Neubau am Böllenfalltorstadion
DARMSTADT - Der Blick aus dem zweiten Obergeschoss des neuen Funktionsgebäudes am Böllenfalltorstadion ist natürlich am Schönsten. Richtung Norden sieht man durch die Bäume des Hochschulstadions hindurch die Hochhaustürme in Frankfurt, Richtung Osten blickt man übers Fußballstadion des SV Darmstadt 98 zum Wald, im Süden auf die Tennis- und Hockeyplätze des TEC Darmstadt.
"Die allerschönsten Ecken im Neubau werden Besprechungsräume", sagt Michael Weilguny zur Frage, wer denn die Eckzimmer beziehen wird. Der Geschäftsführer des SV Darmstadt 98 ist bei einem Rundgang durch das Gebäude mit dabei, dessen Rohbau seit Mitte der Woche steht. Das wird ein wenig gefeiert - bevor es direkt weiter geht mit den Bauarbeiten, die bislang nach Plan verlaufen, sagt Projektsteuerer Karl-Heinz König.
Im August 2019, "das peilen wir an", so König, soll das Funktionsgebäude zwischen städtischer Böllenfalltorhalle im Westen und Fußballstadion im Osten fertig sein. Rund 6,5 Millionen Euro werden der SV Darmstadt 98 und die Darmstädter Sportstättengesellschaft (DSG) dafür ausgeben. Die Kosten werden Eins-zu-Eins entsprechend der künftigen Nutzung am Gebäude getragen: 80 Prozent der Kosten übernimmt der Verein, 20 Prozent werden von der städtischen Tochtergesellschaft getragen, da es in dem Gebäude auch Räume für Breiten- und Schulsport geben wird.
Der Neubau ist durch einen Gang mit der Böllenfalltorhalle verbunden, in der auch während der Umbauphase der Schul- und Vereinssport weiterläuft. Da für den Neubau ein Annexgebäude weichen musste, fielen sowohl Umkleiden als auch Duschen weg. Sie werden nun im nördlichen Teil des insgesamt 3000 Quadratmeter großen, dreigeschossigen Gebäudes eingerichtet.
Vier große Umkleidekabinen, Duschen und WC stehen den Vereins- und Schulsportlern dann im Erdgeschoss auf etwa 500 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Im südlichen Bereich werden der Fanshop und ein Cateringstand für Heimspiele eingerichtet, auch der Zugang zur Geschäftsstelle wird dort zu finden sein.
Der erste Stock wird das neue Reich der Fußballmannschaft mit ihrem Physio- und Trainerstab sein mit Umkleiden, Duschen und kleineren Behandlungseinheiten. Auch werden dort wie im zweiten Obergeschoss Besprechungsräume und Büros eingerichtet.
Die derzeit 25 Mitarbeiter in der Verwaltung sind noch an fünf verschiedenen Orten untergebracht. "Das ist für uns alle eine Herausforderung", sagt Lilien-Geschäftsführer Weilguny. Platz wird es in dem Neubau für 35 Mitarbeiter geben. "Es ist wichtig, dass wir Erweiterungsmöglichkeiten haben."
Zwar gibt es also mehr Platz und schöne Ausblicke in dem vom Frankfurter Büro 1100 Architekten geplanten Neubau, "ein Fünf-Sterne-Hotel wird es aber nicht sein, die Funktionalität steht im Mittelpunkt", sagt Gunter Weyrich. Der Architekt schwärmt vor allem von der Fassaden- und Fensterlösung für das Projekt. Hell und luftig werde die Profilglasfassade aussehen, die das aufnimmt, was die - seit 2017 denkmalgeschützte - Böllenfalltorhalle vorgibt. Denn auch dort wurde dieses Baumaterial vor 50 Jahren eingesetzt. "Es ist ein ehrliches Material", so Weyrich, "mit leicht industriellem Charme".
Derzeit wird am Dach gearbeitet, demnächst werden die Fenster und Fassadenteile angeliefert, dann geht es über den Winter mit dem Innenausbau weiter. Alle Handwerker seien mit Eifer bei der Sache, so Projektleiter König. "Und fast alle Handwerksbetriebe kommen aus der Region." Darauf habe man Wert gelegt, betont Weyrich, selbst Fußballfan, wie auch etliche Arbeiter, sagt er. "Da sind viele mit Herzblut dabei."
Wenn der Bau im Spätsommer 2019 fertig ist, wird er auch noch eine andere Funktion erfüllen und als Interimsgebäude dienen. Denn für die Zeit des Haupttribünen-Neubaus, der im September starten soll, werden dort die Spielerkabinen, Schiedsrichterräume, Doping-Kontrolle, TV-Übertragungsraum und das Pressezentrum untergebracht. "So sparen wir die Anmietung für teure Container", sagt Architekt Weyrich.
Dass Container bis dahin passé sind, hoffen auch die Sportler und Schüler, die sich seit Monaten in den Provisorien auf engstem Raum umziehen und duschen. Und sie freuen sich drauf, demnächst zwar nicht neben, aber doch wenigstens unter einem Dach mit den Lilien-Kickern zu duschen.