Die Operation am offenen Herzen in der Darmstädter Stadtmitte wird teurer. Hauptgrund ist die nötige Sanierung des Versorgungstunnels für Kaufhof und Carree. Entwarnung gibt...
DARMSTADT. Ein neues Kapitel gibt es in der unendlichen Geschichte der Umgestaltung des Friedensplatzes: Die Sanierung des Andienungstunnels für den Kaufhof und das Carree wird länger dauern und teurer werden - und auch der ursprünglich mit rund 5,7 Millionen bezifferte Kostenrahmen für die Gesamtsanierung des Platzes im Herzen der Stadt werden nicht reichen. Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) hatte unmittelbar, nachdem der Magistrat am Mittwochnachmittag darüber entschieden hatte, zu einem Ortstermin gebeten und musste erklären, was ihm sichtlich unangenehm war. Dabei sind die jetzt entstandenen Mehrkosten tatsächlich nicht vorhersehbar gewesen. "Der Kaufhoftunnel hat eine besondere Bedeutung, er zieht Lkws aus dem Innenstadtverkehr", erläuterte Partsch. Während der Sanierungsarbeiten für den Friedensplatz wurden am Andienungstunnel gravierende Baumängel festgestellt. "Wir haben Glück, dass diese Schäden jetzt bemerkt wurden. Würden wir jetzt den Tunnel nicht sanieren, stünden wir später vor einem unkalkulierbaren Risiko", so der Oberbürgermeister, der derzeit die erkrankte Baudezernentin Barbara Boczek vertritt.
Wasser staut sich unter der Schlossmauer auf
Die Probleme mit dem Tunnel waren im vergangenen Sommer bemerkt worden. "Wir sind auf eine Schlammwanne gestoßen, es gab da keine Entwässerung und das über Jahrzehnte", berichtete Partsch. Diese fehlende Entwässerung habe über Jahre Wasser entlang der unterirdischen Teile der Schlossgrabenmauer und auf der Tunneldecke aufgestaut. Verschärft habe die Lage eine Frischwassertransportleitung auf der Tunneldecke, die nach Angaben des Oberbürgermeisters bereits Schäden aufwies.
Der Magistrat habe daher am Mittwoch für die notwendige Sanierung des Versorgungstunnels 2,2 Millionen Euro bewilligt, berichtete Partsch nach der Sitzung vor Ort. Der Tunnel ist zwischen Cityring und Ernst-Ludwig-Platz derzeit freigelegt, die Arbeiten werden sich um acht Monate verzögern. Damit wird der östliche Platzstreifen über dem Tunnel voraussichtlich im Frühjahr 2020 fertig sein.
Im Zeitplan hingegen sind die Sanierungsarbeiten des restlichen Friedensplatzes. Hier sollen Ende April die Tröge am westlichen Rand bepflanzt werden. Auch Schlossgraben- und Heinerfest können diesen Teil des Platzes nutzen. "Details gilt es mit den jeweiligen Ausrichtern noch zu besprechen, beide Feste können jedenfalls gefeiert werden", räumte Partsch bereits geäußerte Bedenken aus. Nicht eingehalten werden kann hingegen der mit 5,7 Millionen Euro festgesetzte Kostenrahmen für die Friedensplatzsanierung. Nach Angaben des Oberbürgermeisters werden hier weitere 1,6 Millionen Euro fällig, auch darüber habe der Magistrat am Mittwoch entschieden. "Da geht es nach den Erfahrungen, die wir mit dem Andienungstunnel machen mussten, um die Entwässerung des Cityrings und dessen Abdichtung, die Sanierung der Kellerdecke des "Waben" (heute "Institut für neue technische Form", Intef) und um Nachbesserungen für die Barrierefreiheit des Friedensplatzes. Da wollen wir nach Gesprächen mit Experten mehr tun, besonders für sehbehinderte Menschen", erläuterte Partsch. "Das alles sind erstmal keine guten Nachrichten", bilanzierte der Oberbürgermeister den Termin am Friedensplatz. Mehrkosten seien immer ärgerlich. Die Stadt prüfe aber, ob, "gerade mit Blick auf den Andienungstunnel nicht auch Dritte - wie Kaufhof und Carree - an den Kosten beteiligt werden können".
Christoph Schäfer, Bereichsleiter der ausführenden Strabag AG, hatte dann noch etwas Balsam für die Wunde des Oberbürgermeisters parat: "Hier war alles sauber geplant. Bei solch einem komplexen Projekt stößt man oft auf Dinge, die man sich vorher nicht vorstellen kann."
Von Frank Horneff