Pohlmann singt am Freitagabend auf dem Schlossgrabenfest
Der Mann hat sich ein paar Ecken und Kanten bewahrt, wie die lange Mähne, deren Strähnen mit fortschreitender Konzertdauer so dekorativ ins Gesicht hängen. Pohlmann spielt mit den Elementen des so erfolgreichen deutschen Schmusesoulschlagers, der einmal mehr das Schlossgrabenfest prägt.
Von Daniel Baczyk
Redaktion Südhessen
Schloßgrabenfest am Freitagabend: Auftritt von Pohlmann auf der Merck-Bühne. Foto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Der Mann hat sich ein paar Ecken und Kanten bewahrt, wie die lange Mähne, deren Strähnen mit fortschreitender Konzertdauer so dekorativ ins Gesicht hängen. Pohlmann spielt mit den Elementen des so erfolgreichen deutschen Schmusesoulschlagers, der einmal mehr das Schlossgrabenfest prägt. Auch in den Texten des Westfalen wird viel geträumt, geweint und getanzt. Aber dann kommen immer mal wieder unerwartete Wendungen. Und plötzlich besteht der Tiefgang nicht nur aus den immergleichen Versatzstücken.
Der Einstieg ist nicht so geglückt auf dem luftig gefüllten Karolinenplatz. Pohlmann beginnt mit einem falschen Text, korrigiert sich sofort, heiter-charmant, wie er den ganzen Abend bestreiten wird. Der erste Song ist arg bedächtig und geht musikalisch nirgendwohin. Aber Pohlmann hat auch Qualitätsware auf Lager. "Lichterloh" und "Silvestermond" sind stark. "Und wenn es scheint, dass nichts gelingt", singt der 45-Jährige im gleichnamigen Song, "ist manchmal das, ganz genau das, was uns weiterbringt".
Möge auch der Darmstädter Auftritt Pohlmann weiterbringen, denn der Mann für das große Open Air ist er - noch - nicht. Was in der Musikkneipe und auch kleinen Hallen gewiss funktioniert, das trägt nicht für die offene Fläche des Karolinenplatzes, wo schon auf Höhe der ersten Getränkestände die Gespräche dominieren - und natürlich Selfies, Selfies, Selfies.
Wie schön, dass kurz zuvor auf der Sparkassen-Bühne die Darmstädter Lokalmatadoren von "Elephant Messiah" bewiesen haben: Beim Schlossgrabenfest nutzen nach wie vor auch Bands abseits der Hauptströme ihre Chance. Mit wuchtigem Stoner-Rock, ausufernden Stücken auf den Spuren von Black Sabbath und Monster Magnet, dazu eine kräftige Prise Post-Punk, donnernder Bass, psychedelische Gitarrensoli, die kraftvolle Stimme von Sänger Robin - es sind nicht wenige Festbesucher, die stehen bleiben und zuhören.