Vor sechs Jahren kam Alexander Huppert nach seinem medizinischen Praktikum aus Nepal nach Darmstadt zurück. Im Gepäck ein Gedanke: Nepalesische Waisenkindern soll eine bessere Zukunft ermöglicht werden. Bis heute hat sich viel getan.
Von Petra Neumann-Prystaj
Alexander und seine Eltern Margit und Peter Huppert (im Vordergrund) haben im Oktober 2018 Waisenkinder in Nepal besucht.
(Foto: Huppert)
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DARMSTADT - „Für diese Menschen müssen wir etwas tun!“ Das stand für Alexander Huppert (heute 28) nach seinem medizinischen Praktikum in Nepal fest. Von dem südasiatischen Land, das zwischen Indien und China liegt, und seinen buddhistisch geprägten Bewohnern war er so beeindruckt, dass er nicht mehr Neurochirurg, sondern Kinderarzt mit Schwerpunkt Psychotherapie werden wollte. Er kam mit dem festen Entschluss nach Darmstadt zurück, nepalesischen Waisenkindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Über 170 Waisen werden gefördert
Das war vor sechs Jahren. Seitdem hat sich viel getan. Es gelang dem jungen Mann, die ganze Familie für sein Projekt einzuspannen. Ende Oktober sind seine Eltern, die Darmstädter Zahnärztin Dr. Margit Huppert, und sein Vater Professor Dr. Peter Huppert, Direktor der Radiologie am Darmstädter Klinikum, aus Nepal zurückgekehrt. Im Gepäck 400 Fotos. Sie haben das Land in dreieinhalb Wochen kreuz und quer mit Jeeps bereist, um zu erfahren, was der von ihrem Sohn Alexander gegründete gemeinnützige Verein Namaste-Kids alles geleistet hat – und natürlich auch, um ihre nepalesischen Patenkinder zu besuchen. Namaste ist eine in Indien und auch Nepal übliche Grußformel. Zurzeit macht Alexander Huppert seinen Doktor an der Universität Ulm.
Mit Freiwilligen, vorwiegend einheimischen Studenten und Lehrern, baute er in Nepal ein Netzwerk auf. Auch Volontäre aus Deutschland sind dabei. Hierzulande sammelt er Spenden für Patenschaften. Über 170 Waisenkinder werden inzwischen mit 50 Euro pro Monat gefördert. 30 Euro sind für Schulkleidung, Schulutensilien und Nahrung reserviert, der Rest wird für die Ausbildung der Kinder zurückgelegt. Sie bekommen ihr Sparguthaben, sobald sie sechzehn geworden sind. Es soll ihnen helfen, eine Berufsausbildung in ihrem Heimatland zu beginnen oder dort zu studieren. Acht Patenschaften haben Peter und Margit Huppert übernommen, die Mutter der Zahnärztin noch weitere drei. Durch Freunde, Bekannte und Studienkollegen in Göttingen, England und Irland konnte ihr Sohn weitere Paten außerhalb Darmstadts gewinnen.
KONTAKT
Informationen über den Verein „Namaste Kids“ gibt es im Internet unter www.namaste-kids.org. Erster Vorsitzender ist Alexander Huppert. Dem Vorstand gehörten weitere Familienangehörige an: seine Eltern Dr. Margit und Professor Dr. Peter Huppert und sein Bruder Charles Christopher. (pep)
„Es fehlt an allem“, schildert Margit Huppert ihre aktuellen Eindrücke von Nepal. Sie erzählt von Schulen ohne Bänke und Tische, von aufgeweckten, lernbegierigen Kindern, die mangels Papier in den Sand oder auf eine Tafel schreiben. Sie erzählt von armseligen Hütten, die in einer herrlichen Landschaft stehen, und von der Warmherzigkeit und offenen Liebenswürdigkeit der Nepalesen. Sie erzählt auch von dem Jungen Saran, dem ersten ihrer Patenkinder. Er hatte seine Mutter verloren, lebte in einem Ziegenstall und stotterte. Heute, mit 17, spricht er ganz normal und wird dank der Hilfen des Vereins im nächsten Jahr studieren können.
Viele der vor drei Jahren bei einem gewaltigen Erdbeben zerstörten Gebäude sind nicht oder nur notdürftig wiederaufgebaut worden. Rund 9000 Menschen kamen damals ums Leben. Kinder wurden zu Waisen oder Halbwaisen, um die sich, wenn sie Glück haben, eine Großmutter oder entfernte Verwandte kümmern. Die nepalesischen Freiwilligen von Namaste Kids helfen beim Wiederaufbau von Schulen und informieren den Verein über Kinder, die Hilfe besonders nötig haben.
Um auch in entlegene, von der Regierung vernachlässigte Gebiete fahren zu können und die dort lebenden Kinder zu erreichen, sammelt der Verein Geld für ein allradgetriebenes Fahrzeug. Die Ortschaften liegen acht bis zehn Stunden Fahrtzeit auseinander, die Straßen sind in schlechten Zustand. Weitere Projekte sind ein Waisenhaus und eine kleine Klinik zur Erstversorgung.
Anfang nächsten Jahres wird Margit Huppert ihre Reise-Eindrücke von Nepal und den Projekten ihres Sohnes bei einer öffentlichen Veranstaltung in Darmstadt vorstellen.