Oltimer-Fans treffen sich in Darmstadt

Lange Schnauze, steiles Heck: Zum „Flossentreffen“ rollten am Samstag viele Sammler mit ihren historischen Mercedes-Benz-Schätzchen auf den Karolinenplatz. Foto: Dirk Zengel
© Dirk Zengel

Auf dem Karolinenplatz waren am Samstag trotz des Regens mehr als 50 Sammler mit ihren Mercedes-Oldtimern gekommen.

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DARMSTADT. Wenn man sich am Samstag auf dem Karolinenplatz das Mercedes-Oldtimer-Treffen mit über 50 Fahrzeugen anschaute, könnte man fast auf die Idee kommen, dass so ein Oldtimer ein schönes Hobby wäre. Fast.

„Es ist ein sehr zeitintensives und fachspezielles Hobby“, sagt dazu Bernd Henkel aus Hanau, der mit einem seltenen Mercedes 230 S Kombi aus dem Jahr 1966 zum Mercedes-Oldtimer-Treffen (früher wegen der Heckflossenmodelle „Flossentreffen“ genannt) gekommen ist. „Einen Stellplatz müssen Sie haben, so ein Auto sollte nicht auf der Straße stehen“, rät er.

Seinen Kombi hat er in den USA gefunden – mit einem Baum, der zwischen Stoßstange und Kühler gewachsen war. „So ein Auto belegt aber drei Parkplätze, wenn sie es zerlegen“, erklärt er. Von diesem 230 S Kombi seien damals rund 340 Stück in Belgien gebaut worden, erklärt Bernd Henkel. Die Autos seien Nutzfahrzeuge gewesen, die wegkamen, wenn sie nicht mehr benötigt wurden. Heute gebe es davon noch 15 bis 20 Stück, schätzt der Hanauer.

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Gerald Wittmann aus Bickenbach ist mit einem der ältesten Fahrzeuge auf den Karolinenplatz gerollt, einem grauen Mercedes Ponton 180 Diesel, gebaut im Juli 1958. Das Auto hat Lenkradschaltung und Faltdach. „So ein Auto entschleunigt, man ist nicht so hektisch unterwegs“, sagt der Bickenbacher, der das Auto bewusst voll restauriert gekauft hatte. „Der Ponton war das erste Fahrzeug bei Mercedes mit selbsttragender Karosserie“, erklärt Gerald Wittmann; das gefalle an dem Fahrzeug besonders gut. Zudem habe der 180er für ihn die typische Form eines Autos. „Und Ersatzteile sind auch kein Problem“, sagt er.

Was auf einen zukommen kann, wenn man einen Oldtimer restaurieren will, kann man an einem rostigen Heckflossen-Mercedes 220 S von 1959 sehen, den ein Sammler auf einem Anhänger mitgebracht hat. Der Bad Vilbeler hatte das Auto in einer Scheune in Frankreich gefunden. „Wenn der verschrottet worden wäre, wäre es schade gewesen“, findet er. „Aber der ganze Unterboden ist durchgerostet“, erklärt der Kenner, und die Spurstangen könne man nicht mehr kaufen. Wenn man jeden Tag acht Stunden daran arbeite, dauere es ein Jahr, bis das Auto wieder fahren könne, schätzt der Sammler. „Und wenn man das als Hobby macht, kann es zehn bis 15 Jahre dauern.“

„Ganz wichtig ist, sich nicht zuerst seinen Traum zu erfüllen und dann zu einem Oldtimerclub zu fahren“, betont Jörg Hermann aus Nauheim vom Verein Mercedes- Benz-Interessengemeinschaft (MBIG), die das Mercedes-Oldtimer-Treffen organisiert. Solche Treffen wie das auf dem Karolinenplatz seien ein guter Ort, um sich vorab zu informieren. Wenn man für 10 000 Euro ein Oldtimer-Auto kaufe und 10 000 Euro investiere, habe man kein Auto für 20 000 Euro sondern eines für 15 000 Euro, gibt der Nauheimer zu bedenken. Auch Ersatzteile seien ein Thema, aber da sei man bei Mercedes noch gut versorgt.

„Die Bandbreite ist irre“, sagt Jörg Hermann zu möglichen Kosten. Das gehe bei 3000 bis 4000 Euro für ein Fahrzeug los, aber nach oben gebe es kaum eine Grenze. Allein eine gute Lackierung könne 5000 bis 8000 Euro kosten.

„Aber niemand, auch wenn er gelernter Automechaniker ist, soll glauben, dass er alle Schwachstellen des Oldtimers kennt“, warnt Jörg Hermann. „Das Wissen haben die speziellen Oldtimerclubs.“ Auch wenn vieles im Internet stehe, brauche man den direkten Kontakt mit anderen, um das auch einschätzen zu können. „Das Detailwissen in den Clubs können Sie nicht mit Gold aufwiegen“, so Jörg Hermann.