2017 hatte das Darmstädter Stadtparlament 43,6 Millionen Euro inklusive Risikozuschlag als Kosten für den Neubau des Nordbads beschlossen. Würde der Wettbewerbsentwurf eins zu eins umgesetzt, würde der Bau teurer werden. Nachdem das klar war, hat die Projektleitung die Pläne abgespeckt, sodass die Gesamtkosten wieder auf 43,2 Millionen Euro reduziert werden konnten.
Von Patrick Körber
Leiter Lokalredaktion Darmstadt und Südhessen
Der Abbruch des Nordbads wird bereits vorbereitet. Gegenwärtig wird das Gebäude von innen entkernt. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - Es ist eine Frage der Lesart, ob die Planungen für das Nordbads jetzt teurer oder gar etwas günstiger geworden sind. Vergangenes Jahr hatte das Stadtparlament 43,6 Millionen Euro inklusive Risikozuschlag als Kosten für den Neubau des Nordbads beschlossen. Würde der Wettbewerbsentwurf unter Federführung des Architekturbüros Sacker eins zu eins umgesetzt, würde der Bau 49,7 Millionen Euro kosten, also teurer werden. Nachdem das klar war, hat die Projektleitung die Pläne abgespeckt, sodass die Gesamtkosten um 6,5 Millionen Euro auf 43,2 Millionen Euro reduziert werden konnten, berichtet Sportdezernent und Bürgermeister Rafael Reißer (CDU).
Bernd Neis vom städtischen Immobilienmanagement IDA betont, dass die 43,2 Millionen Euro nun eine tragfähige Kostenberechnung seien, in die alle Wünsche von Vereinen und Schulen sowie die konkreten Anforderungen des Brandschutzes und der Feuerwehr eingeflossen seien. Alle Gewerke seien nun durchgerechnet worden. Zwar sind die vorliegenden Kostenberechnungen gegenüber dem Stadtverordnetenbeschluss mit 400.000 Euro im Plus, aber dafür ist der zehnprozentige Risikopuffer bereits vor Beginn der Abrissarbeiten und Baumaßnahmen aufgebraucht.
Um Risiken wie zum Beispiel die Baupreisentwicklung abzusichern, hat der Magistrat in seiner Sitzung am Dienstag einen weiteren Betrag von 2,4 Millionen Euro als sogenanntes Nachtragsmanagement freigegeben. Und "als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung" ist ein Betrag von 1,4 Millionen Euro vorgesehen. Das Stadtparlament muss diesem erweiterten Kostenrahmen auf insgesamt 47 Millionen Euro noch zustimmen. Der neue Risikozuschlag sei deshalb in zwei Summen geteilt worden, um klarzumachen, dass der Nachtrag von 2,4 Millionen Euro ausreichen muss, so Neis.
SO SOLL ES AUSSEHEN
Das künftige Nordbad bietet in der Halle ein 50-Meter-Wettkampfbecken, ein 20 Meter langes Lehrschwimmbecken, ein 25-Meter- Mehrzweckbecken mit Sprungturm, ein Kinderplanschbecken und ein Bewegungs- beziehungsweise Therapiebecken.
Im Außenbereich bleibt das 50-Meter-Becken des DSW erhalten. Dazu gibt es noch ein Nichtschwimmerbecken sowie einen Kinderplanschbereich. Zwischen Halle und Freibad wird ein Kiosk mit Sitzmöglichkeiten errichtet.
Die Stadt Darmstadt prüft, ob das Nordbad vom Land gefördert werden kann. Hessen hat ein Förderprogramm für Bäder in Aussicht gestellt. Hier könnten sich die Kosten für die Stadt noch reduzieren.
Um die Baukosten zu reduzieren, haben die Planer beispielsweise das Volumen des geplanten Neubaus reduziert. Und hier zählt jeder Zentimeter. Das Gebäude wird laut Reißer 30 Zentimeter weniger hoch und 70 Zentimeter kürzer sein. Allein die um 30 Zentimeter tiefere Decke bringe eine Kostenersparnis im sechsstelligen Bereich berichtet Neis. Dadurch lasse sich die bei der Tragwerkskonstruktion sparen. Aber auch im Außenbereich wird die Stadt auf ursprünglich Geplantes verzichten. So wird es im Außenbereich keine Umkleiden mehr geben. Die Umkleiden im Hauptgebäude sollen auch für das DSW-Freibad genutzt werden.
Damit verbindet sich aber eine Serviceerweiterung. Denn wie Sportamtsleiter Martin Westermann berichtet, soll das Nordbad im Sommer als Kombibad betrieben werden. Das heißt, im Sommer können Besucher auch das 25-Meter-Becken in der Halle nutzen. Bislang wurde die Schwimmhalle des Nordbads über die Sommermonate komplett geschlossen. Der Mehraufwand durch das Personal, das man dann drinnen und draußen braucht, werde dadurch kompensiert, dass das Schul- und Trainingsbad mit der Eröffnung des neuen Nordbads geschlossen werden soll, so Westermann. Das 50-Meter-Becken, das künftig in einer getrennten Halle des Nordbads sein wird, soll im Sommer jedoch nicht zur Verfügung stehen.
Sportdezernent Rafael Reißer betont, dass es jederzeit möglich sei, im Außenbereich nachträglich Umkleiden zu errichten, der Platz dafür werde vorgehalten. Der bereits eingeplante Risikopuffer sei schon verbraucht, weil man beispielsweise ein Schmutzwasserrohr, das unter dem Bad entlangführt, nun umlegen müsse.
Rafael Reißer und Bernd Neis versichern, dass das Nordbad voll im Zeitplan ist. Im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres erfolgt der Abriss des Hallenbads.
Der Schwimmbetrieb wird bereits seit einem halben Jahr durch eine Traglufthalle über dem Freibadbecken des Darmstädter Schwimmvereins DSW sichergestellt. Im dritten Quartal 2018 wird die Baugenehmigung erwartet, die Erbauarbeiten sollen beginnen. Im vierten Quartal 2020 soll das Hallenbad eröffnet werden. Anfang 2021 wird dann das neue Freibadgebäude des DSW gebaut, die Außenanlage erneuert. Das Freibad soll Anfang 2022 fertig sein. "Und dann, wollen wir von derzeit 200.000 auf 240 000 Besucher im Jahr kommen", sagt Reißer.