
Schon vor der Entscheidung war die Umwidmung der Darmstädter Hindenburgstraße diskutiert worden, jetzt heißt sie Fritz-Bauer-Straße. Auf Facebook fielen die Meinungen geteilt aus.
Darmstadt. Nun ist es passiert. Nach einer jahrelangen Debatte ist die Hindenburgstraße im Westen Darmstadts zur Fritz-Bauer-Straße umbenannt worden. Der frühere Reichspräsident und Steigbügelhalter Hitlers wich damit dem früheren hessischen Generalstaatsanwalt. Unter den Beiträgen von Echo Online und anderer Medien auf Facebook wurde die Umbenennung emotional diskutiert. Viel Aufregung, aber auch viele offene Fragen in den Kommentarspalten: Wer war Fritz Bauer eigentlich, und welche historische Bedeutung kann Hindenburg zugemessen werden?
Positive Personen in die Neubaugebiete?
Während sich die einen darüber beklagen, dass man mit der Straßenumbenennung den kritischen Umgang mit der eigenen Geschichte verhindere, argumentieren die anderen, dass es im öffentlichen Raum mehr Positivbeispiele brauche, statt antidemokratischer Figuren. Diese blieben in den Büchern und dem Geschichtsunterricht ja ohnehin erhalten. Eine Userin schreibt in dem Zusammenhang: „Der Mann hat unseren tiefsten Respekt und unsere Anerkennung verdient. Wir brauchen mehr Fritz Bauer Straßen, und weniger Hindenburg-Gedöns.“ Daraufhin versucht ein junger Nutzer die Frau davon zu überzeugen, dass die Umbenennung trotzdem nicht nötig gewesen sei: „Es gibt so viele Neubaugebiete. Da kann man auch einen Fritz Brauer unterbringen“.
Es bleibt bei einigen Nutzern ein unbehagliches Gefühl, wie bei einigen Kommentaren deutlich wird, umstrittene Figuren der deutschen Geschichte aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. „Da könnte man auch gleich die katholische Kirche abschaffen“, wird unter dem Artikel der Hessenschau kommentiert, und spielt dabei auf Verbrechen an, die im Namen der Kirche begangen wurden. Wo fängt man an, wo hört man auf?
Hier geht es zum Facebook-Post mit den Diskussionen:
Zur Mahnung und Erinnerung
Befürworter der Straßenumbenennung sehen sich durch die Frage, wer Fritz Bauer eigentlich sei, in der Notwendigkeit bestätigt, wichtige deutsche Persönlichkeiten ohne zweifelhafte Vita in der Öffentlichkeit stärker zu zeigen. Ein User bringt den Kompromissvorschlag auf, unter Straßennamen umstrittener historischer Figuren den Zusatz „zur Mahnung und Erinnerung“ anzubringen. Wiederum andere fragen sich, ob es gerade nicht andere Probleme gäbe als sich um die Umbenennung einer Straße zu kümmern.
Auch wenn die Anwohner nun seit dem Mittwoch offiziell in der Fritz-Bauer-Straße leben, abgeschlossen scheint die Diskussion darüber, ob es richtig oder falsch war Hindenburg zu tilgen, noch nicht. Das zeigen die Kommentare im Netz sehr deutlich.
Von Daniel Mohr