Die enge Verbindung zum Staatstheater ist das Markenzeichen des Musikvereins Darmstadt. Dort finden unter der Leitung der stellvertretenden Musikdirektorin Elena Beer die...
WALDKOLONIE. Die enge Verbindung zum Staatstheater ist das Markenzeichen des Musikvereins Darmstadt. Dort finden unter der Leitung der stellvertretenden Musikdirektorin Elena Beer die wöchentlichen Proben statt. Für die zusammen mit dem Staatsorchester im Großen Haus durchgeführten Konzerte tritt der Generalmusikdirektor – aktuell Will Humburg – ans Dirigentenpult. Gerade das sind für die rund 100 aktiven Sänger die elektrisierenden Momente – für diese wird hart gearbeitet.
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Stimmbildungskurse sind mehr als erwünscht
„Das Staatstheater legt Wert auf Niveau,“ bekräftigen Frank Koch, Sabine Wolf und Henning Walter vom Vorstand des Musikvereins – nicht ohne seufzenden Unterton. Den Chormitgliedern wird einiges abverlangt. Ohne Vorsingen wird niemand aufgenommen. Dass die Sänger Stimmbildungskurse belegen, ist mehr als erwünscht. Die regelmäßige Probenteilnahme ist eine Selbstverständlichkeit. Darüber hinaus ist jeder gefordert, zusätzliche Blicke auf Text und Noten zu werfen. Wer an einer Generalprobe nicht teilnehmen kann, darf beim Konzert nicht mitsingen.
„Wenn es um die gesangliche Qualität geht, unterstützen wir den einzelnen, wo wir können“, sagt Frank Koch, der seit drei Jahren den Vorsitz innehat. Für die Stimmbildung gibt es eine Kooperationsvereinbarung mit Profis des Staatstheaters, die entsprechende Kurse anbieten. Zum Einstudieren der Gesangstücke werden Probe-CDs – abgestimmt auf die jeweilige Stimmgruppe – bereitgestellt. Immer mal wieder werden Probenwochenenden abgehalten.
Dabei wurde der Chor vor über 175 Jahren als „Musikverein für Dilettanten“ gegründet. „Doch Obacht“, meint Henning Walter lachend, „der lateinische Ursprung des Worts meint einfach nur, jemanden zu erfreuen und zu ergötzen.“ Im 19. Jahrhundert hat man so schlicht Laiensänger von bezahlten Kollegen abgegrenzt.
„Auch in Darmstadt haben Dilettanten-Chöre eine lange Tradition“, ergänzt Sabine Wolf. 1810 wurde der bis dato bestehende Dilettanten-Chor aufgelöst, weil am Hoftheater ein Berufschor entstand. „Es gab aber weiter den Wunsch, die Musik in breitere Bevölkerungsschichten zu tragen.“ 1832 kam es schließlich zur Vereinsgründung. Der Musikverein ist damit die älteste noch bestehende Chorvereinigung in Darmstadt.
Schon in diese Zeit reicht die enge Verbindung zum Theater zurück. Erster Chorleiter war Hofchor-Direktor Max Ferdinand Neukäufler. Zu Auftritten lud man noch nicht ins Theater, sondern in die Säle von „Darmstädter Hof“ oder Gasthof „Traube“ und in Kirchen ein. Musikalische Qualität und engagierte Probenarbeit, zeit- weise zweimal die Woche, zeichneten schon damals den Verein aus. Ab 1855 nannte sich der Chor schlicht Musikverein. Neben den Konzerten florierte das Vereinsleben: Anfang des 20. Jahrhunderts konnte man ein eigenes Vereinshaus in der heutigen Wilhelm-Glässing-Straße inklusive Saal für 300 Personen errichten.
Das Gebäude wurde in der Brandnacht zerstört. Aber noch heute gehört dem Musikverein dort ein Grundstück, das eine solide finanzielle Basis und niedrige Mitgliedsbeiträge garantiert. „Leider wurde auch das Vereinsarchiv vernichtet“, bedauert Horst Krapp, das „aktivste der rund 40 inaktiven, also nicht singenden Mitglieder“.
Krapp, gerade zum Ehren- präsidenten gewählt, kümmert sich um alles Organisatorische: den jährlichen Vereinsausflug ebenso wie den einmal im Monat abgehaltenen Stammtisch in der Kantine des Staatstheaters. „Das ist unsere erste Anlaufstelle, und es ist ja auch nicht ganz einfach, einen Raum für 60 bis 100 Menschen zu finden“, sagt Krapp und schwärmt von den Zeiten unter Hans Drewanz, der noch selbst die Proben des Musikvereins leitete.
Höhen und Tiefen bei der Zusammenarbeit
Personalwechsel am Staatstheater haben immer auch den Musikverein betroffen. Es gab Höhen und Tiefen in der Zusammenarbeit. „Aber wir stehen hinter dieser Kooperation“, sagt Frank Koch und betont, dass davon auch das Staatstheater profitiere: „Wir haben ja auch die Funktion, Menschen das Theater näherzubringen.“ Neben den Vereinskonzerten gebe es zahlreiche Schnittstellen: Sänger des Staatstheater-Ensembles unterstützten bei Konzerten. Umgekehrt habe man auch schon bei Bühnenproduktionen des Staatstheaters mitgewirkt.