Journalismus-Studenten der Hochschule beschäftigen sich in ihren Texten mit „Waldmenschen“
Von Miriam Gartlgruber
Journalismus-Studenten im Waldkunstzentrum: Anna Dollack, David Schaaf, Marius Schnelker, Johanna Schwanitz, Julia Carevic und Berrin Drescher (von links). Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - „Es braucht neue Wege, um der Gesellschaft die Natur zu vermitteln“, findet Torsten Schäfer, Professor für Journalismus an der Hochschule Darmstadt. „Sie müssen ganzheitlich und emphatisch sein, um den Menschen zu erreichen“. Zehn Studierende des Bachelorstudiengangs „Onlinejournalismus“ haben sich im vergangenen Sommersemester daran versucht, Gedichte über den Lieblingsbaum verfasst, Geschichten aus Sicht eines Insekts und eindrückliche Porträts geschrieben. Diese widmen sich „Waldmenschen“, Personen, die in irgendeiner Form etwas mit dem Wald zu tun haben. Einige der Werke wurden am Freitag im Rahmen der bundesweiten Erdfest-Initiative, die in diesem Jahr erstmals ausgerichtet wurde, im Waldkunstzentrum vorgelesen.
Umweltprobleme erfahrbar machen
„Unser Konzept passt zum Erdfest, deshalb haben wir uns entschlossen mitzuwirken“, erklärte Schäfer. Dabei sei das Projekt „Unter Waldmenschen“ ein reguläres Thema des Studiums, das das Ziel verfolge, Umweltprobleme einmal anders erfahrbar zu machen. Zu den porträtierten Waldmenschen gehörten ein Schamane, ein Jäger und ein Jagdgegner, aber auch ein Großstadtmädchen. „Also eine, die gar nichts mit dem Wald zu tun hat.“ Ihr Kommilitone hatte sich den Jagdgegner vorgenommen und erklärte: „Ich wollte etwas Kontroverses“. In Heilbronn fand er einen Mann, der eine Initiative zur Abschaffung der Jagd ins Leben gerufen hat. Auf einem Spaziergang habe dieser ihm erläutert, was alles schlecht an der Jagd sei. „Eine starke Persönlichkeit“, resümiert der angehende Online-Journalist.
Doch nicht nur mit den Porträts, auch während verschiedener Schreibübungen in der Natur sind Texte entstanden. Dazu setzte sich die Gruppe mit Block und Stift in den Wald oder aufs Oberfeld und ließ sich vom Grün inspirieren. Laut Schäfer wurde dabei teilweise auch im Stil des „Nature Writing“ geschrieben, einem Genre, das die Natur literarisch entdecke. So entstanden fantasievolle Geschichten, in denen die Studenten die Perspektive von Insekten oder Felsen einnahmen. Die Natur textlich zu begreifen, die Landschaft über literarische Zugänge mit Sprache zu füllen sei die Intention gewesen, so Schäfer. „Eine künstlerische, kulturelle Herangehensweise an Themen wie Artensterben, Ökologie und Naturschutz ist wichtig“, betonte er. Zudem hätten die künftigen Journalisten Fakten zu Arbeitsplätzen in der Forstwirtschaft oder der Rückkehr der Wölfe in deutschen Wäldern zusammengetragen.
Die Auseinandersetzung mit der Natur hat bei den Studenten Spuren hinterlassen: Emphatisch den Wald zu erleben, die Natur zu beachten, zu fühlen, was dabei in einem selbst vor sich geht, ist eine neue Erfahrung, war sich die Gruppe einig. Die Texte sollen auf der Plattform „Grüner Journalismus“ erscheinen, einem Lehrmedium rund um die Themen Umwelt, Natur und Nachhaltigkeit. Auch Ute Ritschel vom Waldkunstzentrum zeigte sich begeistert: „Das ist ein unterstützenswertes Thema“.
Die Erdfest-Initiative, die seit 2017 durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) gefördert wird, entstand aus einem Programm des Vereins „und. Institut für Kunst, Kultur und Zukunftsfähigkeit“. An drei Tagen im Jahr sollen sich Schulen, Kindergärten, Vereine aber auch Privatpersonen mit Ideen am Erdfest beteiligen, „um dem lebendigen Sein neu auf die Spur zu kommen“, wie es auf der Homepage heißt.