Investoren planen neues Hotel in Darmstadts Fußgängerzone inklusive Lebensmittelmarkt
Was soll aus dem leerstehenden Kaufhaus Römer in Darmstadts Innenstadt werden? Geht es nach den Hamburger Investoren, soll dort ab 2019 ein Hotel mit Ladenflächen für den Einzel- und Lebensmittelhandel entstehen. Sechs Geschosse soll der Neubau umfassen, dabei die Trauflinien der Nachbargebäude in der Fußgängerzone aufnehmen.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
Klamotten waren gestern: Anstelle des alten Kaufhauses "Römer" wird kein neuer Modeladen, sondern ein Hotel geplant. Foto: Torsten Boor
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Ein Hotel mit Ladenflächen für den Einzel- und Lebensmittelhandel soll ab 2019 an der Stelle des leerstehenden Kaufhauses "Römer" entstehen. Damit wäre einer der größten Leerstände in der Innenstadt beseitigt. Der Hamburger Architekt Christoph Heine stellte die stark überarbeiteten Pläne am Freitag öffentlich im Gestaltungsbeirat der Stadt vor. Zuvor hatte es monatelang Funkstille zwischen der Stadt Darmstadt und den Hamburger Investoren gegeben und damit Ungewissheit über die Zukunft des prominenten Areals.
Nach dem Abriss des alten Bekleidungshauses soll auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Gelände zwischen der Ernst-Ludwig-Straße und dem Markt ein "gemischt genutztes Geschäftshaus" errichtet werden, so teilen es die Investoren mit. Sechs Geschosse soll der Neubau umfassen, dabei die Trauflinien der Nachbargebäude in der Fußgängerzone aufnehmen. Das Dach wird im aktuellen Entwurf zur Straße hin als Schrägdach mit Gaubenfenstern gebaut. Damit reagiert Architekt Heine auch auf die Kritik der externen Fachleute aus dem Beirat.
Im März 2017 hatte er noch einen Entwurf mit einem treppenförmig zurückspringenden Dachgeschoss vorgestellt. Verschwunden sind auch die hohen, elegant gebogenen Schaufenster an der Ecke, bis auf eines im Erdgeschoss - Folge des Absprungs eines Modeunternehmens, das eigentlich als Hauptmieter angepeilt war. Ersatz ist nicht in Sicht. Das sei dem "tiefgreifenden Strukturwandel im Einzelhandel" geschuldet, erklärte Heine. Nun soll das Haus anders genutzt werden.
WARTEN AUF DEN NEUANFANG
Im Dezember 2016 hatt das traditionelle Modehaus "Römer" in der Ernst-Ludwig-Straße bekannt gegeben, dass Schluss ist. Im März 2017 hatten sich die Investoren für den Neuanfang an dieser Stelle öffentlich gemeldet und Pläne für ein neues, großes Modehaus vorgestellt. Zwei Investoren machen gemeinsame Sache: "Matrix Immobilien" und "F1rst Kröpke" aus Hamburg beziehungsweise Düsseldorf. Sie kündigten an, den Neubau mit einem "Magnetmieter" zu bespielen - dieser sprang inzwischen ab. Nun soll ein "gemischt genutztes Geschäftshaus" samt 100-Betten-Hotel entstehen.
Keine eigene Vorfahrt für Hotel
Für das Untergeschoss gebe es einen Lebensmittel-Händler, der "sehr interessiert" sein, sagt der Architekt. Im Erdgeschoss soll auf 980 Quadratemeter der Einzelhandel einziehen, eventuell werde die Fläche geteilt. Darüber wird auf vier Etagen ein Hotel mit 100 Zimmern geplant - eine Vorstellung, die der Stadt gut gefiele, sagt Heine. Planungsdezernentin Barbara Boczek (Grüne) befand im Beirat, das Areal werde "städtebaulich besser genutzt".
Die Ausweitung des Projekts hin zu einem Hotelbetrieb ist nach Darstellung des Architekten möglich geworden durch den Kauf des benachbarten Grundstücks an der Marktpassage. Hier werden derzeit noch Blumen in einem Pavillon verkauft - dieser wird von dem geplanten Neubau überbaut, wie Heine erklärte.
Bürger fragten in der Beiratssitzung nach der Erschließung des Hotelbetriebs und des Lebensmittelmarktes. Durch die Innenstadtlage sei diese "herausfordernd, aber nicht unmöglich", sagte Dezernentin Boczek. Sie betonte, es sei "wichtig, dass wir Lebensmittelhandel in der Innenstadt haben, nicht nur an der Peripherie". Sie verwies auf das Beispiel von Märkten, die in der Nachbarschaft ihre Waren anbieten und den Lieferverkehr auch organisieren können. Architekt Heine erklärte, die Lebensmittel für den neuen Markt würden "zu festen Lieferzeiten" angefahren, und zwar über die Ernst-Ludwig-Straße. Für das Hotel werde keine eigene Vorfahrt eingerichtet. Die Gäste würden bis zum Markt gefahren und von dort zu Fuß zum Hoteleingang gelangen. Der derzeitige Interessent wolle ein Boutique-Hotel einrichten, "der hat kein Problem damit".
Abstimmungsprozess sei "anspruchsvoll"
Die Planungsdezernentin fragte auch nach Möglichkeiten, mehr Grün beispielsweise an die Fassaden zu bringen. "Geht da noch mehr?" Das verneinte der Architekt und verwies auf die fast durchgängig begrünten Dachflächen, Eine Ausnahme sei die Hotel-Terrasse in Richtung des Innenhofs, die vom Grün ausgenommen ist.
Das alles sei aber nur "eine Wasserstandsmeldung", sagt der Architekt. Man sei noch in Gesprächen mit den Nachbarn, der Abstimmungsprozess sei "anspruchsvoll". So ist der beabsichtigte Baubeginn im nächsten Jahr (bei einer Bauzeit von 15 bis 16 Monaten) noch nicht sicher. Auch das Votum des Gestaltungsbeirats, der das Planungsdezernat berät, ist mitentscheidend. Falls der umworbene Hotel-Betreiber in der Zwischenzeit doch noch von Bord geht, haben die Investoren immerhin schon einen Plan B. Dann sollen die Zimmer als "Mikro-Apartments" vermietet werden, sagt Heine, "die vor allem studentisch genutzt" werden sollen.