Welche Anforderungen Investoren und Architekten im Wettbewerb zur geplanten Bebauung der Brache in der Nähe der Darmstädter Innenstadt erfüllen müssen.
DARMSTADT. Über die Bebauung des Marienplatzes in Darmstadt wird seit Jahrzehnten immer mal wieder gesprochen. Passiert ist in all dieser Zeit nichts. Jetzt sieht es danach aus, dass auf der zentrumsnahen, 1,4 Hektar großen Brache tatsächlich in absehbarer Zeit ein neues Wohnquartier entstehen könnte. Die Stadt hat zur Entwicklung und Veräußerung des städtischen Grundstücks einen städtebaulichen Wettbewerb gestartet.
Dabei sollen maximal 20 Bietergemeinschaften aus jeweils Investoren, Architekten/ Stadtplanern und Landschaftsarchitekten mit ihren Vorschlägen und Angeboten gegeneinander antreten. Ziel sei "eine Bebauung in einer vielfältigen, qualitätvollen Architektur", erklärte die Stadt. Für den Planungswettbewerb hatte das Stadtparlament vor einem Jahr den Weg freigemacht.
Der Vorsitzende des Bunds Deutscher Architekten (BDA) in Darmstadt, Christian Nasedy, begrüßte den Wettbewerb. "So macht man das heute, um städtebauliche Qualität zu erreichen", sagte er am Montag. Nasedy hatte sich in der Vergangenheit für eine möglichst abwechslungsreiche Bebauung des Platzes und eine "bürgerliche Wohnstadt im Herzen der Stadt" eingesetzt.
Investoren aus ganz Deutschland
Die eingereichten Konzepte wird eine Jury Mitte August bewerten, der neben verschiedenen Architekten und Investoren aus ganz Deutschland auch der Leiter des Stadtplanungsamts, Jochen Krehbiehl, die Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, Christa Reicher, und zwei Bürger angehören werden. Ausschlaggebend bei der Prüfung der Vorschläge soll nicht der gebotene Kaufpreis, sondern die Qualität der städtebaulichen Planung sein. Nach den Wettbewerbsunterlagen wird das Grundstück an den Bieter gehen, "dessen Angebot unter Berücksichtigung städtebaulicher, energetischer, sozialer und nutzungsspezifischer Aspekte am Besten bewertet wird". Dabei soll die Planung mit 75 Prozent und das Kaufpreisangebot mit 25 Prozent gewichtet werden. Das sei mit Blick auf die erhoffte Qualität "eine gute Gewichtung", sagte der BDA-Vorsitzende Nasedy.
In dem vom Darmstädter Büro Bäumle Architekten Stadtplaner betreuten Verfahren werden den Wettbewerbsteilnehmern zentrale Vorgaben gemacht. Danach sollen auf dem Areal nahe der Innenstadt, das seit Jahren als Parkplatz genutzt wird, Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 30 000 Quadratmetern geschaffen werden. 25 Prozent der Wohnungen sollen für Bezieher niedriger Einkommen und 20 Prozent für Bezieher mittlerer Einkommen errichtet werden. Diese Maßgabe gilt nach einem entsprechenden Beschluss des Stadtparlaments bei der Entwicklung aller städtischen Grundstücke.
Kita-Bau geplant
Die Grundstücksgröße auf dem Marienplatz wird mit 14 451 Quadratmeter beziffert. Davon sollen rund 2000 Quadratmeter für den Bau einer Kita genutzt werden. Für das verbleibende Restgrundstück wird bei einem angesetzten Quadratmeterpreis von 1025 Euro ein Mindestkaufpreis von 13 Millionen Euro festgelegt. Um dort eine sozialverträgliche Stadt- und Quartiersentwicklung zu erreichen, sollten unterschiedliche Wohnformen für verschiedene Einkommensgruppen angeboten werden, heißt es weiter. Es solle eine Mischung aus Mietobjekten und Eigentum sowie aus bezahlbaren, senioren- und familiengerechten und für studentische Wohngemeinschaften nutzbaren Wohnungen geben.
Im Wettbewerb ist der erste Preis mit 34 000 Euro, der zweite mit 20 000 Euro und der dritte mit 14 000 Euro dotiert. Fünf der maximal 20 Teilnehmer benennt die Stadt vorab, zwei davon werden in den Unterlagen bereits benannt. Es sind zum einen das Darmstädter Architekturbüro Planquadrat sowie das Frankfurter Büro Stefan Forster.
Der im Wettbewerb am Ende ausgewählte Investor verpflichtet sich den Unterlagen zufolge, auf Grundlage des Wettbewerbsergebnisses in Abstimmung mit der Stadt, die planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Umsetzung des Konzepts zu schaffen
Von Joachim Nieswandt