Neuer Pächter der "Datterich-Klause" vor dem Hauptbahnhof

Das Tempelgebäude vor dem Hauptbahnhof hat sich mit seinem Garten in den vergangenen Jahren zu einem erfolgreichen Ort für Kunst-Festivals entwickelt. Foto: Andreas Kelm
© Andreas Kelm

Grillen und Gärtnern: Die "Initiative Essbares Darmstadt" hat das Tempelgebäude am Hauptbahnhof von der Stadt gepachtet und will dort ein...

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DARMSTADT. Grillen und Gärtnern: Die "Initiative Essbares Darmstadt" hat das Tempelgebäude am Hauptbahnhof von der Stadt gepachtet und will dort ein "ökologisch-kulinarisch-künstlerisches Zentrum" errichten.

"Wo ist das genau?" Diese Frage stellen viele, wenn es um das kleine Gebäude geht, das südlich des Fürstenbahnhofs steht. Es ist von Mauern umgeben und beherbergt einen kleinen Biergarten. "Das Versteckte macht den Reiz aus", sagt Adrian Jost, einer der Mitstreiter der Initiative. Dabei ist das Tempelchen so leicht nicht zu übersehen: Die Front, dort wo die vier Säulen stehen, ist mit einem gelben Schriftzug bepinselt. Auf dem Dach verweist das Schild "Datterich-Klause" auf die bisherige Nutzung des Biergartens als Event-Ort für Kunst-Festivals. 2012 konnte man dort zu "Cage & Cola" einkehren, 2013 wurde das "Königreich Popo" draus, 2015 traf man sich in der "Datterich-Klause" und zuletzt in der "Dada Klause".

"Menschen, die keinen Garten haben, sollen sich hier zuhause fühlen", sagt Dieter Krellmann. Der Designer, der auch die Schwarzerde "Palaterra" vermarktet, gehört zu den Gründungsmitgliedern der "Initiative Essbares Darmstadt", die sich im vergangenen Juni zusammengefunden und nun das Tempelgebäude am Hauptbahnhof für zwei Jahre von der Stadt gepachtet hat. In Darmstadt ist Krellmann schon einige Zeit als Stadtgärtner aktiv. Er hat unter anderem die Hochbeete am Osthang initiiert. Und er will zeigen, wie vielfältig und einfach gärtnern eigentlich ist. "Ich will, dass die Leute Spaß haben im Grünen und sich nicht nur Abrackern."

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Die Klause ist "offen und frei und für alle da", sagt Adrian Jost. Wer will, könne Würstchen, Gemüse oder Steaks mitbringen und sie auf einen der vielen Grills legen, die die Klause bereitstellt. Getränke gibt's an der Theke. Barchef und Diplom-Biologe Jost hofft, dass sich die Vielfalt der Pflanzen, die auf dem Gartengelände in Holzkisten und Töpfen gezogen werden, auch auf die Vielfalt der Menschen niederschlägt, die den Biergarten besuchen. "Eine interkulturelle Schnittstelle soll das hier werden. Das ist der Grundgedanke", so Jost. Der Biergarten soll nicht nur ein grünes Wohn-, sondern auch ein grünes Klassenzimmer werden.

"Wir wollen Wissen vermitteln", sagt Mitstreiterin Anna Arnold, die unter anderem die vertikalen Gärten im Herrngarten betreut. Geplant ist beispielsweise, dass Pflanzen wie Ehrenpreis oder Colakraut mit einem QR-Code versehen werden, der Smartphone-Besitzern alle wichtigen Infos zur Biologie zur Verfügung stellt. Auf dem Klausen-Gelände sollen auch Insektenhotels aufgestellt werden und in einem Gewächshaus, vier mal drei Meter groß, Gurken und Kürbisse angebaut werden. "Eine bessere Welt ist pflanzbar", so lautet das Motto der Gruppe. Dazu passt auch der große Saatgutschrank der Initiative, der in der Klause aufgestellt werden soll. In ihm werden nicht-hybride Samen und alte Sorten aufbewahrt, die die Besucher gegen eigene Samen dort auch eintauschen können. Geplant ist auch, einen Wildkräuter-Garten anzulegen, wo Besucher auch über die Inhaltsstoffe und die Wirkung der Pflanzen informieren können.

Für die Initiative ist die Klause ein guter Schritt hin zu mehr Vielfalt. Kulturell und ökologisch. "Damit es in Darmstadt noch bunter wird", sagt Jost. Der Biologe ist ohnehin ganz zuversichtlich, dass es trotz versiegelter und zugebauter Flächen noch sehr viele Nischen für ökologische Projekte in Darmstadt gibt. An Ideen fehlt es nicht.