Die Stoeferle-Halle und das "603 qm" in der Alexanderstraße sind Geschichte. An deren Stelle hat TU-Präsident Hans Jürgen Prömel am Donnerstag einen Neubau, das "Karl-Plagge-Haus", eröffnet. Das Gebäude wird neben Verwaltung und Lernzentrum weiterhin Ort für Kulturveranstaltungen sein. Wegen der erweiterten Fläche wird die Party-Location von "603 qm" aber in "806 qm" umgetauft.
Von Annette Wannemacher-Saal
Lokalredakteurin Darmstadt
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DARMSTADT - Die Stoeferle-Halle und das "603 qm" in der Alexanderstraße sind Geschichte. An deren Stelle hat TU-Präsident Hans Jürgen Prömel am Donnerstag einen Neubau, das "Karl-Plagge-Haus", eröffnet. Das Gebäude wird neben Verwaltung und Lernzentrum weiterhin Ort für Kulturveranstaltungen sein - dies allerdings auch unter anderem Namen: Wegen der erweiterten Fläche wird die Party-Location von "603qm" in "806qm" umgetauft. "Wir haben ja auch mehr Platz", sagt Jan Priess vom Asta, "und sind super glücklich mit den Räumlichkeiten."
Diese umfassen mehr als einen Café- und Kulturbetrieb. Der fünfstöckige Neubau, den die Universität neben ihrem Verwaltungshochhaus in zwei Jahren auf dem Campus Stadtmitte hochgezogen hat, bietet auf knapp 4000 Quadratmeter Fläche Raum für ein studentisches Lernzentrum mit 30 Plätzen sowie für rund 100 Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums.
Der 14,4 Millionen Euro teure Neubau nach den Plänen des Darmstädter Architekturbüros Lengfeld und Wilisch sei ein "neuer, nutzerorientierter Platz zum Arbeiten, Lernen, Leben und Feiern", sagt Professor Hans Jürgen Prömel: "Ein Ort, an dem diskutiert und reflektiert wird", so der TU-Präsident. Reflektiert hat die TU auch in puncto Namensgebung, die TU-Kanzler Manfred Efinger verkündet: Das "Karl-Plagge- Haus" soll an den TU-Alumnus erinnern, der im Zweiten Weltkrieg mehreren hundert jüdischen Zwangsarbeitern das Leben rettete.
In den Neubau der TU Darmstadt (rechts) ziehen das Rechenzentrum und ein Kulturbetrieb ein. Links das TU-Verwaltungsgebäude am Karolinenplatz. Foto: Guido Schiek
Die "hervorragende" Namensgebung lobt auch Oberbürgermeister Jochen Partsch: "Das Plagge-Haus ist ein Ehrenort für Darmstadt." Hier könne man sehen, wie aus einer Anwohnerbeschwerde eine hervorragende Lösung werde. Damit spielt Partsch auf das damalige Ende des Veranstaltungsorts "603qm" an, der wegen baulicher Mängel und lärmintensiver Veranstaltungen den Betrieb einstellen musste. Entgegen der Erwartung sei nun etwas entstanden, das sehr viel besser sei als davor. "Das wird uns auch an anderer Stelle gelingen", spielt Jochen Partsch auf umstrittene Darmstädter Bauprojekte an.
Für die Mitarbeiter des Hochschulrechenzentrums ende ein "Rochade-Manöver", sagt deren Leiter, Professor Christian Bischoff. Bislang seien die Mitarbeiter an mehreren Standorten verteilt gewesen, "nun sind wir in ausgezeichneter Lage angekommen".
==Kommentar: ==
Von Annette Wannemacher-Saal
Der Neubau der Technischen Universität in der Alexanderstraße ist ein weiteres gelungenes Beispiel für Bauautonomie an der TU. Seit zwölf Jahren sind Vorzeigeprojekte wie die Universitäts- und Landesbibliothek, das Hörsaal- und Medienzentrum, das Historische Maschinenhaus oder das Kinderhaus Lichtwiese von der hochschuleigenen Bauabteilung umgesetzt worden - im Zeit- und Kostenrahmen.
Auch beim Karl-Plagge-Haus ist es der Universität gelungen, pünktlich fertig zu werden - trotz einiger Hürden wie quer durch die Baugrube laufende Versorgungsleitungen oder plötzlich auftauchende Fundamentreste von historischen Gebäuden. Lob gebührt der TU auch, dass sie die neue Fläche nicht nur nutzt, um räumliche Engpässe in der Verwaltung zu beheben.
Für die Studenten schafft sie ein Lernzentrum, ein Café und mit dem neuen "806 qm" einen Anlaufpunkt für die heimische Kultur- und Partyszene. Davon werden alle Darmstädter profitieren. In Zeiten, in denen solche Orte eher außerhalb der Innenstädte angesiedelt werden, ist das ein Bekenntnis der TU zur Stadt Darmstadt - und letztlich zur Kulturszene überhaupt.
awannemacher@darmstaedter-echo.de
==Verfügungsbau und neue Heimat des "603qm"==
Der Neubau der TU Darmstadt in der Alexanderstraße 2 trägt den Namen Karl-Plagge-Haus. Karl Plagge (1897 bis 1957) absolvierte von 1919 bis 1924 ein Maschinenbaustudium an der damaligen TH Darmstadt. 1939 wurde er als Offizier zur Wehrmacht eingezogen und leitete bis 1944 den Heereskraftpark in Wilna. Dort rettete er Zwangsarbeiter vor der anrückenden Roten Armee und verhalf vielen von ihnen zur Flucht. Dank seines Einsatzes überlebten rund 250 Juden den Holocaust.
Der Neubau entstand nach Plänen des Darmstädter Büros Lengfeld & Wilisch Architekten. Die Bauleitung hatte das Dezernat Baumanagement der TU.
Die Baukosten betragen 14,4 Millionen Euro. Hauptnutzfläche 3770 Quadratmeter, Gesamtfläche 6415 Quadratmeter. Im Untergeschoss gibt es kulturelle Veranstaltungen, im Erdgeschoss ein Lernzentrum und ein vom Asta betriebenes Café. Ins erste bis vierte Obergeschoss zieht das Hochschulrechenzentrum ein.
Dass der Neubau termingerecht fertig wird, war am Anfang der Bauarbeiten fraglich gewesen. Bereits zwischen dem Abbruch der Stoeferlehalle und dem Spatenstich waren umfangreiche Vorarbeiten zu erledigen. "Wir mussten zentrale Strom- und Datenleitungen der TU, die das Baufeld querten, umlegen", sagt Architekt Alexander Heinigk. Dann seien die Bauarbeiter noch auf Fundamentreste des Alten Hoftheaters gestoßen, die von Denkmalschützern gesichtet und dokumentiert werden mussten.
Jetzt aber steht der Neubau, den Architekt Kay Wilisch als "gelungenes Projekt an städtebaulich wichtiger Stelle" bezeichnet. Erd- und Untergeschoss wurden als geschlossener Sockel ausgebildet; damit heben sie sich von den oberen Bürogeschossen mit deren klaren Rastern aus Fenstern und bronzefarbenen Metallelementen ab. Über eine Brücke ist der Neubau mit dem zentralen Campus, der Mensa und der Bibliothek verbunden.
Ins 220 Quadratmeter große Café kommen die Gäste über eine große Treppe von der Alexanderstraße. Vorne werden Tische stehen, im hinteren Teil Couches. "Für die Gemütlichkeit", sagt Jan Priess, der sich mit seinem Team freut auf die "Mehr-Kultur in Darmstadt", auf die neue Zukunft des "806 qm" und die "Neueröffnung an alter Stätte" am 3. Juli, dem Heinerfestmontag. "Da gibt's ein Riesen-Feuerwerk."
Der Kulturbetrieb startet im Herbst im Untergeschoss mit Konzerten und Veranstaltungen, die - lärmgeschützt - die "603qm"- Tradition fortsetzen.