Für viele ist das Gerät ein Lifestyle-Produkt. Das Darmstädter Geschäft "Espresso & Co Ferrarese" verkauft Geräte und Zubehör für Kaffeegenuss.
DARMSTADT. Die Kaffeekultur in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Der Kaffeeverbrauch von 1950 bis 1990 hat sich verfünffacht. Für viele ist der sogenannte Coffee-to-Go auch in Zukunft nicht wegzudenken. Kaffeeliebhaber verbinden den Genuss ihres Getränks mit einer Gesellschaft, in der Wohlbehagen und "Es-sich-gut-gehen-lassen" im Vordergrund stehen. Diesen Trend bestätigen auch die Inhaber Giacomo Nigro und Peter Feucht des Darmstädter Geschäfts "Espresso & Co Ferrarese" in der Heinrichstraße: "In den letzten 20 Jahren gab es einen richtigen Boom, der immer mehr Röstereien und Maschinenhersteller hervorbrachte." Den Laden haben sie im Januar 2011 von Firmengründer Dario Ferrarese übernommen. Bis 2010 verkaufte Ferrarese Gastromaschinen wie Pizzaöfen, Kaffee- und Espressomaschinen an Großkunden - zuerst in der Nieder-Ramstädter Straße und später in der Heinrichstraße.
Das Angebot habe sich im Laufe der Zeit gewandelt, wie Peter Feucht erzählt. Ab 2011 seien weniger Gastrogeräte gefragt gewesen, dafür mehr Maschinen für Privathaushalte. "Espresso-Maschinen sind heute wahre Lifestyle-Produkte", weiß er. Besonders für Männer: "Was früher das Auto war, ist heute die Espresso-Maschine - sie dampft, zischt und glänzt und ist das ideale Spielzeug." Giacomo Nigro weiß: "Rund 80 Prozent der Käufer sind männlich und werden noch dazu immer jünger." Dabei ist die Bedienung eine Wissenschaft für sich, wie die Ladeninhaber erklären: Es geht beim Wasser los, am besten geeignet ist Wasser mit geringem Mineralanteil. Auch der Mahlgrad der Kaffeebohnen ist entscheidend, denn er bestimmt, wie schnell das Wasser durchläuft - "ist das Kaffeemehl zu grob, geht es zu schnell und die Crema wird sehr bescheiden."
Ein Ansprechpartner vor Ort ist deshalb beim Maschinenkauf wichtig: "Alleine, weil es eine einstündige Einweisung braucht, um mit den Geräten zurechtzukommen." Das nötige Fachwissen haben sich Feucht und Nigro, beide Italienliebhaber, selbst angeeignet, "indem wir zu oft schlechten Kaffee getrunken haben." Ein richtig guter Espresso mit zarter Crema und kräftiger Note sei die Königsdisziplin und schmecke am besten aus einer dickwandigen Tasse. Einen solchen kann man sich bei "Espresso & Co Ferrarese" auch servieren lassen. Einige Stühle sowie eine typisch italienische Espressobar laden zum Verweilen ein. "Wir sind aber keine Gastronomie", betonen Nigro und Feucht.
In Darmstadt sei der Laden quasi konkurrenzlos: "Man kennt sich und das Angebot ist sowieso überall anders." Zum Sortiment gehören unter anderem Kaffeevollautomaten und Siebträgermaschinen. Diese bewegen sich in der Sparte der sogenannten Einkreismaschinen für Kaffee und Espresso preislich zwischen 450 Euro aufwärts, für Zweikreismaschinen, die gleichzeitig Milch aufschäumen können, bezahlt man 1250 Euro und mehr. Kapselmaschinen hingegen werden nur auf Anfrage verkauft: "Wir wollen diese Geräte nicht unterstützen, denn sie sind eine Katastrophe für die Umwelt." Neben Kaffeemaschinen und Zubehör wie Mühlen, Kaffeemehlpressen und Milchkännchen verkauft "Espresso & Co Ferrarese" auch 25 Sorten Kaffeebohnen, etwa von Jura, Moema oder Bianco. Das Sortiment erweitere sich ständig. Seit drei Jahren können die Kunden auch über den eigenen Online-Shop bestellen. "Über Neuerungen auf dem Markt informieren wir uns regelmäßig auf Messen in Triest oder Mailand", so Peter Feucht. Ebenso werden regelmäßig neue Produkte aufgenommen, wie beispielsweise die Eigenmarke "Ohne Siegel, aber fair", welche die Inhaber vor zwei Jahren in Kooperation mit der Sister-Schola-Foundation herausbrachten. "Pro Kilo verkauftem Kaffee fließt ein Euro nach Kamerun, wo das Geld in ein Gesundheitszentrum investiert wird." Auf diese Art könnten sie etwas zurückgeben, auch wenn der Kaffee nicht offiziell "Fairtrade" sei.
Von Siegeln halten Feucht und Nigro nicht viel: "Ein Siegel ist immer mit hohen Kosten verbunden, es kommt unserem Empfinden nach aber zu wenig bei den Bauern an." Aktuell verkaufen sie drei Sorten der Eigenmarke: 100 Prozent Arabica für Filtertüte, French-Press und Kaffeevollautomat, 75 Prozent Arabica und 25 Prozent Robusta für Espresso- und Kaffeemaschine sowie reinen neapolitanischen Espresso. Nigro und Feucht haben noch viele Pläne, wollen als Nächstes etwa Bohnen mit Bio-Zertifikat ins Sortiment aufnehmen. Die beiden wissen: "Kaffeetrinken wird nie altmodisch."
Von Miriam Gartlgruber