Mehr Pflege oder wilde Stellen? Bürger formulieren ihre Erwartungen und Ideen zur Landesgartenschau 2022
Von Karin Walz
Bei der Auftaktveranstaltung für die Bürgerbeteiligung zur Landesgartenschau 2022 sammelten Anwohner, Grundstücksbesitzer, Planer, Vereinsvertreter und Politiker Ideen und Erwartungen. Foto: Dagmar Mendel
( Foto: Dagmar Mendel)
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DARMSTADT - Rund 200 Anwohner, Grundstücksbesitzer, Planer, Politiker und Vereinsvertreter sind am Samstag in die Zentrale der Schader-Stiftung gekommen, um die mit der Landesgartenschau 2022 verbundenen Erwartungen und Befürchtungen sowie konkrete Ideen zu diskutieren. Zu dem Bürgerbeteiligungs-Workshop hatte die Stadt eingeladen.
Barbara Boczek, die frisch gekürte Darmstädter Planungsdezernentin, absolvierte dabei noch vor dem offiziellen Arbeitsbeginn Anfang März ihren ersten öffentlichen Auftritt. Als vorrangige Ziele der gartenbaulichen Schau gab sie aus: Nachhaltigkeit und eine deutliche Aufwertung der vorhandenen Grünräume.
Dabei konnte sich Boczek der Zustimmung der Workshop-Teilnehmer sicher sein. Denn die sahen vor allem die Umgestaltung des Ostbahnhof-Umfelds als große Chance an.
Hoffnung auf Veränderung bei Infrastruktur
SO GEHT ES WEITER
Die Dokumentation des Beteiligungsworkshops ist Teil der Wettbewerbsauslobung zur Landesgartenschau 2022. Einzelne Vorschläge werden zudem von der Verwaltung direkt in den bis Ende März zu erstellenden Anforderungskatalog übernommen.
Über die eingehenden Wettbewerbsentwürfe entscheidet Ende August ein Preisgericht, das sich aus Landschafts- und Stadtplanern, Vertretern von Politik und Verwaltung sowie drei per Los ermittelten Bürgern zusammensetzt. Im September werden alle Wettbewerbsbeiträge öffentlich ausgestellt. Im November erfolgt die endgültige Auftragsvergabe.
Für die drei den Bürgern vorbehaltenen Plätzen im Preisgericht (je ein Vertreter aus dem Gebiet Rosenhöhe und Woogsviertel sowie für die Gesamtstadt) können sich Interessierte bis Sonntag, 26. Februar, per E-Mail (landesgartenschau@darmstadt.de) oder an die Adresse des Oberbürgermeisters (Luisenplatz 5a, 64283 Darmstadt) bewerben. (kaw)
Hoffnungen wurden auch an eine Verkehrsberuhigung der Erbacher Straße, an verbesserte Wegeverbindungen für Fußgänger, Radfahrer und Gehbehinderte sowie die Optimierung des ÖPNV-Angebots geknüpft. Und niemand wollte Widerspruch gegen das Vorhaben einlegen, die Aufenthaltsqualität des von der Innenstadt bis in den Darmstädter Osten reichenden Grünzugs zu verbessern.
Doch schon an diesem Punkt war zu merken, dass die Vorstellungen darüber, was das im Detail bedeutet, recht unterschiedlich sind: Da plädierten die einen mit Blick auf die Artenvielfalt für die Erhaltung von „wilden Stellen“. Andere wünschten sich dagegen mehr Pflege und Ordnung.
Viele Bürger, die heute regelmäßig die Rosenhöhe für Spaziergänge nutzen, äußerten die Befürchtung, dass die Ruhe und Beschaulichkeit des Areals langfristig negativ beeinflusst werde durch die für die Gartenschau notwendige Erschließung durch breitere, aber auch neue Wege sowie gastronomische Angebote.
Sollte man vielleicht doch dieses Gartenkulturdenkmal aus dem Landesgartenschau-Gelände herausnehmen? Und braucht man die Gartenschau überhaupt? Kann die Infrastruktur nicht auch ohne das Großevent verbessert werden, für das rund 650 000 Besucher erwartet werden?
Solche Grundsatzfragen wurden in der „Querdenkergruppe“ diskutiert. Dort war zugleich der Appell zu hören, die Landesgartenschau als Experimentierfeld zu nutzen. Beispiele: ganze Straßenzüge probeweise für den motorisierten Verkehr sperren, mit einer Straßenbahn den Osten erschließen, nur torffreie Substrate für die Pflanzungen zuzulassen. Schon Oberbürgermeister Jochen Partsch hatte in seiner Begrüßung die Kritiker dazu aufgerufen, den Mut zu haben, „in größeren Dimensionen zu denken“. Zusammen mit der Weltkulturerbe-Bewerbung der Mathildenhöhe werde die Landesgartenschau Darmstadt auch im internationalen Kontext voranbringen.
Die generelle Haltung der Workshop-Besucher zur Gartenschau bestimmte schlussendlich auch deren Meinung zu den Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Skeptiker kritisierten, die Verwaltung habe schon zu viele Dinge festgelegt. Es gäbe keinen grundsätzlichen Entscheidungsspielraum mehr. Dagegen freuten sich Befürworter der Landesgartenschau, dass sie eigene Ideen einbringen könnten. Es habe einen konstruktiven, freien Meinungsaustausch gegeben. Dass nicht jeder Vorschlag umgesetzt werden kann, sei auch klar: „Wir werden sehen, was draus wird.“