Das „Science Camp für junge Heiner“ in Darmstadt will Grundschülern die Naturwissenschaften näher bringen. Die Mädchen und Jungen sind mit Spaß dabei.
Von Miriam Gartlgruber
Kaseinkleber aus Milch, Essig und Backpulver stellen (von links) Vincent, Sophie, Paul, Niklas und Katharina beim „Science Camp“.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Ob Pipette, Becherglas oder Löffelspatel – am zweiten Tag des „Science Camps für helle Heiner“ wissen die 20 Teilnehmer bereits genau, wie die Gerätschaften heißen, mit denen normalerweise nur echte Naturwissenschaftler arbeiten. Vier Tage lang experimentieren die kleinen Forscher im Alter von sieben bis zwölf Jahren unter Anleitung wechselnder Gastwissenschaftler in den Räumen der Edith-Stein-Schule: erkunden beispielsweise den Zusammenhang zwischen Wärme, Kälte und elektrischer Energie, seihen Duftstoffe ab und lernen, warum Kleber eigentlich klebt.
„Es macht Spaß hier“, sind sich die beiden achtjährigen Katharina und Niklas einig. Für sie und die anderen steht an diesem Tag das Thema Klebstoff auf dem Programm. Als eines der ältesten Mittel zum Kleben stellt Chemikerin Marion Wagner das sogenannte Birkenpech vor, ein teerartiger Rückstand, der aus Birkenrinde gewonnen werden kann. „Hiermit haben sogar schon die Steinzeitmenschen geklebt.“ Die Expertin hat sogar Birkenpech mitgebracht, um der Gruppe zu demonstrieren, wie gut die pechschwarze Masse klebt. Die Kinder kannten diesen Kleber noch nicht, finden die neuen Informationen aber „sehr spannend“.
Dann dürfen sie selbst aktiv werden: Es soll Kasein-Kleber hergestellt werden, ein Leim aus Milch, der heute – außer im Bereich der Bautischlerei – immer weniger Verwendung findet. Die Kinder arbeiten in Zweierteams, als Grundzutat benötigen sie ein Becherglas mit 50 Millilitern warmer Milch. Dort hinein sollen mithilfe einer Pipette sechs Milliliter Essig gegeben werden. Unter viel Lachen, Reden und Fragen stellen wird die Aufgabe erledigt.
Wagner fordert die Gruppe auf: „Zählt nun langsam bis 20 und beobachtet, was passiert.“ Die Kinder schauen gebannt auf ihre Becher und können dabei zusehen, wie die Masse ausflockt – eine chemische Reaktion, die aus der Verbindung von Milch und Essig resultiert. Jetzt soll jede Gruppe die Flüssigkeit durch ein kleines Sieb in ein zweites Becherglas umschütten und die Milchflocken, die im Sieb hängen geblieben mit einem Löffel Backpulver vermischen – dann ist der Kleber auch schon fertig. Später soll er in Schraubgläser gefüllt werden, damit die kleinen Forscher ihn mit nach Hause nehmen können.
Die Neugier der Kinder an naturwissenschaftlichen Themen zu wecken und ihnen Biologie, Chemie und Physik anschaulich näherzubringen, ist laut Campleiterin Vanessa Lindlahr die Intention des Ferienprogramms, das im Jahr 2005 erstmals vom Darmstädter Bildungsdienstleister „two4science“ angebotenen wurde. „Oft ist es gar nicht nötig, Neugier zu wecken, die meisten kommen sowieso schon extrem neugierig hier an“, meint sie schmunzelnd.
Ein Blick in den Raum, in dem die Experimente stattfinden, genügt: Die Kinder, die gerade noch dabei sind ihren Kasein-Kleber fertigzustellen, arbeiten eifrig und hochkonzentriert. Hier und da fehlt noch eine Zutat oder es sind Fragen offen, aber auch Marion Wagner bestätigt: „Die Experimente machen den Schülern Spaß.“
Warum sie am Science Camp teilnehmen, können die Kinder klar beantworten: „Weil ich Experimente mag“, lautet die Antwort bei Katharina und Niklas. Am besten gefallen hat den Achtjährigen bisher das Mörsern. Das gehörte laut Vanessa Lindlahr zum Einführungsprogramm am ersten Tag, bei dem den Teilnehmern alle Geräte erklärt wurden und sie diese ausprobieren durften. „An den nächsten zwei Tagen besucht uns dann jeweils ein neuer Gastwissenschaftler mit neuen spannenden Forscherprojekten.“