Welch eine schöne Vorstellung, die Darmstädter Innenstadt vom motorisierten Lieferverkehr zu entlasten. Zumindest mit einem dreimonatigen Pilotprojekt soll das ab sofort gelingen. So setzt der Paketdienstleister GLS jetzt für den Innenstadtbereich/Fußgängerzone ein Lastenrad statt eines Lieferwagens ein.
Von Patrick Körber
Leiter Lokalredaktion Darmstadt und Südhessen
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Welch eine schöne Vorstellung, die Darmstädter Innenstadt vom motorisierten Lieferverkehr zu entlasten. Zumindest mit einem dreimonatigen Pilotprojekt soll das ab sofort gelingen. So setzt der Paketdienstleister GLS jetzt für den Innenstadtbereich/Fußgängerzone ein Lastenrad statt eines Lieferwagens ein. Dadurch soll langfristig ein Lieferfahrzeug eingespart werden, sagt Marcel Hennek, Innovationsmanager bei GLS. Größere Pakete werden allerdings auch weiterhin mit dem Lieferwagen ausgefahren, sagt Hennek. Außerdem wird das Projekt wissenschaftlich von der Hochschule Darmstadt (HDA) begleitet. Die verantwortliche Professorin vom Fachbereich Wirtschaft, Dr. Johanna Bucerius, betont die Vorteile des Lastenrades. Es sei beim Wenden flexibler als ein Fahrzeug. Und das Problem, einen Parkplatz zu finden entfalle. Ihr Student Bastian Thümmler hat in seiner Bachelor-Arbeit den Anlieferungsverkehr in der Darmstädter Innenstadt untersucht. Er zählte im Bereich Ludwigsplatz, Schulstraße bis hin zum Marktplatz rund 100 Lieferfahrzeuge pro Tag. Und ein Drittel davon entfielen mittlerweile auf Paket- und Kurierdienste - eine Folge des weiter zunehmenden Paketvolumens.
Auch Anke Jansen, Citymanagerin des Vereins Citymarketing, der den Innenstadt-Einzelhandel vertritt, freit sich über das Projekt. Die tägliche Warenverfügbarkeit werde gewährleistet, aber "auch die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt bleibt erhalten". "Es wäre toll, wenn der Umstieg aufs Lastenrad am Ende auch wirtschaftlich ist", sagt Jansen. Denn davon hängt ab, ob aus dem Pilotprojekt ein Dauermodell wird. "Ich bin da ganz zuversichtlich", sagt die Ökonomin Bucerius.
Voraussetzung für den Lieferbetrieb per Pedal ist ein nahes Lager. Hierzu stellt GLS einen Anhänger auf dem Marienplatz ab. Der Paketbote bepackt dort sein E-Lastenrad, in den Aufbau passt ein Gesamtgewicht von etwa 200 Kilogramm. Drei bis vier mal müsse er sein Gefährt beladen, bis alle Pakete ausgefahren sind.
Paketzustellung per Pedale: Paketzusteller Muharrem Erdinc liefert in der Fußgängerzone aus. Foto: André Hirtz
Lieferverkehr verteilt sich besser über den Tag
Ein weiterer Vorteil: Der Paketdienst kann sich frei von den eingeschränkten Lieferzeiten in der Fußgängerzone machen. Denn nur bis 12 Uhr ist der Lieferverkehr in der Darmstädter Fußgängerzone erlaubt, das Lastenrad kann aber auch danach noch die Zone befahren. Dass allerdings ein paar Fußgängerzonen-Straßen für Radfahrer verboten sind, sieht Norbert Stoll, Abteilungsleiter für Mobilität und Öffentlicher Raum im Stadtplanungsamt, entspannt. In der Pilotphase sei das kein Problem, die Kommunalpolizei sei informiert worden. "Wir werden prüfen, ob wir eine Ausnahmegenehmigung brauchen." Für ihn bestechen die Vorteile der Fahrradlieferung: "Der Lieferverkehr lässt sich so umweltverträglich besser auf den Tag verteilen." Dadurch werde der Lieferverkehr weniger intensiv wahrgenommen.
TESTPHASE
GLS testet die Belieferung per Rad in verschiedenen Großstädten. Dabei wird auch geprüft, welche Zwischenlagermöglichkeiten sich am besten eignen. Zudem werden Lastenräder unterschiedlicher Hersteller erprobt. Auch der Paketdienstleister DHL testet die Zustellung per Rad derzeit in Frankfurt.
Der Kurierfahrer Muharrem Erdinc hat sich auch schon mit seinem E-Lastenbike arrangiert. Es sei schließlich auch die gleiche Arbeit. Jedoch räumt er auch ein, dass ihm das Autofahren mehr Spaß mache.