Kultursommer Südhessen: Beim Auftakt viel zum Lachen

Auf den Spuren von "Rammstein": Die Cover-Band "Stahlzeit" zündet beim Steinbachwiesen-Open-Air vom 4. bis 6. August in Fürth im Odenwald.

Von 3. Juni bis 1. Oktober ist Kultursommer-Zeit. Unabingbar dafür ist eine höhere Förderung des Landes. Ohne diese könnte manche Veranstaltungen nicht verwirklicht werden.

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Darmstadt. Wer wissen will, was beim 30. Kultursommer Südhessen (Kuss) los ist, hat in diesem Jahr wieder was in der Hand. Die Sorge um einen abermaligen Lockdown, die 2022 noch dazu geführt hatte, dass man die Termine nur im Internet fand, spielt heute keine Rolle mehr. Die neue Zuversicht kann man in 15.000-facher Auflage greifen: Das Programmbüchlein verzeichnet auf 160 Seiten rund 150 Veranstaltungen zwischen dem 3. Juni und 1. Oktober. Mit über 150.000 Besuchen rechne man in den vier Monaten, so Kuss-Geschäftsführerin Ulrike Schadeberg.

Die Bandbreite der Projekte reicht wieder von Theater und Konzerten über Literatur, Kleinkunst bis zur bildenden Kunst. „Es gibt nicht einen Schwerpunkt aus einem Guss“, sagt der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt bei der Programmpressekonferenz. „Der Kuss bildet vielmehr die Vielfalt, Traditionen und die innovative Kraft unserer Region ab.“ Seit der ersten Ausgabe 1994 gilt es, die sommerliche Kultur im ländlichen Raum zu stärken. So gehört neben den Landkreisen Odenwald, Bergstraße, Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg und Offenbach zwar auch die Stadt Darmstadt dazu, doch trumpft das Oberzentrum mit seinem ohnehin großen Angebot nicht auf.

Das Darmstädter Kindertheater "Die Stromer" gastiert mit dem Stück "Ein Geschenk für Lizzy" am 14. September in Trebur.
Das Leeheimer Duo "Bees Denäwe" tritt am 18. Juni auf der Rüsselsheimer Waldbühne auf.
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Es geht beim Kuss ja gerade darum, die Provinz gegenüber den Metropolen zu stärken. Das gelingt seit Jahrzehnten, wobei der beim Regierungspräsidium angesiedelte Kultursommer selbst kein Veranstalter und Produzent ist, sondern ein Büro zur Ermöglichung von Kunst. Nach den Ausfällen der Pandemie und durch die hohe Inflation seien „Veranstaltungen derzeit mit hohem Risiko verbunden“, sagt Landrat Engelhardt. „Die Förderung durch Partner vor Ort ist oft erst die Voraussetzung, dass etwas überhaupt stattfinden kann.“

Eröffnung erst nach dem Hessentag

Vor diesem Hintergrund wurden die öffentlichen Zuwendungen erhöht. Das Kunstministerium unterstützt das Sommerprogramm mit 210.000 Euro (2022: 185.000 Euro), wobei 55.000 Euro für das Kinder- und Jugendprogramm angesetzt sind. Hinzu kommen 28.000 Euro von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, die auch die drei Kultursommer Mittelhessen, Nordhessen und Main-Kinzig-Fulda unterstützt. Die gemeinsame Anschubfinanzierung von öffentlichen und privaten Geldgebern bringt einiges ins Rollen. „Wer durch das Programm schaut und nichts findet, muss sich schon verdammt anstrengen“, sagt denn auch Nicole Schlabach von der Sparkassen-Kulturstiftung.

Das Kindertheater Naseweißrot tritt am 8. Juli beim Heppenheimer Straßentheater-Festival auf.
Das neue Logo des Kultursommers ist einem Plektron fürs Gitarrenspiel nachempfunden

Der Kultursommer Südhessen geht zwar schon Anfang Juni los, die Eröffnung wird allerdings erst in der Monatsmitte gefeiert, um dem Hessentag in Pfungstadt (2. bis 11. Juni) keine Konkurrenz zu machen. Offizieller Auftakt ist schließlich am 17. Juni ab 19 Uhr mit sieben Komikern und einer Komikerin bei der zweiten Heppenheimer Lachnacht. Im Sparkassen-Garten sollen 700 Gäste Platz finden.

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Den Höhepunkt zum Abschluss markiert schließlich am 30. September ab 18 Uhr das Programm „Jazz im Kloster“: Im Seligenstädter Regiomuseum spielen drei Jazzbands. Dazu gibt es Walking Acts. Zwischen diesen herausgehobenen Positionen des Programms gibt es viele weitere Höhepunkte in allen Disziplinen. So sind viele Sommerfestivals der Region beim Kuss vertreten – vom Straßenspektakel der Heppenheimer Gassensensationen (5. bis 8. Juli) über den Trommer Theatersommer (3. bis 6. August) zum Nonstock-Festival (11. Bis 12. August) mit Independent-Musik rund um einen Bauernhof in Nonrod bis zum kultigen Krautrocktreffen Finkenbach-Festival, das parallel in Oberzent über die Bühne geht.

Natürlich findet sich Kindertheater ebenso wie Kabarett und sogar Kino, aber es ist eben die Musik, die dominiert: von der „Spider Murphy Gang“, den unverwüstlichen Vertretern der Neuen Deutschen Welle, mit ihrem „Skandal im Sperrbezirk“ (17. Juni in Erbach) bis zu Puccinis Oper „La Bohème“ auf Burg Lindenfels (24. Juni). Entsprechend bildete all die Jahre eine stilisierte Gitarre das Kuss-Logo. Zur Jubiläumsausgabe wurde das Erkennungsmerkmal grafisch überarbeitet.

Die Überwälder Traumnacht am 8. Juli in Wald-Michelbach soll wieder magisch werden.
Die Überwälder Traumnacht am 8. Juli in Wald-Michelbach soll wieder magisch werden. (© Traumnacht)

In verschiedenen Farben markiert nun eine ovale Fläche, die man für die Abstraktion einer Maler-Palette halten könnte, alles das, wo der Kuss drinsteckt. Man könnte dies als freundlichen Hinweis auf die Tage des offenen Ateliers nehmen, die seit 1998 dazugehören – diesmal am 16. und 17. September mit 130 Künstlern in fast hundert Werkstätten. Doch das wäre ein Missverständnis. Tatsächlich spielt auch das neue Logo auf die Gitarre an. Die vermeintliche Farbpalette ist ein Plektrum zum Zupfen der Saiten. Das hat beim Kuss eben immer einen guten Klang.