"Kidical Mass" in Darmstadt: Familien-Fahrraddemo für sichere...

Auch und gerade Kinder brauchen sichere Radwege. Dafür demonstrieren sie mit ihren Eltern bei einem fünf Kilometer langen Fahrradcorso durch Darmstadt. Foto: Andreas Kelm

Diesmal waren die Kinder dran: Mehr als 200 Teilnehmer, Mädchen und Jungen aus allen Altersgruppen mit ihren Eltern, haben sich am Sonntagnachmittag an der Familien-Fahrraddemo...

Anzeige

DARMSTADT. Diesmal waren die Kinder dran: Mehr als 200 Teilnehmer, Mädchen und Jungen aus allen Altersgruppen mit ihren Eltern, haben sich am Sonntagnachmittag an der Familien-Fahrraddemo "Kidical Mass" - in Anlehnung an die Fahrraddemos unter dem Titel "Critical Mass" - beteiligt. Damit kamen rund doppelt so viele Demonstranten wie von der Initiative "Radentscheid Darmstadt" erwartet.

"Das lief super", freute sich Mitorganisator Gerson Reschke nach der rund einstündigen, von der Polizei und vielen freiwilligen Ordnern eskortierten Kundgebung, mit der die Forderung nach mehr und sicheren Fahrradwegen aus Kinderperspektive aufgegriffen wurde.

Nach dem vollendeten zehnten Lebensjahr dürfen Kinder nicht mehr auf dem Gehweg fahren. "Mit den gleichen Problemen, die Erwachsene in Darmstadt beim Radfahren haben, sind dann auch die Kinder konfrontiert", sagt Reschke, selbst Vater zweier Kinder im Alter von drei und sieben Jahren: Radwege sind zugeparkt oder enden abrupt, Kreuzungen sind unübersichtlich - erst recht für den Nachwuchs, der die Umgebung noch nicht auf Erwachsenenniveau überblicken kann. "Kinder dürfen aber nicht gezwungen sein zu laufen. Auch sie sollen die Möglichkeit haben, sich mit einem Rad schneller fortbewegen zu können", fordert Reschke. Aber auf der Straße sei es für Kinder sehr gefährlich.

Unterstützung für die Initiative "Radentscheid"

Anzeige

Anne Simmerling sieht das genauso. Sie ist mit ihren drei und sechs Jahre alten Kindern auf den Karolinenplatz gekommen. "Wir haben kein Auto und fahren deshalb alle Strecken mit dem Rad", sagt die Martinsviertlerin. Die Pankratiusstraße als Fahrradstraße sei sehr gut, aber ansonsten sehe es im Stadtgebiet nicht so toll aus.

Dieser Einschätzung kann sich Andreas Talmom l'Armée nur anschließen. Der Kranichsteiner ist mit der Anbindung des Stadtteils an die Innenstadt zufrieden. "Aber wir fahren ja auch andere Strecken", betont er. "Früher haben wir am Südbahnhof gewohnt, da war die Situation nicht so rosig."

Mit seinen beiden Kindern ist der Kranichsteiner auch deshalb zur Familien-Raddemo gekommen, weil er Flagge zeigen will: "Je mehr Leute kommen, desto mehr öffentliche Resonanz gibt es." Die Initiative "Radentscheid" zu unterstützen, ist für ihn eine Selbstverständlichkeit: "Mehr Radwege und vor allem deren bauliche Trennung vom Kfz-Verkehr sind mir wichtig." Er äußert die vage Hoffnung, die Stadt werde die Forderungen des "Radentscheids" (jährlich unter anderem fünf Kilometer sichere Radwege an Hauptstraßen, fünf Kilometer attraktive Nebenstraßen, drei sichere Kreuzungen und 50 Bordsteinabsenkungen) auch ohne den von der Initiative angestrebten Bürgerentscheid umsetzen.

Eine Stunde für fünf Kilometer

Da dies aber derzeit nicht abzusehen ist, machten sich kurz nach 15 Uhr die vielfach mit Luftballons geschmückten Kinder-, Liege-, Lasten- und sonstigen Räder auf den Weg durch das Johannes-, Martins- und Kapellplatzviertel. Auf Nebenstraßen eine ganze Straßenseite für sich zu haben, auf manchen Hauptstraßen sogar mal zwei Fahrspuren, kam gut an: "So viel Platz müsste man zum Radfahren immer haben", begeisterte sich eine junge Radfahrerin. Ein Mädchen freute sich: "Jetzt müssen die Autos mal stehen bleiben und warten."

Anzeige

Rund eine Stunde brauchte der Radlerzug für die fünf Kilometer lange Strecke. Gemächlichkeit ging vor Schnelligkeit. Schließlich sollten auch die Kleinsten mithalten können und die mussten sich gerade bei den Steigungen an Heinheimer-, Pützer- und Nieder-Ramstädter Straße ganz schön ins Zeug legen. Am Ende kamen alle wieder am Karolinenplatz an und wer wollte, konnte dann den Nachmittag auf dem Aktivspielplatz im Herrngarten ausklingen lassen.