Leider geschlossen: Juwelier Rumpf in Darmstadt

Goldschmied Heinz Dieter Ruprich gibt sein Geschäft in der Elisabethenstraße schweren Herzens in ein paar Monaten auf.

Ein weiterer, inhabergeführter Traditionsbetrieb verabschiedet sich aus Darmstadts Innenstadt. Der Abgang des 75-jährigen Goldschmied Heinz Dieter Ruprich ist nur einer der Gründe.

Anzeige

Darmstadt. Dem Arbeitsplatz von Heinz Dieter Ruprich sieht man an, dass er nicht dem digitalen Zeitalter entsprungen ist: Im Zentrum der hölzerne Goldschmiedetisch, darauf zig kleine Bohrer, Fräser, Zangen. Noch liegt das Lötgerät griffbereit, doch der Arbeitskittel hängt schon am Haken daneben. „Netter Arbeitsplatz“, sagt der Goldschmied etwas wehmütig. Von hier aus blickt er direkt auf die Fußgängerzone, wo Passanten hin und her laufen. Doch das geht nun zu Ende.

Ein paar Monate noch, dann wird die Tür zum Juweliergeschäft Rumpf in der Elisabethenstraße 11 endgültig zugehen. Nach 40 Jahren schließt der 75 Jahre alte Goldschmied sein Geschäft, das er Anfang der achtziger Jahre mit der damaligen Partnerin und Namensgeberin zunächst in der Holzstraße eröffnet hat. Damit verabschiedet sich ein weiterer, inhabergeführter Traditionsbetrieb aus Darmstadts Innenstadt. Vier Mitarbeiterinnen verabschieden sich mit.

Extreme Mieterhöhung bedeutet das endgültige Aus

„Es geht nicht mehr“, sagt Ruprich, ein distinguierter und dabei lockerer Mann, dem ein aufgeknöpfter weißer Hemdkragen aus einem leuchtend orangenen Pullover ragt. Schweren Herzens tue er diesen Schritt. „Auch nach intensiver Suche haben wir keinen Nachfolger finden können, der unseren hohen Ansprüchen an die Goldschmiedekunst nachkommen kann.“

Anzeige

Dabei hat es laut Ruprich durchaus einen passenden Interessenten gegeben, doch dem wurde ein Dämpfer verpasst: Der Vermieter habe angekündigt, dass die Miete für den kleinen Laden mit 55 Quadratmeter Verkaufsfläche mit dem neuen Vertrag von 3000 auf 5000 Euro pro Monat steigen soll. „Diese extremen Mieterhöhungen“, moniert der Ladenchef und schüttelt den Kopf, „das kann man gar nicht erzielen.“ Ob da eine Mietpreisbremse für den Gewerbebereich helfen würde? „Das kriegen sie nicht durch“, winkt er ab.

Für Ruprich ist das Teil einer Abwärtsentwicklung in der Innenstadt, die er schon länger beobachtet. „An sich ist Darmstadt kein schlechtes Pflaster“, setzt er an. Aber die Mieten würden so in die Höhe schießen, dass es sich nur noch Ketten leisten könnten, Läden oft die Betreiber wechselten oder gänzlich leer stehen würden als reine Abschreibungsobjekte. „Welche inhabergeführten Geschäfte gibt es denn noch, wo ich gut beraten werde?“, gibt er zu bedenken. „Wenn ich zwischen Nagelstudio und Ein-Euro-Shop sitze, das hat kein Flair mehr.“

Zu hohe Ladenmieten in der Innenstadt

Der Goldschmied hat da auch seine vielen Stammkunden vor Augen, die aus einem weiteren Umkreis bis zur Bergstraße, dem Odenwald oder Langen kämen. „Meine Kunden sind an sich sehr treu.“ Die Pandemiezeit habe er noch ganz gut durchgestanden. Da hat er eigens noch eine neue Schmuckkollektion kreiert, wie stets bei ihm durchweg hochwertig handgefertigter Unikatschmuck mit vielen leuchtenden Farbsteinen und Brillanten.

Doch mit Einsetzen dieses Kriegs- und Energiekrisejahres habe das Geschäft auch bei ihm deutlich nachgelassen. „Da sparen meine Kunden schon auch.“ Und warum sollten sie auch noch nach Darmstadt kommen, fragt er rhetorisch. Es gebe kaum noch Geschäfte, wo man eine gute Beratung bekomme. Das stelle er selbst fest, wenn er sich etwa mal eine neue Hose kaufen wolle.

Anzeige

„Es ist schade drum“, sagt Ruprich angesichts des Abschieds nach so vielen Jahren, die er da nochmal Revue passieren lässt: In seiner Geburtsstadt Hildesheim zum Goldschmied ausgebildet, sattelte er später ein Betriebswirtschaftsstudium in Darmstadt drauf, wurde hier sesshaft und eröffnete schließlich sein eigenes Geschäft. Am jetzigen Standort in der zentralen Elisabethenstraße ist er seit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre. Zwei zusätzliche Geschäfte in Mainz und Wiesbaden wurden zu der Zeit geschlossen. „Da waren es Personalprobleme“, sagt er.

Der Abverkauf dauert an

Der passionierte Goldschmied hat nachgezählt und kommt auf rund 20.000 Schmuckstücke, die er über die Jahrzehnte entworfen und angefertigt hat. „Ich habe es immer gern gemacht“, sagt er. Aber er falle auch nicht in ein tiefes Loch, wenn das ende. „Es ist gelaufen vor mich, gerade bei diesen Mietpreisen.“

Und der Laden bleibe ja auch noch bis Mai geöffnet. Schließlich müssen noch jede Menge Schmuckstücke abverkauft werden. Sie funkeln einem zu jetzt schon reduzierten Preisen in vielen Farben und Glitzermomenten vom Schaufenster in der Elisabethenstraße entgegen. Handgefertigt am Goldschmiedetisch von Ruprich, gänzlich undigital.