„Meilensteine der Bibliotheksgeschichte“ als Teil der Feierlichkeiten zum 450-jährigen Bestehen der ULB Darmstadt zu sehen
Von Karin Walz
Opulent gestaltet ist das Titelbild des Original-Katalogs der Klosterbibliothek Wimpfen aus dem Jahr 1687. Foto: ULB
( Foto: ULB)
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DARMSTADT - Das Bücherverzeichnis des ersten Landgrafen von Hessen-Darmstadt steht nicht von ungefähr gleich am Anfang der Ausstellung „Meilensteine der Bibliotheksgeschichte“, die am Freitag in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) als Teil der Feierlichkeiten zum 450-jährigen Bibliotheksjubiläum eröffnet wurde. Schließlich gibt die Aufstellung den Grundstock wieder, aus dem sich zunächst die Hof- und schließlich die Landesbibliothek entwickelte. Und da er auf keinen ererbten Buchbestand zurückgreifen konnte, musste Georg I. dafür faktisch bei Null anfangen.
„Die Entwicklung des Buchbestandes ist damit auch ein Spiegelbild der Lektürevorlieben am Darmstädter Hof“, erklärt Silvia Uhlemann, Leiterin der Historischen Sammlungen der ULB. An erster Stelle rangierten damals theologische Schriften. Doch auch Jurisprudenz, Medizin, Geschichte, Philosophie, Architektur und Astrologie hatten im Anfangsbestand bereits ihren festen Platz. Dieser wuchs durch den Erwerb einzelner Veröffentlichungen, aber auch ganzer Sammlungen kontinuierlich. „So hat sich die besondere Struktur der Bibliothek entwickelt“, sagt Uhlemann.
Bücher fanden Platz im neuen Glockenbau
Neben der Fürsten- sind die Gelehrten-, die Kloster- und Musikalien-Bibliotheken die maßgeblichen Säulen der Historischen Sammlungen. Für jede dieser Sammlungsepochen sind in den Ausstellungsvitrinen die dazugehörigen Werke zu sehen. So beispielsweise die von Landgraf Ludwig VI. erworbene Schöfferbibel aus dem Jahr 1462. Oder das Lochner-Gebetbuch, eine liebevoll illustrierte Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Diese Bücherschätze ließ der Landgraf schließlich im neu errichteten Glockenbau des Schlosses unterbringen.
ZU SEHEN
Die Ausstellung „Meilensteine der Bibliotheksgeschichte“ ist noch bis zum 10. Februar im Untergeschoss der ULB in der Magdalenenstraße zu sehen. Der Besuch der Ausstellung ist kostenlos zu den üblichen Öffnungszeiten der ULB, täglich von 8 bis 1 Uhr, möglich.
Aus konservatorischen Gründen werden die Vitrinen nur zwischen 8 und 20 Uhr beleuchtet. Der begleitende Katalog ist für 5 Euro an der ULB-Ausleihe erhältlich.
Die Ausstellung „Bildwerke des Wissens“ im Landesmuseum ist noch bis zum 4. Februar 2018 zu sehen. (kaw)
Unter Landgraf Ludwig X., dem späteren ersten Großherzog, kamen durch die Säkularisation kirchlicher Besitztümer infolge der napoleonischen Kriege Bestände aus Kirchen- und Klosterbibliotheken dazu. Der Katalog der Klosterbibliothek Wimpfen zeugt ebenso wie die aus dem 12. Jahrhundert stammende Lebensgeschichte des Kölner Erzbischofs Anno von dieser Epoche. Eine weitere bedeutende Erweiterung erfuhr der damalige Bücherbestand durch den Sammler Baron von Hüpsch, der Ludwig X. 1805 zu seinem Alleinerben bestimmte. Eine Reihe wertvoller Handschriften und Inkunabeln – so werden die ersten Werke des Buchdruckerhandwerks bezeichnet – kamen so in den Besitz der Bibliothek. Die musikalische Leidenschaft von Landgraf Ernst Ludwig und Großherzog Ernst Ludwig spiegelt sich in der Musikaliensammlung der ULB wider. Dort finden sich die handschriftlichen Originalnoten der Huldigungskantate, die Hofkapellmeister Christoph Graupner seinem Landesherrn widmete, und vom Landgrafen selbst komponierte Suiten und Symphonien, veröffentlich in repräsentativen Prachtausgaben. Auch Hessen-Darmstadts letzter Großherzog betätigte sich wie sein Vorfahre gleichen Namens als Komponist: In der Ausstellung wird dies durch das Druckwerk „Draußen – sechs Stimmungen für Klavier“ dokumentiert.
Vitrinen und Wandtafeln der Ausstellung werfen nur ein begrenztes Schlaglicht auf die insgesamt rund 14 000 Handschriften und 2000 Inkunabeln der Historischen Sammlung der ULB. Auch habe sie nicht die wertvollsten Stücke aus dem Magazin geholt, betont Silvia Uhlemann mit Hinweis auf die zum Weltdokumentenerbe gehörende Goldene Bulle Kaiser Karls IV., einer der bedeutendsten Bücherschätze der ULB. Ihr sei es vielmehr vor allem darum gegangen, die für die jeweiligen Sammlungsepochen wichtigen Exemplare herauszustellen. Außerdem ermögliche glücklicherweise die zeitgleich im Landesmuseum stattfindende Ausstellung „Bildwerke des Wissens“ darüber hinausgehende Einblicke in den historischen Bestand der ULB.