Porträt zur OB-Wahl: Achim Pfeffer

Auf dem roten Ledersofa im Wohnzimmer hat es sich Achim Pfeffer bequem gemacht. Foto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Obwohl er seit Jahrzehnten SPD-Mitglied ist, tritt Achim Pfeffer bei der Oberbürgermeisterwahl in Darmstadt als unabhängiger Kandidat an. In der Kommunalpolitik gehe es nicht...

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DARMSTADT. Heimstättensiedlung oder Eberstadt: Die Frage, für welchen der beiden Stadtteile sein Herz höher schlägt, kann Achim Pfeffer beim besten Willen nicht beantworten. Geboren wurde der OB-Kandidat 1953 in der Heimstätte, dort ist er auch aufgewachsen. In Eberstadt allerdings wirkt der 63-Jährige seit fast 20 Jahren als Bezirksverwalter. "Und auch in meiner Jugend war ich schon ständig im Mühltalbad." Eindeutig ein Patt.

Seit 1983 bewohnt Pfeffer ein Haus am Heimstättenweg, nur einen Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt. Das großzügige, hell geflieste Wohnzimmer geht in eine nicht minder große Terrasse über - nach Süden, mit Blick auf Kleingärten. Ein rotes Ledersofa dominiert die Ecke, darüber ein Druck von Kandinsky, hohe Topfpflanzen sorgen für Grün in dem tipptopp aufgeräumten Raum. Um die Ecke, hinter dem Kamin rechts, wartet der gedeckte Frühstückstisch. Passend zur fünften Jahreszeit duften Kräppel, dazu gibt es neben Brötchen Rührei auf Rote Bete mit Rucola, Pinienkernen und Parmesan.

Heimstätte bedeutet zweifellos Heimat für Achim Pfeffer. Der OB-Kandidat bewegt sich aber auch gerne in den übrigen Quartieren Darmstadts. Die Aussicht, als Oberbürgermeister die Geschicke seiner Heimatstadt zu leiten, reizt ihn schon lange. "Am Ende meines Berufslebens möchte ich mich dieser Aufgabe stellen."

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Am Anfang seines Berufslebens (1968) steht eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker in Darmstadt. Nach dem Wehrdienst tritt er 1974 seinen Dienst bei der Stadt Darmstadt an, zunächst im Fuhr- und Reinigungsamt, ab 1975 im Hauptamt, ab 1986 im Ordnungsamt und seit 1997 als Bezirksverwalter in Eberstadt. "Nach Jahren intensiver Kontakte zu vielen Bürgern habe ich genug Erfahrung, das Amt des Oberbürgermeisters auszufüllen", ist Pfeffer überzeugt. Er tritt als unabhängiger Kandidat an. Zwar ist Pfeffer seit Jahrzehnten Mitglied der SPD, allerdings hat die Partei ein Ausschlussverfahren gegen ihn eingeleitet. Grund ist seine OB-Kandidatur in eigener Sache. Pfeffer erklärte dazu im November, in der Kommunalpolitik gehe es nicht um Parteiinteressen, sondern darum, das Bestmögliche für die Bürger zu beschließen.

Als wichtiges politisches Ziel nennt Achim Pfeffer die Einführung von Ortsbeiräten in den größeren Stadtteilen nach dem Vorbild von Wixhausen. "Und in den kleineren Vierteln könnte es Bürgerkommissionen geben, die die Interessen der Bewohner vertreten." Weiterhin will er sich für eine stärkere Vernetzung der Sportvereine stark machen und dafür ein Forum schaffen, in dem sich Vertreter der Vereine austauschen und gegenseitig unterstützen können. "So könnte man das Ehrenamt stärken", hofft Pfeffer, der selbst Vorsitzender der TG 1875 Darmstadt ist.

Den Bürgern mit Offenheit begegnen

Völlig unzufrieden sei er mit der aktuellen politischen Situation in Darmstadt nicht, "aber einiges ist schon verbesserungswürdig", sagt er und meint die aus seiner Sicht oft fehlende Transparenz. Gerade bei Großprojekten müsse man den Bürgern mit Offenheit und Ehrlichkeit begegnen, um Verständnis zu erwirken. "Das heißt nicht, dass sich die Politik Entscheidungen von den Bürgern diktieren lassen soll", so Pfeffer, "aber ein offenes Abwägen aller Argumente gehört dazu." Gerade wenn es um Dinge geht, die viele Bürger betreffen, "Radio Wilms in Eberstadt zum Beispiel oder die Ansiedlung eines Aldi-Markts im Ortskern von Arheilgen".

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Die Verkehrsprobleme würde der Vater eines Sohnes am liebsten mit einem Tunnel unter der Stadt hindurch lösen, etwa vom Ostbahnhof bis zur Rheinstraße. "Eine Tunnellösung hätte man schon vor Jahren anstreben müssen." Allein, wer soll's bezahlen? "Das geht nur mit den Landkreisen drum herum." Neben Darmstadt seien auch die Kreise Darmstadt-Dieburg, Bergstraße und Groß-Gerau Teil der Region. "Man kann nicht an den Grenzen der Stadt aufhören, Politik zu machen."

Auch in der Stadionfrage bezieht Pfeffer eindeutig Position: "Der Standort Böllenfalltor ist heute nicht mehr zeitgemäß. Auch als alter Darmstädter muss man da Vernunft walten lassen" und einen neuen Standort ins Auge fassen. Pfeffers Favorit ist das Gelände westlich der Hilpertstraße. Würde er dafür wirklich den Westwald roden? "Ja", kommt prompt die Antwort. "Natürlich ist es nicht schön, Bäume zu fällen", schiebt Pfeffer hinterher. Aber wenn man vorankommen und ein modernes Stadion wolle, müsse man irgendwo anfangen.