine Gewerkschaftsaktion. "Wir sind nach personellen Veränderungen im Vorstand gerade dabei, uns neu zu organisieren", erklärte die Vorsitzende des DGB Darmstadt, Martina Hübscher-Paul. "Das Thema bleibt aber auf unserer Agenda", kündigte Hübscher-Paul an, die auch für die Linke im Stadtparlament sitzt.
Bei der Stadt bleibt die Haltung unverändert
Werner Krone (74), Mitglied der DKP und Linken-Stadtverordneter, kündigte an, die Umbenennung im Stadtparlament weiter zu verfolgen. "Hindenburg war der Wegbereiter Hitlers, die Straße braucht einen anderen Namen", so Krone, der sich seit Jahren für die Umbenennung einsetzt. Mit der nächtlichen Aktion habe er nichts zu tun, versicherte Krone. "Obwohl ich die Kraft und Energie dazu noch hätte!"
Bei der Stadt bleibt die Haltung unverändert. "Aus heutiger Sicht ist Hindenburg durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler einer der Wegbereiter der NS-Diktatur. Aber er war auch demokratisch gewählter Reichspräsident der Weimarer Republik. Die Person Hindenburg würde heute nicht mehr mit einer Straße geehrt, die Straße bleibt aber aus historischen Gründen so benannt", so der städtische Sprecher, Klaus Honold. 2005 hatte eine Straßenbenennungskommission einstimmig die Umbenennung empfohlen. 2006 entschied sich auch der Magistrat dafür, 2007 wurden die Anwohner der Straße befragt, die sich zu 98 Prozent dagegen aussprachen.
Parlamentarische Initiativen zur Umbenennung in den Folgejahren scheiterten.