Probleme bei der Digitalisierung

Digitale Anwendungen in Darmstadts Partnerstädten waren Thema im Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Die Veranstaltung mit Vertretern einiger...

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DARMSTADT. Digitale Anwendungen in Darmstadts Partnerstädten waren Thema im Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie. Die Veranstaltung mit Vertretern einiger Partnerstädte gehörte zum Europa-Wochenende. Städtepartnerschaften feiern sei das eine, erklärte Oberbürgermeister Jochen Partsch die Idee hinter dem Arbeitstreffen, „aber wir müssen auch über Aufgaben und Themen reden, die uns verbinden“. Diesmal ging es um Probleme für Kommunen bei der Digitalisierung.

Schnellere Bearbeitung dank Akten-Tracking

Der Grazer Vize-Bürgermeister Mario Eustacchio stellte vor, wie die 320 000 Einwohner große Stadt die Digitalisierung anpackt. „Wir sind seit 2015 dazu übergegangen, dass alle Unterlagen für eine Baugenehmigung digital eingebracht werden können“, so Eustacchio. Dazu gebe es Rückmeldungen, was noch nachzureichen sei, und ein „Akten-Tracking“, damit der Antragsteller wisse, wo seine Akte gerade bearbeitet werde. Viele Bauanträge könnten nun schneller bearbeitet werden.

„30 Prozent der Akten konnten innerhalb eines Monats abgeschlossen werden“, sagte der Bürgermeister – die rund 40 Workshop-Teilnehmer applaudierten. Auch OB Partsch war interessiert. „Das werden wir unmittelbar aufgreifen“, sagten OB Partsch und José David da Torre Suárez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt GmbH. Die GmbH koordiniert die Smart-City-Vorhaben im Rahmen des zwei Jahre laufenden „Digitalstadt Darmstadt“-Projekts. Die Idee, die Digitalisierung zentral in einer GmbH zu koordinieren, fand der Grazer Vize-Bürgermeister gut.

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Walter Heer, ehrenamtlicher Gemeindevizepräsident in Saanen (Schweiz) berichtete, dass man in der 7000-Einwohner-Kommune inzwischen online ÖPNV-Tageskarten reservieren könne. „Unsere Herausforderungen sind aber die Abstimmungen“, erinnerte er an die direkte Demokratie in der Schweiz. Da wäre es ein Mehrwert, wenn es durch digitale Lösungen 50 anstelle 30 Prozent Beteiligung gebe.

José David da Torre Suárez fragte, ob es hierfür einen Mehrwert in Deutschland geben würde. Auch Liepajas stellvertretender Bürgermeister Gunars Ansinš sah Online-Wahlen wegen eventueller Manipulation kritisch. Er wies auf das landesweite Schulverwaltungssystem hin. Darüber können Eltern und Schüler Leistungen, Fehlstunden, Aktivitäten und Hausaufgaben online abrufen.

Stuart Brittain, Stadtrat aus Chesterfield, wies darauf hin, dass man die digitalen Fähigkeiten der Bürger verbessern müsse. „15 Prozent der Bevölkerung in Chesterfield haben noch nie das Internet benutzt“, berichtete er. Und nur 37 Prozent der Nutzer mit IT-Grundkenntnissen würden diese regelmäßig anwenden.

Markus Drenger vom Chaos Computerclub Darmstadt betonte, er fände es gut, wenn Städte bei der Software-Entwicklung zusammenarbeiten, um sie gemeinsam zu nutzen.