Kriminalstatistik: Darmstadt ist unter Hessens kreisfreien...

Die Polizei in Darmstadt verzeichnet bei Autoaufbrüchen und -diebstählen die niedrigste Anzahl seit zwölf Jahren. Archivfoto: Polizei

Unter Hessens kreisfreien Städten ist Darmstadt mit Abstand die sicherste. Das ergibt sich aus der Kriminalstatistik, die die Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg vorgestellt...

Anzeige

DARMSTADT. Unter Hessens kreisfreien Städten ist Darmstadt mit Abstand die sicherste. Das ergibt sich aus der Kriminalstatistik, die die Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg am Donnerstag vorgestellt hat. Gegen den Trend in Hessen und Südhessen sind die Straftaten in der Wissenschaftsstadt um 146 auf 11 681 Fälle im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen. Allerdings hat sich auch die Aufklärungsquote von 61,5 Prozent im Jahr 2015 auf 60,8 im vergangenen Jahr leicht verschlechtert. "Kommissar Zufall" nennt Thomas Raths, Leiter der Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, die leichten Schwankungen. Wenn ein Serientäter mehr gefasst werde, steige durch die Zahl der aufgeklärten Fälle gleich die Aufklärungsquote.

In der Langzeitbetrachtung verzeichnet Darmstadt einen starken Rückgang der Kriminalitätsfälle. 4790 Straftaten weniger als noch im Jahr 2004 weist die Statistik aus. "In der Öffentlichkeit wird das anders wahrgenommen", bedauert Raths. Und Zweiflern entgegnet er auch: "An der Erfassung der Straftaten hat sich seither nichts geändert." Wirklich erklären kann er den Rückgang nicht. Möglicherweise werde nicht mehr jedes Delikt angezeigt. So zeigt die aktuelle Statistik auch, dass zwar die Gesamtzahl der Straftaten nicht zugenommen hat, aber der Anteil der Tatverdächtigen, die als Flüchtlinge (Zuwanderer) nach Darmstadt kamen, ist in den vergangenen zwei Jahren von 2014 auf 2015 mit dem Einsetzen des Flüchtlingsstroms signifikant, um rund 32 Prozent gestiegen, um weitere 16,8 Prozent von 2015 auf 2016. "Da sind aber auch die Straftaten mit drin, die nur Zuwanderer begehen können", betont Polizeidirektor Raths. Dazu zählen Delikte wie illegale Einreise (2015/2016: 105/35 Fälle) oder Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz. (171/299 Fälle). Am höchsten ist der Anteil der Flüchtlinge unter den Tatverdächtigen bei Taschendiebstählen: 60,1 Prozent (von insgesamt 168 Fällen). Darauf folgt Straßenkriminalität mit einem Anteil von 19,1 Prozent (bei 118 Fällen). Elf geklärte Fälle von Vergewaltigung beziehungsweise sexueller Nötigung zählt die Polizei, zwei Mal war ein tatverdächtiger Zuwanderer beteiligt. Bei den 758 Fällen von Körperverletzung machen Flüchtlinge einen Anteil 9,0 Prozent aus. Der Anteil von Flüchtlingen an der Gesamtkriminalität der aufgeklärten Fälle liegt bei 13,3 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 6,8 Prozent. Steigende Zahlen registriert die Polizei gegenüber 2015 bei vorsätzlicher leichter Körperverletzung (plus 40 Personen auf 43), Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (plus 12 Personen auf 13) und bei Straßenkriminalität (plus 103 auf 118 Personen). Raths weist darauf hin, dass viele dieser Straftaten innerhalb der Flüchtlingsunterkünfte stattfinden. "Die Welt ist noch die, die sie vorher war", unterstreicht er.

Anzeige

Die meisten Delikte führt die Polizei unter der Rubrik "Betrug" mit 2036 Fällen, dann folgt "Diebstahl" mit 1822 Fällen und "Beförderungserschleichung, also Schwarzfahren, mit 1250 Fällen. Der Flüchtlingsanteil bei den drei Hauptstraftaten liegt zwischen 8,6 Prozent (Betrug) und 15,1 Prozent (Diebstahl).

Insgesamt machen Ausländer, also alle Tatverdächtige mit fremden Pass, einen Anteil von 43,8 Prozent an den Straftaten aus. Zwei Drittel der Täter sind Männer. Schlüsselt man die Straftaten nach Altersgruppen auf, ist ein Drittel der Täter unter 21 Jahre - 10,3 Prozent sind Jugendliche, 11,6 Prozent 18- bis 21-Jährige und 1,5 Prozent Kinder. Einen positiven Trend macht der Leiter der Polizeidirektion bei den rückläufigen Zahlen der Wohnungseinbrüche fest. Die Zahl der Fälle ist von 288 im Jahr 2015 auf 213 im vergangenen Jahr zurückgegangen. Von den 213 Fällen sind 110 Einbrüche gescheitert. Die Quote der gescheiterten Einbrüche ist so hoch wie nie, sie liegt bei 51,6 Prozent. Das heißt, bei etwas mehr als die Hälfte der Einbrüche wurden die Täter gestört oder haben abgebrochen, weil die Wohnung zu gut gesichert war. Raths sieht hier auch einen Erfolg in der Präventionsarbeit der Polizei. Zusätzliche Sicherungseinrichtungen könnten Einbrüche verhindern. Mit der Aufklärungsquote von 18,8 Prozent der Fälle liege man im Hessentrend. Raths sieht hier aber einen Schwerpunkt in der künftigen Polizeiarbeit, weil ein Einbruch sehr in den intimen Lebensbereich der Bürger eingreife. Ebenfalls eine gute Nachricht: Die Fälle von aufgebrochenen oder gestohlenen Fahrzeugen sind die niedrigsten seit zwölf Jahren. Zählte die Polizei 2006 noch 618 Fälle, sind es 2016 nur noch 150. Dennoch nimmt Raths "eine höhere Professionalisierung" wahr. Die Täter bauten vorwiegend festeingebaute Navis und Airbags aus. Oft handelten die Täter auf Bestellung.

Von Patrick Körber