Oberbürgermeister-Kandidaten diskutieren im „Goldnen Löwen“ über Verkehrsfragen
Von Marc Wickel
Der Radverkehr in Darmstadt war eines der Themen der Podiumsrunde in Arheilgen. Archivfoto: André Hirtz
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DARMSTADT - Sechs OB-Kandidaten und eine Kandidatin diskutierten am Dienstag im „Goldnen Löwen“ in Arheilgen über Rad- und Fußgängerverkehr sowie den Öffentlichen Personennahverkehr. Die Veranstalter – Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC), Verkehrsclub Deutschland (VCD) und der Verein „Wegerecht“ – hatten dazu vorab Fragen verschickt.
Aus Sicht des Vereins ist die Kommunalpolizei bei zugeparkten Bürgersteigen zu tolerant. Sie spreche nur 25 Verwarnungen pro Tag aus. Bei einer Konstellation war man sich auf dem Podium aber einig: Wenn man mit Rollstühlen und Kinderwagen nicht mehr durchkommt, „gehört auf jeden Fall eingegriffen“, wie Helmut Klett (Uwiga) sagte. Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) plädierte für den Ausbau des ÖPNV und eine Parkraumbewirtschaftung. Kerstin Lau (Uffbasse) fand, dass auf Gehwegen 1,80 Meter Platz sein müsse. „25 Verwarnungen pro Tag halte ich für lächerlich“, sagte Achim Pfeffer (parteilos), er habe damals beim Ordnungsamt täglich 50 bis 100 geschafft.
Pfeffer und Christoph Hentzen (FDP) warben dafür, auch auf Bürgersteigen rücksichtsvoll zu sein und auch mal in eine Lücke auszuweichen, wenn es eng werde. „Darmstadt braucht dringend zusätzliche Parkflächen“, sagte Hentzen. Und zwar nicht nur am Stadtrand. „Womit wir es hinkriegen, ist mit einem Rückbau des Cityrings“, sagte Hans Mohrmann (AfD).
Der Radverkehr in Darmstadt war eines der Themen der Podiumsrunde in Arheilgen. Archivfoto: André Hirtz Foto:
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Thorsten Przygoda (unabhängig) ließ sich wegen eines Unfalls entschuldigen. Uli Franke (Linke) konnte wegen einer Erkrankung nicht kommen, hatte aber schriftlich geantwortet. Er ist für eine stärkere Parkraumüberwachung. Michael Siebel (SPD) wies darauf hin, dass man den „Modal Split“ (Verhältnis der Fortbewegungsarten) weg vom motorisierten Individualverkehr hinbekommen müsse. „Wenn wir wollen, dass die Menschen umsteigen, muss der ÖPNV günstiger sein“, sagte Kerstin Lau und verwies auf das „Wiener Modell“, wo eine Jahreskarte für die ganze Hauptstadt 365 Euro kostet. Das Konzept hielten alle Kandidaten für interessant, einige blickten aber auch auf die Kosten. „Das Modell wird zurzeit geprüft“, sagte Partsch. Aber da eine Jahreskarte für drei Zonen rund 780 Euro koste, müsse die Differenz finanziert werden, so Partsch. Ähnlich sah es auch Achim Pfeffer. Michael Siebel hält das „Wiener Modell“ für „einen Ansatz, wo es langgehen könnte“, befürchtet aber Kapazitätsprobleme. So auch Hentzen, der die Jahreskartenpreise für angemessen hält. ÖPNV könne günstiger sein, so Uli Frankes Statement, in Darmstadts Partnerstadt Graz koste beispielsweise eine Jahreskarte nur 241 Euro.
Idee eines Lieferservices der Einzelhändler
Zum Radverkehr kamen von Christoph Hentzen und Hans Mohrmann ungewöhnliche Vorschläge. Der FDP-Bewerber will einen Lieferservice der Darmstädter Einzelhändler organisieren, sodass man weniger mit dem Auto zum Einkauf fahren muss. „Ich wünsche mir eine Fahrradregion Darmstadt-Dieburg“, sagte AfD-Kandidat Mohrmann, mit einem Radwegenetz auch für die Region.
Wie die Kandidaten nach Arheilgen gekommen waren, zeigte eine kurze Publikumsfrage: Hentzen, Lau, Pfeffer und Siebel waren mit dem Auto gekommen, Jochen Partsch mit dem Rad, der Ober-Ramstädter Hans Mohrmann mit dem ÖPNV und der Arheilger Helmut Klett zu Fuß.