Uli Franke bewirbt sich zwar das erste Mal als Oberbürgermeister, aber er ist kein unerfahrener Kandidat. Der Diplom-Ingenieur ist bereits zwei Mal für Die Linke bei den Landtagswahlen angetreten. Seine wichtigsten politischen Ziele: Bezahlbarer Wohnraum, Bekämpfung von Fremdenfeindlichkeit, ein Sozialticket und ein neues Radwege-Konzept.
DARMSTADT - Uli Franke bewirbt sich zwar das erste Mal als Oberbürgermeister, aber er ist kein unerfahrener Kandidat. Der 48-Jährige ist bereits zweimal für Die Linke als Darmstädter Direktkandidat bei Landtagswahlen angetreten. Abgesehen davon hat der Diplom-Ingenieur vor zehn Jahren als Mitarbeiter der Linken-Fraktion im hessischen Landtag die Politik zu seinem Beruf gemacht. "Ich wollte noch einmal etwas Anderes machen in meinem Leben", sagt Franke zu dem Wechsel.
Der Linkspolitiker, der wegen einer Erkrankung im OB-Wahlkampf keine Außentermine wahrnehmen kann, empfängt zum Gespräch im heimischen Wohnzimmer in Bessungen. Es ist ein heller, unprätentiös eingerichteter Raum - Parkett, ein weinrotes Sofa, Zimmerpflanzen, ein Flachbildschirm an der Wand. Durch das große Fenster blickt man auf die Orangerie.
Was treibt ihn dazu, sich in ein Rennen zu stürzen, in dem die Chancen, am 19. März zum neuen Oberbürgermeister in Darmstadt gewählt zu werden, begrenzt sind? "Die soziale Ungerechtigkeit und die gravierende Rechtsentwicklung", sagt Franke, aber auch die "wachsende Kriegsgefahr zwischen den großen Mächten".
Einmal Robin Hood sein? Uli Franke geht es um das Wohl der einfachen Menschen, wie er sagt. Foto: Andreas Kelm
Der Kampf für eine gerechtere Gesellschaft ist das große Thema des gebürtigen Franken. In der Vergangenheit hat er auf die Frage, mit wem er gern einmal tauschen würde, - wenn auch mit leiser Selbstironie - geantwortet: Robin Hood. Auf seinen Wahlplakaten heißt es heute: "Solidarität statt Rassismus. Gemeinsam für soziale Gerechtigkeit." Politik, sagt Franke in klassischer linker Manier, "darf nicht den Konzernen dienen, sondern muss sich für die einfachen Menschen einsetzen und deren Bedürfnisse befriedigen". Im Auge hat er dabei auch zur rechten AfD abgewanderte Wähler, die er zurückgewinnen will.
Das politische Engagement war ihm in einem bürgerlichen Elternhaus nicht in die Wiege gelegt, aber seit seinem Studium war Franke nach eigenen Worten "immer politisch aktiv". Zuerst in der Fachschaft an der TH Darmstadt, später bei Verdi sowie bei der OS/3-Fraktion des früheren Grünen-Bürgermeisters Michael Siebert, und seit Ende 2007 bei der neu gegründeten Linkspartei.
==Zur Person==
Uli Franke (48) ist Vorsitzender des Darmstädter Kreisverbands der Linken. Schon seine Großeltern lebten in Darmstadt, er selbst wurde 1968 in Erlangen geboren und wuchs in Fußgönheim bei Ludwigshafen auf.
Nach dem Abitur in Ludwigshafen und einem Studium der Mechanik an der Technischen Hochschule Darmstadt arbeitete er zunächst als Software-Entwickler unter anderem beim Hessischen Rundfunk.
2008 wurde er regionaler Mitarbeiter der Linken-Fraktion im Hessischen Landtag, die damals den Einzug in das Landesparlament geschafft hatte. In Darmstadt unterstützt Franke seit Jahren die Arbeiter der Linken-Fraktion im Stadtparlament.
Der 48-Jährige ist nicht verheiratet und wohnt in Bessungen. In der Freizeit und vor allem im Urlaub ist Franke viel mit dem Mountainbike unterwegs. Der Lilienfan und passionierte Stadiongänger besucht aber auch gern Konzerte und Theateraufführungen.
==Ergänzen Sie diesen Satz...==
Das letzte Mal gelacht habe ich... heute Morgen, als ich eine Persiflage auf mein Wahlkampf-Plakat auf Facebook gesehen habe.
Keine Ahnung habe ich von... Tierhaltung.
Wenn ich eine halbe Stunde Zeit habe... lege ich die Beine hoch und lese ein Kapitel in meinem aktuellen Buch.
Ziel seiner Kandidatur sei es, in "die politische Diskussion in Darmstadt einzugreifen", sagt der Linke. Er wolle Bürgern, die unzufrieden mit Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) seien, die Möglichkeit geben, bei der Wahl ihrer Unzufriedenheit "mit einer bestimmten politischen Haltung Ausdruck zu verleihen".
Inhaltlich konzentriert Franke seine Kampagne neben dem "gemeinsamen Kampf für bessere Lebensverhältnisse" und gegen Fremdenfeindlichkeit auf die Wohnungs- und Verkehrspolitik. Der Linkspolitiker fordert, mehr Sozialwohnungen und Wohnungen für mittlere Einkommen zu bauen. Den Einwand, dass sich dafür auch die politische Konkurrenz einsetze und die Frage, wie er das bezahlen wolle, lässt er nicht gelten. "Ich sage konkret, wie man das macht", sagt der OB-Kandidat. So müsse die Stadt private Investoren dazu verpflichten, bezahlbare Wohnungen zu bauen, und nach dem Vorbild von München oder Karlsruhe entsprechende Anreize schaffen. Einen in diese Richtung gehenden Beschluss hat das Stadtparlament jüngst bereits gefasst. Abgesehen davon, so Franke, dürfe die städtische Bauverein AG nicht mehr gezwungen werden, auf Kosten der Mieter Millionen-Überschüsse zur Deckung von Defiziten etwa bei Heag-Mobilo abzuführen, anstatt mit dem Geld Wohnraum zu schaffen.
In der Verkehrspolitik drängt Franke darauf, im Nahverkehr "endlich das Sozialticket" für Menschen mit wenig Geld einzuführen. Auch für ein Ein-Euro-Kurzstreckenticket und ein umlagefinanziertes Bürgerticket macht er sich stark. Zur Verbesserung des Radverkehrs verlangt er, statt des "Stückwerks der Koalition" gemeinsam mit den Rad-Verbänden ein praktikables Radwege-Konzept zu entwickeln.
Als Wahlziel will Franke "mindestens" das Ergebnis der Linken bei der Kommunalwahl 2016 (6,8 Prozent) erreichen. Der OB-Kandidat ist zuversichtlich, dass das klappt. Schließlich sei die "Hegemonie von Partsch schwer am Bröckeln".