Wohnen in Darmstadt bleibt teuer, aber die Mietpreise steigen weniger steil an als in den Vorjahren - das sagt der Mietspiegel, den die Wohndezernentin Barbara Akdeniz (Grüne) am Freitag vorstellte. 8,89 Euro kostet die Nettomiete pro Quadratmeter im Schnitt. Zum Vergleich: In Frankfurt liegt der Wert, der ebenfalls am Freitag angehoben wurde, bei 9,36 Euro.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Gar nicht mal so günstig: In der Mollerstadt - hier ein Blick in die Adelungstraße - weist der neue Mietspiegel Preisniveaus zweier Klassen aus. Insgesamt ist das Stadtgebiet in vier Kategorien eingeteilt, die die Höhe der Durchschnittsmieten betreffen. Archivfoto: Guido Schiek
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DARMSTADT - Wohnen in Darmstadt bleibt teuer, aber die Mietpreise steigen weniger steil an als in den Vorjahren - das sagt der Mietspiegel, den die Wohndezernentin Barbara Akdeniz (Grüne) am Freitag vorstellte. 8,89 Euro kostet die Nettomiete pro Quadratmeter im Schnitt. Zum Vergleich: In Frankfurt liegt der Wert, der ebenfalls am Freitag angehoben wurde, bei 9,36 Euro. "Die Dynamik hat leicht nachgelassen", sagt das dortige Planungsdezernat.
Für die Fachleute ist der aktuelle Wert für Darmstadt trotz des hohen Niveaus "ein ganz gutes Signal", sagte Monika Meyer vom Institut für Wohnen und Umwelt (IWU), das im Auftrag der Kommune stadtweit 1223 Haushalte befragt hatte, bei der Präsentation.
Die Nettomieten sind in den vergangenen vier Jahren um jeweils zwei Prozent gestiegen. In den Jahren 2008 bis 2013 hatten sich die Mietpreise noch um durchschnittlich vier Prozent jedes Jahr erhöht. Gründe könnten laut IWU-Geschäftsführerin Meyer die außerordentlich hohen Studentenzahlen in diesen Jahren gewesen sein. Der neuerliche Anstieg - insgesamt 8,5 Prozent seit 2014 - sei "ein durchaus erwartbares Niveau".
RECHTSSICHER
Nur in Darmstadt und Frankfurt wird in Hessen ein qualifizierter Mietspiegel erhoben. Dazu lässt die Kommune ein unabhängiges Institut (diesmal das IWU) private Mieter und Vermieter anschreiben, die ihre Mietverhältnisse offenlegen.
15.000 Haushalte wurden diesmal zufällig ausgewählt, 1223 Fragebogen waren letztlich auswertbar. Der qualifizierte Mietspiegel wird von den Fachleuten trotzdem als repräsentativ bewertet. An den Zahlen dieses Mietspiegels können sich die ortsüblichen Vergleichsmieten orientieren, die für Mieter und Vermieter gleichermaßen verbindlich sind.
Der qualifizierte Mietspiegel gilt als rechtssicher und kann - anders als andere Vergleichswerte - für eventuelle Streitigkeiten herangezogen werden.
Kyra Seidenberg vom Mieterbund bewertet das Ergebnis anders. "Die Mieten in Darmstadt explodieren schon, aber vor allem bei den Neuvermietungen - weil der Wohnraum insgesamt so knapp ist."
Der Mietspiegel berücksichtigt die Mieten bei den Neuvermietungen sowie bei bestehenden Mietverhältnissen, wenn dort in den letzten vier Jahren mehr Geld verlangt wurde.
Wie die Verhältnisse in einzelnen Stadtgebieten liegen, können Bürger ab Juli in einer Broschüre erfahren, die im Rathaus am Luisenplatz sowie bei den Bezirksverwaltungen ausliegt. Je nach Wohnlage sind da Zu- oder Abschläge vom Durchschnittswert von 8,89 Euro fällig. In vier Lagen haben die Fachleute die Stadt eingeteilt.
Demnach kann - bei vergleichbarer Größe und Ausstattung - ein Abschlag von sieben Prozent für die günstigste Lageklasse 1 geltend gemacht werden. Die umfasst unter anderem die Waldkolonie, Kranichstein und Eberstadt-Süd. Für Klasse 2 ist schon ein Zuschlag von zwei Prozent zu zahlen: Eberstadt-Mitte, die Lincoln-Siedlung, die Heimstättensiedlung, das Martins- und Johannisviertel sowie weite Teile Arheilgens betrifft das. Klasse 3 zahlt sieben Prozent drauf - fällig in Bessungen und in Teilen des Woogsviertels, aber auch im schmalen Neubaugebiet in der Innenstadt, an der Landgraf-Phillips-Anlage nahe der Friedenskirche. Teuerstes Pflaster und unverändert Klasse 4: Mathildenhöhe, Paulusviertel und Komponistenviertel - wer hier residiert, muss mit einem Aufschlag von 19 Prozent zum Durchschnitt rechnen.
Der Teufel steckt auch da im Detail. Wer wissen will, was er wirklich zahlen muss (oder verlangen darf), der muss unter anderem den baulichen Zustand, die Energiebilanz, Größe, Alter und viele andere Faktoren einrechnen. Im Zweifel hilft das Amt für Wohnungswesen.
Für die zuständige Dezernentin Barbara Akdeniz ist der neue Mietspiegel erfreulich, weil er den Bürgern verbindliche Vergleichzahlen liefere. "Das beeinflusst auch die Mietpreisbremse", sagte sie bei der Vorstellung der Zahlen. Denn wie stark eine Miete angehoben werden darf, orientiere sich eben an den offiziellen Zahlen aus dem qualifizierten Mietspiegel. Freilich: Drei Stadtteile sind davon in Darmstadt ausgenommen.
Die Mietpreisbremse gelte zwar hessenweit, wie Akdeniz erläuterte. Ausgenommen sind aber Kranichstein, Arheilgen und Eberstadt. Das Land hatte befunden, dass der Wohnungsmarkt dort nicht so angespannt sei und den Antrag der Stadt Darmstadt abgelehnt. Akdeniz bekräftigte am Freitag, nochmals darauf zu drängen, dass das Instrument für alle Stadtteile gelten soll.
Die Zahlen bieten auch den Anhaltspunkt für die Unterstützung ärmerer Bewohner. Die Zuschüsse für Wohnraum bemessen sich ebenfalls an den Durchschnittswerten des Mietspiegels. Das betrifft rund 18.000 Darmstädter.
Ansonsten bleibt Akdeniz beim Credo der derzeitigen Stadtregierung. "Die wichtigste Maßnahme zur Dämpfung der Mieten", sagt sie, "ist die Schaffung von ausreichendem Wohnraum."