Bei der ersten Kundgebung von „Pulse of Europe“ sind rund 70 Aktivisten dabei. Schwerpunkt ist die Europa-Wahl im Mai.
DARMSTADT. „Bonjour, buongiorno und hallo“, reimt Achim Weißbäcker auf dem Karolinenplatz im Büttenrednerstil, „mich macht Europa richtig froh“. Am Sonntag war die erste „Pulse of Europe“-Demonstration in diesem Jahr vor dem Staatsarchiv. Die Pro-Europa-Bewegung will für die Europawahl am 26. Mai mobilisieren.
Achim Weißbäcker, aktiv im Dieburger Karneval, durchschritt in seiner gereimten Ansprache die europäische Geschichte, erinnerte an die deutsch-französischen Kriege und Konflikte, die endeten, als man endlich aufeinander zuging. Nationalismus erteilte er eine Absage. „Sprüche gab es 1930 schon, das ist keine schöne Tradition“, dichtete Weißbäcker. Er warnte davor, dass es Entwicklungen wie in Ungarn geben könnte, wo durch Mediengesetze die Pressefreiheit untergraben werde.
Er hätte gerne den Fußballer Jérôme Boateng als Nachbarn, reimte Achim Weißbäcker und benannte auch, wen er nicht in seiner Nachbarschaft wolle: „Gauland, Weidel oder Höcke, auf die drei hab‘ ich keine Böcke.“ Vom weither kam Janina Bouchée aus Offenburg, die zu Besuch in Darmstadt und mit ihrem kleinen Neffen unterwegs war. „Wir sind zufällig vorbeigekommen“, sagte sie, „aber ich bin natürlich pro Europa“. Im Studium sei sie beim Erasmus-Programm dabei und viel unterwegs gewesen, erzählte sie. Dass es für sie und den Neffen auch gleich zwei blau-gelbe Europafähnchen gab, hatte ihr auch gefallen. Die Europafahne mit ihren zwölf Sternen sieht man am Sonntagmittag in allen Größen auf dem Karolinenplatz. Manche tragen sie auch als Cape.
„Bis Ende Mai werden wir jeden ersten Sonntag im Monat auf dem Karolinenplatz sein“, kündigte Redner Klaus Konrad an. „Ich glaube, es haben noch nicht viele mitbekommen, dass Europawahlen sind.“ Er sehe die Gefahr, dass Europagegner bei der Wahl mehr als ein Drittel der Stimmen bekommen.
Mit dem Fahrrad ist Klaus Vock aus Eberstadt gekommen. „Ich bin froh, dass es diese Bewegung gibt“, sagte er. Das kühle Wetter habe ihn nicht abgehalten. „Zu kalt kann für Europa kein Grund sein“, fand er. „Am Ende ist das Gejammer groß, wenn die Wahlbeteiligung zu niedrig war.“ Dabei könne man froh sein, dass es diese „superlange Friedensprojekt“ gebe, betonte er, „das ist ja nicht selbstverständlich“.
Ein Paar unter den rund 70 Teilnehmern ist aus Malchen gekommen. „Ich glaube, dass wir uns als Gesellschaft insgesamt wachrütteln müssen“, sagte Michael Heuser, den die Gleichgültigkeit der Demokraten stört. „Jede Nicht-Stimme ist eine Stimme für die Falschen.“ Zu jeder „Pulse of Europe“-Kundgebung in Darmstadt gehört eine kleine Aktion. Dieses Mal ging es darum zu benennen, warum man zur Europawahl geht und dies auf einem Plakat mit einem Punkt zu markieren.
Die meisten waren für „Die EU muss mehr für die Umwelt tun“, „mehr Solidarität zwischen den Mitgliedsstaaten“ und „Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit“.