Elf Ideen für ein umweltfreundliches Darmstadt: Die junge Initiative drängt auf einen Bürgerentscheid über die CO2-neutrale Stadt.
Von Thomas Wolff
Lokalredakteur Darmstadt
So wie im Kranichsteiner K 6 sollen alle flachen oder schwach geneigten Dächer bepflanzt werden, fordert die Initiative „Klimaentscheid“.
(Archivfoto: Karl-Heinz Bärtl)
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DARMSTADT - Gratis Bahnfahren mit dem „Klimaticket“, mehr Rad- und Gehwege statt Parkplätze an Hauptverkehrsstraßen, mindestens 300 Quadratmeter mehr Grün pro Jahr in der City: So könnte die Stadt bis 2030 aussehen, wenn es nach den Vorstellungen der jungen Initiative „Klimaentscheid Darmstadt“ geht. Am Dienstag stellten die Aktivisten elf konkrete Klimaziele für die Kommune vor. Ein Bürgerbegehren soll den nötigen Druck auf die Politik machen. Dafür sammeln die Aktivisten ab sofort Unterschriften – 3500 müssen es sein, damit das Begehren Chancen hat.
Mut macht den 13 Aktiven, die sich im April zusammengetan haben, der Erfolg des letztjährigen Radentscheids. Für den hatten 11 520 Bürger ihre Unterschrift geleistet. Das gesetzlich vorgeschriebene Quorum, um beim Parlament ein Bürgerbegehren fordern zu können, war damit klar erfüllt. Nötig ist die Zustimmung von mindestens drei Prozent der Wahlberechtigten, also 3347. Das Bürgerbegehren scheiterte dennoch an juristischen Auslegungen. Dafür setzt die Stadt viele Forderungen nun in ihrem Vier-mal-vier-Programm um, insgesamt 16 Millionen Euro also. Das wird beim Klimaschutz teurer werden, schätzen die Aktivisten.
Rund 37 Millionen Euro pro Jahr müsste die Stadt über den Zeitraum von zehn Jahren ausgeben, um alle der elf Forderungen umzusetzen. Das sei zwar nur eine grobe Schätzung, sagen die Initiatoren. Diese basiere aber auf Recherchen, bei denen Wissenschaftler sie unterstützt hätten.
Das ehrgeizige Ziel: die „klimaneutrale Stadt“. Bis 2030 soll der Ausstoß an Treibhausgasen rechnerisch auf null gesenkt werden. Um das zu erreichen, soll unter anderem der Öffentliche Nahverkehr gestärkt werden. Die Kapazität der Busse und Bahnen „muss um jährlich mindestens sechs Prozent“ gesteigert werden, bis 2030 soll ein Drittel aller Wege in Darmstadt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt werden.
Ein „Klimaticket“ soll Neubürgern drei Monate freie Fahrt in Bussen und Bahnen gewähren. In Heidelberg und Karlsruhe werde schon Vergleichbares ausprobiert. Auch Darmstädter, die ihr Auto stilllegen, sollen das Ticket bekommen.
Weitere Forderungen: Parkplätze an Hauptverkehrsstraßen werden in Fuß- und Radwege umgebaut; bei allen Neubauten wird ab 2022 Sonnenenergie genutzt; die Stadt fördert „klimaneutrale und nachwachsende Baustoffe wie Holz und Lehm“; Dächer mit geringer Neigung „müssen zu 100 Prozent begrünt werden“; mehr Pflanzen wachsen in der versiegelten Innenstadt durch Fassadenbegrünung und andere Maßnahmen, „mindestens 300 Quadratmeter pro Jahr“.
Das Klimaschutzkonzept der Stadt stufen die Aktivisten als zu unverbindlich ein, sagt Luisa Emrich, 20, Physikstudentin. Zudem seien bisher nur acht Prozent der angestrebten Projekte umgesetzt.
In der neuen Initiative arbeiten bisher vor allem Studenten unterschiedlicher Disziplinen mit sowie junge Architekten und Schüler. Sie begriffen sich nicht als Konkurrenz zu anderen Klimaschutz-Gruppen, sagt Mit-Initiator Björn Schulz, man wolle sich gegenseitig unterstützen. Der „Klimaentscheid“ will vor allem auf konkrete Maßnahmen drängen und „Druck machen“.