Nacht der Kometen und Sterne im Hessische Landesmuseum Darmstadt lockt hunderte Besucher
Von Sibylle Maxheimer
Bei der Museumsnacht der Kometen und Sterne im Hessischen Landesmuseum singt am Samtagabend der Esoc-Chorus unter der Leitung von Jim Schar das Lied „Rosetta“ von Glenn McClure. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Rosetta – Europas Kometenjäger – wirft seine Schatten voraus: Astronautisch verpackt, ziehen die stattlichen Löwen vorm Landesmuseum sämtliche Blicke auf sich. Große und Kleine bleiben stehen, um Visier, Silberhaut und Rückenkasten genau zu studieren. Handys werden gezückt, der Nachwuchs klettert auf den Sockel und wird zusammen mit den Weltraumtieren samt dramatischem Wolkenhimmel in Szene gesetzt.
Das Kunsthaus lockt am Samtag mit der „Museumsnacht der Kometen und Sterne“ und Hunderte wollen mitmachen. Der Sog zieht viele zuallererst in die Sonderausstallung „Rosetta“, wo man von dem dunklen Raum verschluckt wird. Hier blicken die Nachtschwärmer auf Sterne und andere glitzernde Gebilde, hören Stimmengewirr und dann ein lautes Klatschen. Letzteres gilt Oliver Sandrock, der gerade seine spannenden Ausführungen zu Rosettas Weltraummission beendet hat; jetzt schließen sich etliche der Gruppe von Stephanie Hauschild an, die woanders in den Himmel und auf Sterne blickt. Alles staunt und klebt an verkleinerten Planetenmodellen oder erklärenden Schildern fest.
Mit der „Ariane“ ins Weltall
Die Besucher fassen Deutschlands größten Meteoriten an, vergleichen die Temperatur der Stein-Eisen-Bruchstücke. Im „Rosetta“-Raum bleibt es die ganze Nacht über voll. Aren und Luis, beide acht Jahre alt, lümmeln sich auf Sitzkissen, blicken hoch ins Gewölbe, werden zurückversetzt ins Jahr 2004, warten sozusagen am Weltraumbahnhof Friedensplatz 1, dass die Mission beginnt. Urplötzlich hören sie krasses Rauschen, sehen rundherum nur noch Feuer, dann kommt dramatische Musik. Die Besucher schießen gemeinsam in der Rakete Ariane 5G ins All zum Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko – an Bord Rosetta und Philae. Der Flug entspannt sich: Sternenhimmel, dann begegnen die Reisenden der Erde, was Gänsehaut erzeugt. Petra sucht Halt an der Wand, ihr ist schwindelig, während Aren und Luis nicht genug bekommen können: „Spannend“, sagen sie und: „Cool“.
EINZIGARTIGE MISSION
Die Mission Rosetta ist einzigartig: Die Sonde passierte nach einigen Schwungmanövern an Erde und Mars die Asteroiden Steins und Lutetia.
Nach dem sieben Jahre dauernden Flug wurde Rosetta 2011 in einen 957 Tage dauernden Schlaf versetzt, um Energie zu sparen.
Nach erfolgreichem Aufwachen erreichte sie 2014 ihr Ziel: Den Kometen Tschurjumow-Gerassimenko – Tschuri genannt. (max)
Im unendlichen Raum schweben Rosettas Sonnenflügel, ihre Hochleistungsantennen werden später Daten zur ESA senden. Die Besucher sind begeistert, staunen über Kometen und Asteroiden, informieren sich über die Unterschiede von Chondriten und Achondriten: Keine leichte Kost so spät am Abend. Wie gut, dass diese Nacht in einem grandiosen Universalmuseum stattfindet, wo auch noch der „Esoc-Chorus“ und die Gruppe „Expanding Jazz“ für Musik sorgen. Zu deren Auftritten ist die Haupthalle rappelvoll. Dann aber geistern wieder alle umher, werden von Patrick Zell zur neuen Mission gerufen. Aren führt Luis indes zum Geodom, einem tollen Gemeinschaftswerk, das während des Sommerferienworkshops entstanden ist: „Wir haben eine Raketenbasis gebaut.“ In der Zoologischen Abteilung blicken die Besucher in Schimpansenaugen oder in die fantastischen Dioramen mit Tapir, Leopard und Kolibri. Meerkatze, Weißbüscheläffchen, Beutelwolf, Quagga – irgendwie entfalten diese Wesen am Abend einen noch größeren Zauber. Zwei Männern hat es die Japanische Riesenkrabbe angetan: „Lecker“, meinen sie, „dazu ein Gläschen Weißwein?“ Woanders wird geschätzt, wie schwer wohl der Schädel des Riesenlaufvogels ist. Kinder drücken sich die Nasen platt, freuen sich an Hundszahnkrokodil, Wasserfrosch, Knochenhecht, Schuppenkriechtieren, Schlammfischen.
Andere informieren sich über das Bad Vilbeler Mosaik, wo es Meereszentauren zu entdecken gibt. Beim Anblick von toten Maulwürfen, Mäusen, Bilchen sagt ein Bub: „Wenn ich eine Ratte im Zimmer hätte, würd‘ ich mir eine Schrotflinte besorgen.“ Fantasie, die zu Space Poems passt, auch die gibt’s zwischendrin in der Gemäldegalerie.