„Trommeln für Paulus“: Die Gemeinde startet Sammelaktion für den barrierefreien Umbau der Kirche. Sie soll unter anderem einen Aufzug bekommen.
Von Sibylle Maxheimer
Unterstütz wurde der Abend „Trommeln für Paulus“ von der Percussion -AG der Viktoriaschule.
(Foto: Dirk Zengel)
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DARMSTADT - Sie ist der stadtplanerische Mittelpunkt des Quartiers und gehört zu den wichtigen Predigtstätten der EKHN. Die Pauluskirche bildet zusammen mit Pfarrhaus, Parkanlage und Verwaltungsgebäude der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ein bemerkenswertes Ensemble inmitten des Villengebiets im Südosten der Stadt. Wenn eine Erneuerung ansteht, wie jetzt die Realisierung einer barrierefreien Pauluskirche, ist hochsensibles Denken und Handeln gefragt. Denn die nach Plänen Friedrich Pützers zwischen 1905 und 1907 gebaute Kirche weist besondere Strukturen mit verschiedenen Höhenebenen sowie fortschrittlichem Raumprogramm auf.
Architektur ist mutig und eigenwillig
Pützers Formensprache steht für eine mutige und eigenwillige Reformarchitektur, die sich zwar traditioneller Elemente des romanischen und gotischen Kirchenbaus sowie der mittelalterlichen Burgenarchitektur bedient, dennoch spielerisch-modern daherkommt. Pützer ermöglichte mit seiner Bauweise eine vielfältige Nutzung, in der sich „heiliges und profanes Leben durchdringen sollte“ – jedoch war „barrierefreies Bauen Anfang des letzten Jahrhunderts noch kein Thema“, wie Pfarrer Raimund Wirth beim Auftakt der Sammelaktion zur Finanzierung des Bauvorhabens betonte.
So arbeitete der renommierte Architekt mit verschiedenen Geschossen, die dem Kirchengebäude einen besonderen Reiz geben, denn der Kirchenraum sitzt im Obergeschoss auf dem multifunktionalen Gemeindesaal im Souterrain. Mit dem Bessunger Architekturbüro Rittmannsperger hat die Gemeinde einen passenden Partner gefunden, der zum Kindergartengelände, also versteckt, einen Aufzug bauen wird, dazu „knappe, minimal geplante“ barrierefreie Sanitäranlagen und den Gemeindesaal neu gestalteten möchte. Hans Rittmannsperger geht von einem geschätzten Bauvolumen von 685 000 Euro aus, wovon die Paulusgemeinde 400 000 Euro selbst aufbringen muss, aber schon 150 000 Euro von der Edith-Becker-Stiftung als gesichert gelten. Jetzt muss also schwer die Trommel gerührt werden: Freitagabend treten deshalb dreizehn Musiker um Christiana Troeger der Percussion-AG der Viktoriaschule in den Altarraum, um lautstark auf Rahmentrommeln, Töpfen, Blechdosen oder Triangeln zu schlagen, während Hans Rittmannsperger anschaulich mit Skizzen die „sensible Aufgabe“ von Aufzugsturm und Erschließung übers Treppenhaus vorstellt. Für die Maßnahme werde im Mai der Bauantrag gestellt, sodass noch in diesem Jahr mit der Baugenehmigung gerechnet und im Frühjahr 2020 mit dem Bau begonnen werden könne. Mit Energie und Schwung wirbt auch Klaus North, der Koordinator des Fundraisings, für das Projekt. Er stellt klar, dass es eine Verpflichtung der Paulusgemeinde sei, „sich um die Zukunft zu kümmern“. Denn, wie auch Pfarrer Raimund Wirth betont, „die Pauluskirche ist ein wichtiger Ort des Darmstädter Kulturlebens und gesellschaftlichen Dialogs“. Georg Sellner zeigt sich, wie viele Gemeindemitglieder auch, von diesem „mutigen, verantwortungsbewussten Anpacken“ beeindruckt. Denn wenn alle wie die jungen Trommel solch’ einen Wirbel machen und alles geben, dann wäre es doch gelacht, wenn die 2000 Zukunftsbausteine zu je 50 Euro nicht rasch zusammenkämen. Ein Barometer soll als Messlatte Ansporn geben. Es zeigt bald öffentlich am Eingang der Kirche an, wie viel Geld noch fehlt, um die Vision von Barrierefreiheit umzusetzen. Auch Pater Anselm Grün setzt sich für die Pauluskirche ein: Er kommt am 10. April um 20 Uhr und gibt Antworten zur Frage „Was will ich?“ und Mut zur Entscheidung.
SPENDEN
Wer spenden möchte, kann sich auf der Internetseite der Paulusgemeinde informieren: www.paulusgemeinde-darmstadt.de/zukunft. Dort gibt es die IBAN des Spendenkontos und den aktuellen Spendenstand sowie weitere Details zum Projekt. (max)