Kabarett Kabbaratz stellt OB-Kandidaten etwas andere Fragen
Von Marc Wickel
Peter Hoffmann im Gespräch mit der Informatik-Professorin und Wissenskabarettistin Elisabeth Heinemann. Foto: Dagmar Mendel
( Foto: Dagmar Mendel)
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DARMSTADT - Evelyn Wendler und Peter Hoffmann (Kabbaratz) haben am Sonntag zum „kandidatenfreien Frühschoppen zur OB-Wahl“ in den Jagdhofkeller eingeladen und 130 Zuschauer sind gekommen. Die Kabarettisten hatten zuvor allen Kandidaten Fragen geschickt wie: „Wir fordern einen Rhein-Darmbach-Kanal. Wollen Sie mit uns den Darmstädter Hafengeburtstag feiern?“ Fast alle hatten sie mit mehr oder weniger Humor schriftlich beantwortet. Nicht reagiert habe Hans Mohrmann (AfD), berichtete Hoffmann, und die Antworten des parteilosen Thorsten Przygoda seien zu spät gekommen.
Kerstin Lau (Uffbasse) plant, ein „Las Woogas“-Casino auf einem alten Flugzeugträger auf dem Woog einzurichten und mit den Einnahmen den Haushalt zu sanieren. „Und das Darmstadtium wird in Darmphilharmonie umbenannt.“ Helmut Klett (Uwiga) erinnerte an 2005. Wäre er seitdem OB, gäbe es einen Kanal mit Wendeschleife im Schlossgraben. Achim Pfeffer (parteilos) wollte den Hafengeburtstag feiern, sich aber nicht nur auf Wasser beschränken; Michael Siebel (SPD) ignorierte die Frage und forderte ein Sozialticket; Jochen Partsch (Grüne) kündigte an, dass die Woogentschlammung eine Woogvertiefung werde. Der Wasserweg werde Rhein und Ostkreis verbinden.
Das Kabarettisten-Duo hatte auch nach Lärmuntergrenzen für alle gefragt. „Ich überlasse das laute Getöse der Ankündigungen dem Amtsinhaber“, hatte dazu Christoph Hentzen (FDP) geantwortet; Uli Franke (Linke) will 80 Dezibel für alle, „damit auch Flughafenbefürworter um den Schlaf gebracht werden“.
Peter Hoffmann im Gespräch mit der Informatik-Professorin und Wissenskabarettistin Elisabeth Heinemann. Foto: Dagmar Mendel Foto: Dagmar Mendel
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Über die Antworten sprachen Wendler und Hoffmann mit drei Experten. Jörg Dillmann, früherer Uffbasse-Frontmann und zweimaliger OB-Kandidat fand, dass Oberbürgermeister einen schweren Job hätten. „48 Stunden am Tag im Dienst, und dann wird man im Aldi … naja, eher im Tegut, von Bürgern angequatscht.“ Informatik-Professorin und Wissenskabarettistin Elisabeth Heinemann hatte beim Thema Bürgerbeteiligung „ein Darmstädter Paradoxon“ entdeckt. Erst wenn alles gelaufen, Gutachter und Planer bezahlt seien, dann beteiligten sich die Bürger – auf Facebook.
Beim Thema Kultur war Schluss mit lustig. Komödiant Roland Hotz (Kikeriki-Theater) ärgerte sich, dass die Politik erst vor der Wahl die Kultur entdecke. „Vor der Centralstation war der Kuchen in Darmstadt eigentlich relativ gut verteilt“, sagte Hotz, aber inzwischen machten die Subventionsbetriebe Staatstheater, Centralstation und Darmstadtium den kleinen Einrichtungen das Leben schwer. Eine städtische Kulturverwaltung sollte Kulturschaffende eher zusammenbringen, fand er. Doch der städtische Kulturreferent sei nur „ein Gespenst“, der sich für vieles nicht interessiere. Auch dass die OB das Kulturdezernat führen, hielt Roland Hotz für falsch, das habe nur beim SPD-OB Winfried Sabais vor 40 Jahren gepasst.