Bei der Info-Radtour mit Stadträtin Barbara Boczek (links mit gelbem Regencape) durch die Waldkolonie informiert Radbeauftragter Peter Roßteutscher (Zweiter von links) die Anwesenden über die Pläne zum Ausbau der Radroute Weiterstadt/Riedbahn-Darmstadt/Rheinstraße. Foto: Andreas Kelm
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WALDKOLONIE - Auf sehr kritische Anwohner sind Baudezernentin Barbara Boczek, der städtische Fahrradbeauftragte Peter Roßteutscher, Steffen Landsiedel, Leiter des Straßenverkehrs- und Tiefbauamts, und Karin Weber, ebenfalls aus Landsiedels Amt, in der Waldkolonie gestoßen. Als sie am Mittwochabend bei einer gut zweistündigen Info-Radtour im Regen – beginnend an der Kreuzung „Im Harras“/Kölner Straße/Feldschneise – geplante Verbesserungen der Radroute zwischen Weiterstadt/Riedbahn und Rheinstraße in Darmstadt erläuterten und um Anregungen baten, zweifelten viele der rund 25 Bürger den Sinn des Vorhabens an, dessen Kern eine durchgehende Fahrradstraße werden soll.
Viele plädierten dafür, den jetzigen Zustand zu belassen und das Geld lieber für einen sicheren Radweg in die Innenstadt über Mainzer Straße und Pallaswiesenstraße auszugeben. Wegen langwieriger Kanalarbeiten und weiterer Veränderungen in dem Gebiet sei dies frühestens in fünf Jahren möglich, entgegnete Landsiedel.
Mehrere Knackpunkte sind zu bewältigen
Die Route zur Rheinstraße, wo ein Fußgänger- und Radüberweg gebaut wird, soll nach seinen Worten mehr Weiterstädter zum Verzicht aufs Auto bewegen; stattdessen sollen sie radelnd ihre Arbeitsplätze in der Telekom City und dem neuen Gewerbegebiet Südwest erreichen; dort werde die Zahl der Stellen von jetzt 10 000 noch kräftig steigen.
REGELWERK
Nach Angaben der Stadt Darmstadt ist eine Fahrradstraße in erster Linie für Radfahrer vorgesehen: Das heißt, der Radverkehr genießt Vorrang. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 Stundenkilometer. Radfahrende dürfen – mit Rücksichtnahme auf die anderen Verkehrsteilnehmer und entgegenkommende Radler – nebeneinander fahren. Motorisierter Verkehr kann gesondert zugelassen werden. Anlieger-Fahrzeuge sind in der Regel berechtigt, in der Fahrradstraße zu fahren.
Die Wilhelminenstraße, die Pankratiusstraße und die Heinrich-Fuhr-Straße wurden 2015 und 2017 als Fahrradstraßen ausgewiesen. Folgende Straßenzüge sollen folgen: Im Erlich/Schreiberpforte, Ettesterstraße, Schreberweg, Im Harras/Rabenaustraße, Erbacher Straße, Merckstraße, Mühlstraße/Hochstraße und Weingartenstraße. (red)
„Diese Route ist ein Beschluss des Stadtparlaments, und daran werden weder Sie noch ich was ändern“, beschied Boczek den Anwohner Günher Heilmann, der gefragt hatte, was man jetzt noch dagegen machen könne. Auch sein Vorschlag, lieber die Michaelisstraße zur Fahrradstraße zu machen, stieß nicht auf Gegenliebe – „zuviel Verkehr“ (Weber) und „Das Gelände für einen von der Kaserne abzuzwackenden Fahrradstreifen gehört uns nicht, sondern dem Bund“ (Boczek). Während andere Teilnehmer um die Zahl der Parkplätze in der Straße „Im Harras“ bei Umsetzung einer Fahrradstraße fürchteten, erläuterte Weber, aufgrund von Zählungen habe sich herausgestellt, dass bei beidseitigen, versetzten Parken auf der Fahrbahn kein Platz wegfallen würde. Den Anwohnern, so eine weitere Befürchtung, entstünden durch die Fahrradstraße keine Kosten, versicherte Boczek.
An der nächsten Station, dem Harras-Plätzchen, sprach Weber von einem Knackpunkt, denn hier müssten Radfahrer die Michaelisstraße gefahrlos überqueren können, um auf dem schmalen Weg – Beginn der Rabenaustraße – ihren Weg fortsetzen zu können. „Wir haben alle Möglichkeiten eines Übergangs geprüft, keine funktioniert“, räumte die Fachfrau ein. Auf Vorschlag von Bürgern soll nun eine Mittelinsel für Radfahrer erwogen werden.
Noch ein zweites Mal müssten Radler eine vielbefahrene Straße – den Dornheimer Weg – überqueren. Diese Kreuzung und der folgende schmale Abschnitt der Rabenaustraße mit beidseitigem Trottoir seien der größte Knackpunkt der ganzen Route, stellte Weber fest. So wie es gegenwärtig dort aussehe, sei hier keine Fahrradstraße möglich.
Rainer Lach, Vorsitzender des Bezirksverbands Waldkolonie, warnte vorsorglich: „Wenn dort Parkplätze wegfallen sollten, tobt der Mob. Das hat ungeheuere Sprengkraft.“ Wegen des Denkmalschutzes sei es wohl auch nicht möglich, Platz zu schaffen, indem man die auf der östlichen Seite angrenzenden Gärten beschneide.
Metzgerei mit Publikumsverkehr
Webers Gedankenspiel, die Bürgersteige wegfallen zu lassen und diesen Abschnitt zur Spielstraße zu machen, wurde einhellig verworfen. Lach verwies darauf, dass es hier eine Metzgerei mit Publikums- und Anlieferverkehr gebe sowie einen weiteren Betrieb. Außerdem sei dies der Weg zur Kita „Löwenzahn“ und zur Käthe-Kollwitz-Grundschule.
Den Abschluss der Info-Radtour bildete ein nicht eingeplanter Abstecher entlang einer aus den Reihen der Bürger vorgeschlagene Alternativ-Tour weiter westlich – teils auf heute noch unbefestigten Schotterwegen.