Das „Bündnis gegen Rechts“ in Darmstadt mahnt die Umbenennung der Hindenburgstraße an. Nach Auskunft der Stadt soll der Umbenennungsprozess im Sommer weitergehen.
Von Marc Wickel
Dass die Umbenennung der Hindenburgstraße auf sich warten lässt, stößt beim „Bündnis gegen Rechts“ auf Kritik.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Kolonnen uniformierter Nationalsozialisten der SA, der SS und des Stahlhelms zogen am 30. Januar 1933 mit Fackeln durch das Brandenburger Tor, weil Adolf Hitler Reichskanzler geworden war.
An den 30. Januar vor 87 Jahren erinnerte am Donnerstag das Darmstädter „Bündnis gegen Rechts“. Mit rund einem Dutzend Teilnehmern vor dem DGB-Haus an der Hindenburgstraße wiesen Peter Friedl und Tim Schneider darauf hin, dass die Hindenburgstraße immer noch nach Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg benannt ist. „Trotz eines Votums zur Umbenennung der Hindenburgstraße – und sechs weiterer Straßen in Darmstadt“, erinnerte Tim Schneider an den 8. Mai 2019. An dem Tag hatte der Magistrat beschlossen, acht Straßen umzubenennen, darunter die Hindenburgstraße.
Diese war 1915 nach Paul von Hindenburg benannt worden. Aus heutiger Sicht müsse der damalige Held des Ersten Weltkriegs, der die Dolchstoßlegende erfand und als Reichspräsident Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte, jedoch als Monarchist, Antidemokrat und Reaktionär gesehen werden, so Tim Schneider.
Aber seit dem Magistratsbeschluss taucht die Straße in den städtischen Mitteilungen nur noch bei Baustellen und als Veranstaltungsadresse auf. Bis jetzt. Auf Anfrage teilt die Pressestelle der Stadt mit, dass der Umbenennungsprozess im Sommer 2020 weitergehe. „Eine Straßenumbenennung ist ein aufwendiger Prozess, der gut vorbereitet sein will“, erklärt Sprecherin Lea Stenger. Die Terminplanung zur Umsetzung des Magistratsbeschlusses sehe wie folgt aus: Am 26. August wird es ein Symposium mit Experten geben, am 2. September eine Informationsveranstaltung für Bürger und am 18. September werde eine Ausstellung zu den Ergebnissen des Straßenbenennungsbeirats eröffnet.
Das „Bündnis gegen Rechts“ schlägt vor, die Hindenburgstraße nach Halit Yozgat zu benennen. Halit Yozgat war am 6. April 2006 in Kassel vom sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund ermordet worden. Der Name solle stellvertretend für die Toten durch rechtsextreme Gewalt in Deutschland seit 1990 stehen, sagt Tim Schneider.