Podiumsdiskussion an der TUDarmstadt über Gefahren durch neue Rüstungstechniken
Von Marc Wickel
Die Welt ist nicht sicherer geworden, so der Tenor einer Podiumsdiskussion im Uhrturm der TU. Im Gegenteil sorgen neue Techniken für neue Gefahren. Foto: Karl-Heinz Bärtl
( Foto: Karl-Heinz Bärtl)
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DARMSTADT - Bei den Themen Umwelt, Frieden und Abrüstung sind aus Sicht der „Union of Concerned Scientists“ (UCS) zu den alten Problemen neue dazugekommen. Dies zeigte eine Podiumsdiskussion im Uhrturm der TU Darmstadt in der Hochschulstraße während des „29. Summer Symposium on Science and International Affairs“ der UCS.
Überschallraketen fliegen mit 6000 Stundenkilometern
„Es gibt immer noch Atomwaffen“, sagte Jürgen Altmann vom Forschungsverbund Naturwissenschaft, Abrüstung und internationale Sicherheit an der TU Dortmund. Auch scheine das Thema Weltraumwaffen wieder hochzu- kommen, wies er auf neue Entwicklungen hin. Zu den neuen Entwicklungen gehörten beispielsweise auch Überschallraketen, die mit 6000 Stundenkilometern fliegen. Militärs hoffen damit – bei passend liegenden Abschussbasen – jeden Punkt der Erde innerhalb einer Stunde erreichen zu können.
3D-Druck sieht Jürgen Altmann auch als Problem. Eine Datei, die beschreibt, wie eine Waffe hergestellt werden kann, könne von überall aus dem Internet heruntergeladen werden, sagte er. Bei Atomwaffen sei das wegen Uran oder Plutonium allerdings nicht so einfach, räumte er ein.
DIE VERANSTALTER
Die Union of Concerned Scientists („Vereinigung besorgter Wissenschaftler“) wurde 1969 am Massachusetts Institute of Technology gegründet. Sie setzt sich für Abrüstung und Umweltschutz ein.
Die Ianus-AG an der TU Darmstadt beschäftigt sich interdisziplinär mit naturwissenschaftlich orientierter Friedensforschung und Technikfolgenabschätzung. (mawi)
Lisbeth Gronlund von der „Union of Concerned Scientists“ aus Boston wies darauf hin, dass Satelliten kleiner werden und die Startkosten gefallen seien. Das habe gute und schlechte Seiten. Einerseits seien Forschungssatelliten günstiger geworden, aber man könne Satelliten auch bewaffnen, um andere Satelliten außer Betrieb zu setzen.
Der Informatiker Ahmad-Reza Sadeghi, Leiter des System Security Labs an der TU Darmstadt, blickte kritisch auf die Rolle der Religionen. Ohne Religion könne man anfangen, Probleme klarer zu sehen, fand er. Einen ähnlichen Ansatz hatte der TU-Physiker Matthias Englert, der fand, dass der Nationalismus überwunden werden müsse, weil der zu vielen Konflikten führe.
Annette Schaper von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung bedauerte es, dass Deutschland bei einem Atomwaffenverbot nicht mitmache. Sie erinnerte an UN-Beratungen im Juni in New York. Deutschland und andere Nato-Mitglieder waren nicht dabei.
Das Argument der Bundesregierung war, dass die Verhandlungen sinnlos seien, weil nukleare Abrüstung nicht gegen die Atomwaffenstaaten durchgesetzt werden könne. Beim Blick auf Lösungen wünschten sich Politikwissenschaftler Markus Lederer (TU Darmstadt) und Jürgen Altmann eine demokratischere UNO, und dass die Vereinten Nationen als Weltpolizei mit Gewaltmonopol agieren könnten.
Moderator Alfred Nordmann, Sprecher der Ianus-AG an der TU und Philosoph, zog das Fazit, dass Ingenieure und Naturwissenschaftler bei ihren Arbeiten das Ganze – das „soziotechnische System“ – im Blick behalten und in ihrer Ausbildung dafür sensibilisiert werden sollten.